Viuui ,
Leonardo
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Chaumont der rSi noria von Florenz, dass Leonardo kurze Zeit
dahin gehe, um grbschaftsangelegeuheiten zu ordnen, yrnan iniige
ihn aber bald wieder nach Mailand fördern. Ob der huustler da-
mals an dem grossen VVandbildc im Rathsaale wveiter gemalt habe,
ist nicht bekannt, und wenn je, so war derFleiss nicht anhaltend;
denn 1508 War er wieder in Vaprio als Gastlreund des Grafen
Melzi, und zu Zeiten auch in Canonica, wo [Vlelzi ebenfalls ein
Haus hatte. In diesem malte er sein eigenes Bildniss an die XVanl
eines Zimmers neben dem Fenster. Hierbeschälligte ihn die Schill-
hamiaehung des Naviglio della Martesana, so wie im folgenden
Jahre die Vollendung des Canals von S. Christoforo bei Nlaildnti-
In dieser Stadt leitete er 150g die Decoratinn des prachtvollen
Triuxnphzuges, welchen Honig Ludwig der Xll. hielt. Bei diesem
Feste bildete auch der Feldherr Giangiacomo Triulzi einen Glanz-
punkt, weil er bei Agnadello über die Venetianer einen vollstän-
digen Sieg erhielt. Arluno (de bello Veneto Msc. der Ainbrosiaxia
p. H9) beschreibt diese Feier, und spricht auch _v0n iitisserst fei-
nen "hllalereien, welche man bci-ilieser Gelegenheit sah, aber ohne
sie dem Leonardo zuzuschreiben. Der französische Usurpator war
damals mit den Dienstleistungen des Hiinstlers so zufrieden, dass er
ihm eine Strecke Wassers aus dem Navigliia bei St. Christofori) als
Eigenthum gab, wo Leonardo eine bewunderungswiirtlige Schleuse
und einen Stappelplatz anlcgte. Zugleich ernannte ihn der liii-
nig zum Hofmaler mit Gehalt. Im atlantischen Codex der Am-
brosiana ist ein Schreiben an ihn, mit der Adresse: A lVlnxisieur
Lyonard Peintrc du lioy par Amboyse. In den Jahren 1510 und
15H scheint sich der liiinstler mehr mit wissenschaftlichen, als mit
artistischen Studien befasst zu haben, besondcrs'init der Anatomie
unter Leitung des M. A. Tnrre in Padua. In diese Zeit fallen
auch zwei Madonnenbilder für den liönig von Frankreich, die
nicht genau zu bestimmen sind. Man weiss zwar, dass er auf dein
Wege nach Florenz eine merkwürdige Felsenscblucht am Po ab-
gezeichnet habe, und eine solche kommt im Hintergrunds: der be-
rühmten Viergc aux llochers im Louvre vor, allein diesem llilde
soll nur eine Zeichnung zu Grunde liegen. Ob er in jener Zeit
die Arbeiten im Rathsaale zu Florenz fortgesetzt habe, ist eben-
falls nicht bekannt, nur weiss man, (lass Leonardo 1512 mit sei-
nem Schüler Salai nach Nlailand zurückgekehrt ist, da der Her-
zog, Massimiliailo Slorza die Statlt wieder eingenommen hatte.
Er malte zwei Bildnisse dieses Forsten. wovon das eine in der
Brei-a, das andere im Hause Melzi zu Mailand sich belindet. Der
Künstler blieb indessen nicht lange in der Stadt. sondern kehrte
Wieder nach Florenz zuriick, tvo man 1513 die Hoilnting aufgab .
dass das grusse Schlachtbild im Piathsaale je zu Ende komme. VVix'
wissen aus Gaye, dass damals der vollendete Theil mit einer llret-
terwand umschlossen wurde, um ihn vor der Beschädigung zu
schützen.
Stiche nach deni bcriilimten Carton.
Im Verlauf der Zeit ging das Gemälde und der Carton Zll.
Grunde, nachdem letzterer noch eine Reihe von Jahren den jiin-
gcren liiinsllern zum Studium gedient hatte. Wie weit (las Ge-
mälde ausgeführt war, ist unbekannt, ja es scheint sogar, (lese
Leonardo nur die bekannte lleitcrgrnpye im Carton (im-gestellt,
und von dem übrigen nicht einmal den Entvcurf bekannt gelrlßllhl
habe, da Vasari ikeincr anderen ScIene gedenkt, und auch llien-
venuto Celliui nur vorzugsweise von dieser spricht. 1m Zeich-
nungswerlae von Gerli sind verschiedene Pferdestudie-n zu diesem