Vinci ,
Leonardo
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lVL Leroux zu Paris besitzt ebenfalls ein Bild der Leda mit dem
Schwan, stehend in einer Landschaft und mit den Kindern zux-Seite.
Sie belsränzt denselben. Leroux hat dieses Bild 1855 gestochen,
gr. ful. Der Anthcil, welchen Leonardo an diesen Bildern hat,
1st nicht erwiesen, Lumazzo hält das Bild aus Fontainebleau für
Original, man findet es aber in Frankreich nicht vor. Der Ge-
genstand war dem guten Lomazzo etwas ansliissig, und er sucht
den Meister zu entschuldigen, indem er bemerkt, dass dieser
während der Arbeit bei Betrachtung des Bildes utt die Augen nie-
dergeschlagen habe.
Leonerdo in Frankreich, und dessen Tod.
Im Jahre 1516 begab sich der Künstler mit seinem jungen
Freunde und Schüler Francesco Melzi im Gefolge des Königs
1"ranz I. nach Frankreich, da ihn dieser mit einem Gebalte von
T00 Scudi zum Hofmaler ernannt hatte. In Frankreich scheint aber
Leonardo wenig oder nichts gearbeitet zu haben, da ihn selbst
der Iiiinig nicht dahin bringgn konnte, den berühmten Garten der
heil. Anna in Oel auszuführ n. Wenn daher Vasari sagt, dass der
liünig mehrere Werke von ihm besass, so müssen sie alle in Ita-
lien ausgeführt worden seyn. Dagegen- scheint ihn noch der Ca-
nalbau beschüfliget zu haben. Auf der Bibliothek zu Paris ist ein
Band mit Handschriften und Zeichnungen von Leonardo. in wel-
chem bemerkt ist, (lilSs er zu Homorentin, einer ehemaligen Ca-
stellauei im Gouvernement. Orleannois, einen schilfbaren Canal
hätte anlegen sollen. Er begleitete im Jiinner 1518 desswegen den
Hof dahin, das Werk scheint aber nicht zu Stande gekommen zu
seyn. Denn Leonardo machte in Amboiae den 18. April desselben
Jahres auf dem lirankenlager das Testament, welches der Pretore
Vinci zu Barberinu besass, und bei Gallenberg S. 14g H. abge-
druckt ist. Er empfiehlt vnrAllem seine Seele Gott, der heiLJung-
frau, dem Wlonsignore S. Miehele, und allen Heiligen des Para-
dieses. Dann verordnet er, dass er in der Iiirche St. Ylorentin
zu Amboise begraben wrrtlen wolle, und bestimmt die Zahl der
hlessen, die nach der Begriibniss gelesen werden sollten. Dem No-
bile Idrancescx) Mclzi legirt er seine Bücher, seine Werkzeuge,
seine lilcider und den rückständigen Rest seines Jahrgehaltes, mit
der Bemerkung, wenn er eher sterben sollte, so dass der Meister
die l-Iolinung noch nicht aufgab. Seinem Bedienten Battista de
Villanis sicherte er das Wasserrecht am grossen Naviglio bei Mai-
land, und all sein Hausgeräth zu St. Cloud, die Kleidungsstücke
niussto aber Villanis mit Salai theilen. Auch seine Magd ging nicht
leer aus, und seine leiblichen (carnali) Brüder sollten neben sei.-
nen beweglichen und unbeweglichen Gütern II] Italien 400 Sonnen-
Scudi bei dem Iiämmerling von St. Maria di Nova zu Fluren;
erhalten. Seiner Leiche sollten 60_ Fackeln von Armen vorgetra-
gen werden, welche lVlelzt remuneriren musste. In die Iiirclie ver-
machte er 10 Pi. grosser Vvacltslterzeu, und die Armen des Spi-
tals St, Lazare sollten 70 50115 Tournois erhalten. Beeideter Testa-
ments-Executor war F. Melzi. Dieser konnte aber seine Funktion
erst im folgenden Jahre antreten, denn der Meister starb zu St.
Cloud am z. Mai 1519 im 0T. Jahre. Vasari sagt, der Iiünstler
habe unter Thränen die Beicht abgelegt, und die Sakramente
empfangen. hält ihn aber im Allgemeinen liir keinen eifrigennßav
tholiken. In der ersten Ausgabe seines WVerkes tritt er dem lilllläl-
lersogaraut unchristliche Weise nahe, indem er sagt, Leonardo habe
inseinem Geiste ein so ketzerirches Vorhaben gefasst, dals er Slßlt
Jseuier der vorhandenen Religionen näherte, da erl Wahrschein-