Volltext: Veit, Ph. - Vouet (Bd. 20)

Vi n oi , 
Leonardo 
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lchmnehtete aber in der Gefangenschaft, und somit vcrlicss Len. 
nardo 1500 mit seinem Schuler Salaiuo Mailand, um in Florenz 
sein Heil zu suchen. Auch der Mathematiker Fra Paciolo beglgi. 
tete ihn, da er drei Jahre in seinem Hause gewohnt, und veriniuth- 
lich als Lehrer an der ÄliiKlClHiG des Meisters gewirkt hatte. Leo- 
nardo wurde in Florenz von dem Gonfalonicre Piero Sodcrini wohl 
aufgenommen, und mit einem Jalirgelile beglückt. Das erste be- 
kannte Werk, welches er in Florenz ausfiihrte, ist ein Carton zu 
einem Altarbilde der Servitenkirclie daselbst. Vasari sagt, die 
llrlüiiche hätten dieses VVei-la früher dem Filippino aufgetragen. 
da aber Leonardo sich geäussert habe, solch ein Bild würde er 
auch gerne übernehmen, so sei Filippino zurückgetreten. Die 
Mönche nahmen hierauf den liünstler in ihr Haus auf, und gaben 
ihm nach Vosari Unterhalt für alle seine Angehörigen, was er 
lange Zeit geschehen liess, ohne etwas zu arbeiten. NVenn diess 
sich so verhält, so begann Leonardo den Carton wahrscheinlich 
erst 1501. Er stellte die heil. Anna neben Maria sitzend" dar, wie 
diese nach dein auf ihrem Schoosse sitzenden liinde zärtlich blickt, 
während Johannes mit einem Lämmchen spielt, und der heil. Anna, 
welche nach oben deutet, ein Lächeln abgewinnt. So beschreibt 
Vasari den Carton, und Sagt. dass bei der Ausstellung dieses 
VVuntlerwerhes Männer und Eirauen, Jung und Alt. wie zu einem 
glänzenden Feste nach dem Iiloster strointeir. Allein Leonardo 
führte den Cartoii nicht in Oel aus, und die Mönche mussten 
zuletzt wieder zu Filippino ihre Zuflucht nehmen, welcher aber 
vor der Vollendung des neuen Altarbildes starb, so dass Peru. 
ino die letzte Iland anlegte. Der Carton soll nach Vasari nach 
Frankreich gekommen seyn, und auch Luinazzo behauptet, er sei 
in Frankreich gewesen. Zu seiner Zeit besass aber Aurelio Lovini 
den Carton, da dieser nach Loniazzo von Frankreich wieder nach 
Mailand gekommen seyn soll. Hierin liegt ein Irrthum, welcher 
auf zwei ähnliche Cumpositionen schliessen lässt, Nvovon die eine 
seit langer Zeit im Louvre sich befindet. Der von Vasari besclirie. 
bene Carton ist gegenwärtig in der Akademie der liünste zu Lon- 
don, und in der liirche S. Giuseppe dei Teatini zu Palermo sieht 
man eine alte Ciipie in Oel. Der Carton ist mit schwarzer Kreide 
ausgeliilirt, welche in den Schatten in ihrer gaxßn Stärke gebraucht 
ist. Die Lichtmassen sind mit weisser Farbe aufgehiiht.  Von der 
erhobenen Hand der Anna ist nur der Umriss da. In dieser Com- 
position spricht sich ein ausserorilentliches Geluhl für Schönheit 
der Linien aus, und die Kopfe sind hier von einem Adel , einer 
Feinheit und Bcseelung, wovon nach Waagen (Kunstwerke etc. ll. 
154) die unzähligen Nachahmungen seiner Schule keine Vorerst- 
lung geben. Allein das Urbild solcher Nachahmungen ist in der 
Gallcrie des Louvre zu suchen, welches aber von dem beschrie. 
bcnen Carton abiveiclit. Diese Gonipositioxi hatte wahrsi-heinlich 
Lomazzo vor sich. denn er erwähnt bei der Beschreibung des klei- 
nen Johannes nicht. Maria sitzt hier auf dem Schoosse der heil. 
Anna, und das Jesuskind spielt von ihrem Schoosse herab mit dem 
Lamme. Der Johannes fehlt. Die Familie Plettenberg in West- 
phalen besitzt nach Waagen (l. c. III. 426.) einen Carton zu die- 
serComposition, aber es ist nicht erwiesen, dass er von Leonardo 
herriihrc. Doch auch das Gemälde in Paris ist durch nichts br- 
glanbiget, und Waagen erklärt es daher für Schularbeit, wie diß 
Wiederholungen aus S. Celso in Mailand in der herzoglich [dGUClI- 
tenbergischen Gzilleric zu München, in S. Eustorgio und in der 
Brera zu Mailand, in der Gallerie zu Florenz, in der Hausliapcllt: 
der Vauiui in der Strada Cliiaravalle zu Mailand, ehedem in der 
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