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Virwi ,
Leonardo
Auf der Bibliothek Mazarin im k. Instituts-Gebiiucle sind 12
Foliobäxide mit Manuscripten und Zeichnungen des Meisters, auf
welche wir unten im betreffenden Abschnitte näher zurückkommen.
Sie waren früher in der Ambrosiana zu Mailand.
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In der Sammlung des Grafen Sanvitale ist das Bildniss des
Kanzlers Girolamo Murone, welches bei Duca Scotti zu Mailand
in schöner Copie vorkommt; Ausser Zweifel ist aber auch das
Bild des Grafen nicht. Es soll aus der Gallerie in Modena in die
Sammlung Carotti gekommen seyn, welche Sanvitale besitzt.
Dann ist in diesem Hause auch eine heil. Familie mit St. Mi-
chael, welcher dem Binde die Waaaschale des Weltgerichts reicht,
bezeichnet: Leonardo Vinci fece 1292. Ein ähnliches Bild ist im
Louvre unter dem Namen sVierge aux balancese bekannt.
St. Petersburg.
In der k. Eremitage sind acht Bilder unter Leonardo's Na-
men aufgezählt, von denen aber nicht die Hiilfte ächt seyn (liirfte.
Heilige Familie in halben Figuren. Maria hält das Hind, wel-
ches nach der Schale des Johannes reicht. Hinter ihr steht Joseph,
und eine reich gekleidete weibliche Figur, angeblich die Gemah-
lin des Herzogs Ginlio de Medici. Aut Holz, in RaphaePs VVuise
behandelt. Auf dem Buche. worauf das liind steht, ist ein lVlo-
nogramm, welches aus dem Buchstaben D besteht, in Welchen (las
V gezeichnet ist, abgebildet auf dem Titel des VVerkes vun Gal-
lenberg. Etwa 5 F. hoch, und liixF. breit.
Man glaubt, dass diess jenes Bild sei, welches Leonardo für
Leo X. gemalt hat, wie oben S. 515 erwähnt. Im Jahre 1831 war
es noch im Hause Salvadori zu lYIori bei Roveredo. Hand (liunst
und Alterthum in St. Petersburg, 1827) beschreibt es daher nicht,
sondern nur die folgenden Bilder.
Die heil. Familie, Kniestiick in lebensgrossen Figuren, in der
k. Eremitage als Original erklärt. Im Schoosse der Maria ruht
das Kind, welches sich beim Emporrichten an den Busen der
Mutter festhält. Joseph tritt links mit über einander geschlagenen
Armen heran, und rechts neben Maria liest St. Catharina im Bu-
che. Dieses Bild ist sehr fleissig vollendet. und von meisterhafler
Rundung der Formen. Im Antlitz der Maria spricht sich das be-
kannte Lächeln der Lieblingsphysiognomie Leuuardtüs H1 grosser
Anmuth aus.
Ein anderes. als ächt bezeichnetes Gemälde ist das Brusvhild
einer andächtigen Jungfrau von bezaubernder Anmuth. Dieses Werk
hat gelitten.
Ein weiteres Gemälde wird unter dem Namen der BelleFeron-
111""! gezei t, und kam aus Houghton nach Petersburg. Hier wal-
tet ein Irrtlium 0b, indem das Bild mit jenem in der üallcrie des
Louvre nicht übereinstimmt. Die dargestellte Person ähnelt der
Müll" Lisa in Paris, nur ist sie bis auf den Unterleib nackt, und
das violette Gewand legt sich über die Balustrade, welche auch
auf dem Bilde der Miina Lisa in Paris sichtbar ist. Die halb
nackte Gßäifilt der Eremitage ist eben von keinem hohen Reize,
da die Form zu flcischi ist. Der Kopf ist im Profil genommen,
und bildet ein schönes äval, während das Pariser Bild eine rund
liebe Form hat, und der Iiopf von vorn sich zeigt. Das dunkle
Haar fällt in Locken herab, nur einige Flechten laufen autvviirtsj
und bilden über der Stirn einen Knoten. Bewunderungsvs-urdig
fein sind die Iliinde, nnsserdem aber ermangelt die Haltung des