Vinci ,
Leonardo
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(gar-du's, welcher dessen _Manler näher kam als irgend ein anderer,
ist Francesco Melzi. und daher werden seine Bilder ülters
111i]; jenen des Leonardo verwechselt. Sie sind sehr vollendet, aber
selten, da Melzt nur zu seinem Vergnügen gemalt hat. Er stammt
aus der Gräilichcn Familie DrIelzi, mit welcher Leonardo eitg ver-
bunden war. YVie oben bemerkt. baute er dem Cav. Gio. lYlelzi
ein Landhaus in Vaprio, wo Yrancesco noch zu VasarPs Zeit als
schöner, eltrwürtliger Greis lebte. Leonardo liebte ihn als linabcn
vor allen. lVlelzi besass mehrere Blinde mit Zeichnungen und Ma-
nuscripten des lYIeisters, welche jetzt in Paris. lYIailand und Lon-
don zerstreut sind, wie wir unten angegeben haben. Zu den bes-
seren Schülern Lßonardrfs gehört auch Marco d'Oggion e. Er
ist aber weder sehr gründlich, noch schön in der Zeichnung
des Nackten, welches er meistens etwas mager geltalten hat, be-
Sonder-s an den Iliinden. Indessen verstand er es doch öfters.
seinen Köpfen eine gewisse Anmuth zu_ verleihen. In der Regel
ist das Oval Seiner liopfc durch das feine gezogene liinn etwas
lang. Seine grossen Augen haben etwas Schwimmendes, und sind
im Oberlied nach der sogenannten Schönhcitsliilie geschwungen.
Seine Carnatiou ist kalt und hell in den Lichtern, grau in den
Uebergüngexi und dunkelbraun in den tiefen Schatten. Die Fiirw
bung der Gewänder halt er olters lebhaft roth, orange und sßlii].
lernd, mit blitzenden, scharf aufgetragenen Lichtern, was beidem
öfters zickzackartigen Bruch derselben besonders aulfüllt. Seine
landschaftlichen Hintergründe zeigen meist hellblaue Gebirgsge-
enden. Andrea Salai oder Salaino war ebenfalls ein Lieb-
iingsschüler von Lionardo, welcher ihm bei seinen Bildern behülf-
lich war, so dass viele derselben für Werke des Meisters gegolten
haben, wie das Bild der lYIaria im Schoosse der bei-l. Anna aus
St. Maria presso S. Celso in Mailand. jetzt in der Leuchtenber-
ischen Gallerie zu München. Seine Carnaliutt hat in seinen Bil-
dern einen rüthlichen, warnten und durchscheinenden Ton , wiih-
rend die des ISultralTio zwar auch rötblich gefärbt, aber kalt und
pastos aufgetragen ist. Die Carnation des Cesare da Sesto ist klar
und leuchtend, aber warm, die des M. (Püggione blass in den
Lichtern, und in den Mitteltinten öfters ins Halt-Graue ziehend.
Lontazzo zählt auch den Pietro Biccio, oder G i an pe drinb,
unter die Schüler Leunardifs, allein es lässt sich kein sicheres
Bild nachweisen. Ein anderer Schüler dieses Meisters, der aber
gleich Cesare da Sesto den Einfluss der Werke llafaePs erfahren.
ist Girolamo Alibrando, dessen Werke mit jenen da Sesto's
Aebnlichkeit haben, aber in jeder Hinsicht ausgezeichneter, von
einem glühenden Colorit sind. Man [indet nur in Messina Werke
von ihm. Zwei andere Schüler da Vinci's sind Bernardino
Fassolo und Gaudenziu Vinci aus Novara. Die Bilderdes
ersteren sollen ganz in der VVeise Leonardds ausgeführt seyn.
Ans den Notizen des lNIeisters ist auch bekannt, dass ein Lo-
renzo, Fanfuja und Jacomu zu seinen Schülern gehörten,
es lassen sich aber keine Werke von ihnen nachweisen. Dagegen
gibt es viele Gemälde von Schülern Leonardtfs, und zunrTheil
sehr ausgezeichnete, ohne dass man wüsste, wie deren Fertiger
geheisscit. Sie geben nur Zeugniss, dass der liütlstler in Mailand
eine weit grüssere Anzahl von Schülern gebildet habe, als ullS
durch die Kunstgeschichte bekannt ist. Einen entschiedenen Ein-
fluss des L. da Vinci zeigen auch die Werke des B. Luin i. liei-
ner der Schüler jenes Meisters dürfte ihm näher gekommen seyn,
315 er, S0 das-s einzelne YVerke dem Leonardo selbst zugßäcllflß-
ltcn wurden. Auf Luini wirkte aber auch Ilafacl ein, ohne dass
Naglcfs Künstler
XX. Bei.