Volltext: Veit, Ph. - Vouet (Bd. 20)

Vischexj , 
Peter. 
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sterrecht erlangte. wie aus dem Biirgerbuche der Stadt ci-hellet, 
wo folgende Notiz steht: vPcter Vischer ist aufgenommen und 
ltleister worden 1489m Wenn nun Vischer wirk ich die Vverkg 
der grossen italienischen Meister kennen gelernt, und in ihren 
Werkstätten gearbeitet hat, so bleibt es auffallend, dass der Ant'- 
schvvung, welchen die italienische Iiunst damals gewonnen hatte, 
auf Vischer keine Rückwirkung- üusserte. Die VVerlte, welche er 
als Meister in Nürnberg unternuninieii hatte, sind noch alle im 
alten germanischen Style ausgeführt, wie das Denkmal des Bi- 
schofs Johann zu Breslau von 1490, jenes des Erzbischofs Ernst 
von Sachsen im Doine zu Magdeburg von 1497, die Monumente 
in llönihild u_ s. w. Alle diese Werke werden dem Peter Vischer 
nach Erfindung, Modell und Guss zugeschrieben, er verliiugnet 
aber den italienischen Einßuss so sehr, dass man nicht glauben 
kann, dass der Meister schon früher in italienischen Werkstät- 
ten gearbeitet habe. Wir weisen aber auf sein Verhältniss zu Vcit 
Stuss hin, welches sich erst ii1 neuester Zeit herausgestellt hat. 
Der Einfluss, welchen dieser Meister auf ihn übte, kann wohl 
nicht mehr gelüugnet werden, und der Rotbgiesser hatte Modelle 
vor sich. welche er nicht selbst gemacht hatte. Wäre Vischer auch 
der Erfinder, der Modcllirer jener monumentalen Werke gewe- 
sen, so hätte er gewiss eine hohere Ehre in Anspruch gdnum- 
man, als jene eines bescheidenen Rothgiessers. Auf den meisten 
seiner Gusswerke steht nur: Gemacht von mir Peter Vischer Roth- 
giesser etc., selbst auf dein später ausgefuhrten St. Sebaldus Grab, 
welches als Triumph seiner Kunst gilt. In diesem Werke (1599 
bis 151g) ist aber die Henntniss der Antike sichtbar, so wie eine 
vollkommene technische Umwandlung Die späteren Werke des 
Meisters sind iin Style der Renaissance ausgeführt. oder sie zeigen 
eine Verbindung der Formen des gothischeu (germanischen) Styls 
mit den später üblichen, so dass sie gleichsam den Uebergang von 
der Gothik zur Renaissance bilden. Erst in neuester Zeit wollte 
man aus dieser Verschiedenheit des Styls den Schluss ziehen, dass 
Vischer Modelle verschiedener Meister gebraucht habe, und na- 
mentlich war es Heideloif, der sich im vierten Hefte "seiner Ornamen- 
tik des Mittelalters gegen Vischer aussprach, und behauptete, dass 
unser liothgiesser höchstens in Wachs inodellirt, keine HUlZIIIO- 
delle habe fertigen können. Veit Stuss sollte ihm nach Heidelolfs, 
Vcrinulhung zur Ausführung grössercr Gegenstände derlei Modelle 
.gefei'tiget haben. Wie sehr der Architekt Dobner (Iiunstblatt 18116, 
Nr. n) egen diese ketzcrische Ansicht geeifcrt hat, haben wir 
iin Artikel; des V. Stoss erwähnt, und wir bemerken hier nur noch, 
dass Döbner als lienner Vischer'sclier Erzgiisse von seinem histo. 
rischen Standpunkte aus berechtiget war, fiir den grossen Nüfn. 
berger Meister in die Schranken zu treten, da man damals noch 
glaubte, Stoss sei erst zu Anfang des 16. Jahrhunderts nach Niirn- 
berg gekommen, wo _Viscl_icr schon zahlreiche Werke in die Welt 
geschickt hatte. Allein wir-haben _1m Ilunstblatt 13:47, Nr. 56 au, 
Urkunden bewiesen, dass Stoss viel früher dahin gekommen ist. 
Der Einfluss des lirakauer Meisters ist zwar noch nicht zur Evi- 
denz bewiesen, die Wahrscheinlichkeit kann aber nicht mehr zu- 
rück gewiesen werden, da Stuss damals die grüsste Holzschnitz- 
Werkstätte in Nürnberg hatte, und die alterthümliche Manier des 
Peter lirafft in Vischers Gusswerken wenig Analogie findet. Vi- 
scher hat indessen von jeher als einer der vielseitigsten Meister ge- 
golten, der im Stande war, jede Bildhaudrarbeit zu unternehmen, 
und in Erz zu giessen nach eigenen Modellen. Um den Wider- 
streit zu erklären, welcher im Style jener Werke sich kund gib, 
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