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Vinci,
Pierino
Vincidor ,
Tommaso.
tappt. Zur Bezeichnung des Ortes, wo jene Begebenheit verfiel,
strömt unten in der Breite des Bildes der Arno, an dessen Llfer
der Hungerthurm in Pisa sichtbar ist. Auf diesem zeigt sich der
Hunger selbst in Gestalt eines nackten, dürren Weibes. Pierinu
goss dieses Werll in Bronze (1 Elle hoch und ä E. breit). Es bs-
findet sich im Palaste des Grafen della Gherardesca zu Pisa, wird
aber von Einigen fälschlich dem Miehel Angele beigelegt. Blau
findet Gypsabgiisse davon. Dann rühmt Vasari auch ein kleines
Marmorbasrelief, welches die heil. Familie vorstellt, und zu seiner-
Zeit im Studierzinmmer des Herzogs in Florenz aufgestellt wurde.
Dieses Bildwerk sieht man jetzt im Corridor der Gallerie der Uf-
{izien dasclbst. Es ist mit mehr Gefühl moclellirt, als man von
einem Schüler des Michel Angele erwarten sollte. Ein weiteres
VVcrli, welches der liiinstler fertigte. ist ein Relief, wwwz-lches das
von Cosirno restaurirte Pisa vorstellt. Auf diesem Basreliel" er-
scheint der Herzog von den allegorischen Gestalten seiner 'l'ngen.
den umgeben , wie er die allegorisehe Pisa im Gefolge der Uebel
und Mängel aufrichtet. Die Stadt erkennt man aus dem Wappen-
schild, auf welchen sie sich stützt, und aus dem in der Ferne er-
schcinenden Meere. In der Ape Italiano III. p- 52- ist dieses jetzt
im vatikanischen Museum befindliche VVerk auf tav. VIII. abge-
bildet, wird aber irrig dem Michel Angele zugeschrieben, mit der
Bemerkun , es stelle die von Cosimo de Medici (Pater Patriae)
emporgehogbene Stadt Florenz dar. Diese genannten Arbeiten hat-
ten dem Vinci grossen Ruf erworben, und man bewunderte den
Netten des grossen Leonardo. Desswegen übertrugen ihm auch
die Erben des Bartolomeo Turini die Ausführung des Grabmale-s
des Messer Baldassare Turini, für welchen Leonardo in lium ge-
arbeitet hatte. Pierino liess sich einen Marmorblock aus Carrara
bringen, und fing eine Statue zu arbeiten an, deren Entwurf ganz
in der Weise des Michel Angele behandelt war. allein das Werk
liam nicht zu Stande, da Vmci erkrankte, und in Padua verge-
bens die Herstellung seiner Gesundheit hoffte. Er starb bald nach
seiner Ankunft in Florenz, erst 55 Jahre alt. Das Todesjahr nennt
Vasari nicht, er fügt nur ein Sonett bei, welches Benedctto Varchi
zu seinem Gedächtnisse dichtete, Dieser Varehi wurde als Anhäu-
ger der Strozzi 155? aus Florenz verbannt, ab_er_155l2 wieder be-
gnadiget. Im Gedichte wird Pierin als zweiter Vlllßl" gepriesen,__i1nil
Varcln klagt, dass er bereits alt und grau, den bluhenden liuust-
ler habe lnnscheiden sehen.
VIIICIClOP, TOIDIIIQSO, Maler von Bologna. wird unter die Schii-
ler Rafaefs gezählt, ist aber nach seinen Lebensverhältnissen un_
bekannt. Er soll in Cremona gearbeitet haben, ltaxn aber auch
nach Antwerpen, wo er 1520 mit AlbrechtDürer in Berührung kam. Er
malte das Bilrlniss des deutschen Meisters, und wie aus dem 'l'agg-
blieb desselben hervorgeht, arbeiteten sie auch gemeinschaftlich,
Dürer zählte ihn zu seinen Freunden, und nennt ihn Thomas P0-
lulllra und Polonius. Das von ihm gemalte Bildniss Dur-er's ist
duPCll Zwei Stiche bekannt, einmal durch jenen vuu Aml. Stuck
(1039) , mit der Inschrift: EiTigies Alberti Dureri Nurici, Picturis
et Seulptoris hactentis excellentissimi, (leliueata acl imagineln a-jus
quain 'l'huxuas vineinlur Llß [luluignia ad vivuin dcpiilxit AlliVUFPlilÜ
1520, Dieses schöne ßilduiss aus F. cle VViUs Verlag minle
von E. cle Bontonois für J. BnllarPs Acaclemie des scienees. arit-
xelles 1582, I1. 285. copirt. Der Meister erscheint im Pelzr zhe
mit einem Hut auf dem Kopfe, unter welchem die langt-n Haare
herabfallen. Brustbild in Oval. Die Zeichnung dazu hcsass J. Hel-