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Vischer ,
Peter.
musste er eine zweite Reise nach Italien unternommen haben, vm
er jetzt die neuere Richtung eingeschlagen haben sollte, in wr-l-
eher er jene Wtarke im antiken und lienaissance-Style ausgeführt
hatte. Allein es ist zu bedenken, dass der neuere, der Antike sich
iiiihrerndk- Styl damals auf viele deutsche Künstler mehr oder wQ_
niger Einfluss übte, und wie früher die Weise eines Vtfohlgemuth,
"Dürer u. s. w. in der allgemeinen Kunstrichtung der Zeit ihre 1111--
kliirung findet, so nimmt in den ersten Deceniiien des Jahr,
hunderts der neuere, zunächst von Italien ausgehende Umschwung-
die begabten Geister in Anspruch. A. Dürer war indessen Alleni,
was nach seiner liedcweise antikisch schien, abhold, erkannte abm.
wohl die Vorzüge, welche Gian Belliiii und Rafael hatten. Veit
Stoss ve-rliess aber die germanische Richtung, welcher er in Krakau
und in den ersteren Jahren zu Nürnberg streng huldigte, immer
mehr, und befand sich zuletzt auf der Basis der Renaissance. N15;
Gusswerken hat es überhaupt eine eigene Bewandtniss; Ugt
wird der Bildhauer, welcher das Modell geliefert hatte, mit de,-
Zeit vergessen, und der Giesser tritt in seine Rechte ein. Es wird
in einer fernen Periode vielleicht eben so oft gesagt wgrrlgn, von
Stieg-ehnayer oder lYliller (statt von Schwanthaler; sei die riesen-
heilte Bavaria in ltlünehen. Vischer's zweite Reise nach Italien
will man um 1505 sctzen. Er soll sich in Rom aufgehnl-
teu, und dort die hohe Stufe erreicht haben, auf welcher er alle
früheren deutschen Erzgiesser ühcrragte. Der Meister sollte aber
tilellhtttih in Rom eine untergeordnete Stelle behauptet, und in
geiid einer Werkstätte thiitig, gewesen seyn, wo man antike Bil.l_
werke nachahmte, da die Nachfrage nach alter Plastik sich sek,-
gesteigert hatte. Den lleweiss ist man schuldig geblieben. Siehor
ist aber, dass Viseher in Nürnberg zahlreiche Gusswerlie geliefert
und zuletzt mit fünf Söhnen gearbeitet habe, worunter Hermann,
der tüelitigste Bildhauer wair, welcher Modelle ausarbeiten konnte,
Vater und Sühne wohnten mit ihren Familien in einem Hause auf
dem St. Catharinen Graben, und arbeiteten gemeinschaftlich. Peter
Vischer traf wahrscheinlich nur dieiVorbereitung zum Guss, und
leitete diesen. VVenn er auch im Modelliren in Thon und VVaizhs
erfahren war, was wir nicht in Abrede stellen, und vielleicht auch
Iicilzinodelle hätte ausführen können, so war er-sieher mit den
vielen Gussarbeitcn so sehr beschiiftiget, dass ihm zum Compon;
ren und Modelliren gar keine Zeit übrig blieb. Er war, also gh
zw ngen, sich fremder Hülfe zu bedienen. Veit Stoss ist ihui als
Bildhauer am nächsten, und dann reiften neben diesem seine Söhne
Hermann und Johannes heran, welche Neudürffer beide als gß
schichte Bildhauer erklärt, Doppeliiiayer dehnt nur dieses Lob
etwas weiter aus, wenn er sagt, sie seyen in der Zeichem, B054
sier- und Giesskunst eben so erfahren gewesen, wie der Vater_
Letzterer erscheint aber immer als Hauptmeistcr, und nahm die
lnhi-e in Anspruch, seinen Namen aufwlie Gusswerke zu setzen;
doch nur als bescheidener Iiothgiesscr. Als solchen, nicht als Bild-
hauer, sah ihn wahrscheinlich auch der etwas luiiiststolze Dur-m.
an, und hielt sich fern von dem Sehurzlelle. Er erwähnt Vischei-"s
nicht ein einziges- Mal, während er doch Mitbürger war. "Es
findet sich keine Spur eines Verhältnisses zwischen beiden. Man
wollte dieses Fcrnhalten aus Düreüs Abneigung gegen alles Antihg
erklären, ohne zu bedenken, dass der grösste"1"heil der Werke
Y'isclier's in jenem alterthüinlichcn Style ausgeführt ist, dessen
Grenzen Dürer nicht überschreiten wollte. Dieser Meister scheint
aber auch mit V. Stuss nicht viel in Berührung gekommen zu
seyii, und man kann wohl nicht sagen, dass er den einen wegen