Vin ci ,
Leonardo
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clien Kunstschule, welche vorzugsweise als Leonardoä Altadexnie
gelten muss. Mitseinen Schülern -lebte er in freundschaftlichen
Verhältnissen! Sie sassen an seinem Tische, ieder bezahlte
aber monatlich fünf Lire. Der Gang seiner Lehrmethode ist nicht
liinli-ingliclt bekannt, bei genauer Durchforschung seiner Hand-
schriften uiil seines Traktates über die Malerei müsste sich aber
vieles ermitteln lassen. Seine Abhandlungen über Gegenstände der
liunst zeigen genugsam, dass sein Unterricht sich auf wissenschaft-
liche Grundsätze stützte. Vertraut mit allen Wissenschaften, die
in näherer oder entfernter Beziehung zur bildenden Kunst stehen,
wie mit der Geschichte. den YVerlsen der Dichter, mit dem Co-
stiiine des Alterthunis, wies er seine-Schüler zunächst an die Natur,
nicht vorzugsweise an die Antike, da die erstere bis in sein dreis-
sigstes Jahr seine einzige Führerin war, und ihn gross gezogen
hatte. Er rieth ihnen allen (Trattato CXV. 13g und 96), immer ein
Skizzenbuch bei sich zu tragen, um zu jeder Zeit Köpfe, Figuren
und 'I'heile des menschlichen liiirpers zeichnen zu können, wie de;
Meister selbst es that. Sein Zeichnungsunterricht muss im Allge-
meinen streng gewesen seyii, da bei ihm kein willkürlicher, zu-
fälliger Strich gelten sollte, sondern alles bedacht und uberdacht
werden musste. Von der reinen erforschten Proportion an bis zu
den seltsamsten, aus widersprechenden Gebilden zusammen gesetz.
ten Ungeheuern, sagt Qothe (hunst und Alterthum I. 5. S. 167),
sollte alles zugleich naturlich und rationelhseyn: Für besonders"
wichtig erklärte er das Studium der Anatomie, eine Wissenschaft,
welche er mit dem berühmten Hochlehrer lYIarc Antonio della Ton-g
in Padua näher zu begründen suchte. Damals entbehrten sogar
noch die Aerzte der streii en anatomischen Einsicht, und den Künst-
lern fehlte sie fast gänzliäi. Leonardo zeichnete liir" diesen seinen
Freund hlarcantoiiio um 1119!; die Theile. des menschlichen lior-
pers, welche er bei seinen _Vurlesun_gen_ über Anatomie als Vorla-
gen gebrauchte. Wahrscheinlich beabsichtigten beide auch ein Werk
über Anatomie für Iiunstler. denn Leonardo spricht sich nicht nur
in seinem Trattato della pittura, sondern auch in seinen Hand-
schritten über die Unerlässlichkeit derselben aus. Einmal macht
er jene Künstler lächerlich , welche sich einbilden grosse Zeichne;-
zu 565-11, und dabei ihr Nacktes so steit und unschön bilden, dass
man es eher fiir einen Nusssack oder Rubenbuiiilel, als für einen
musculösen Menschenleib halten mochte. Ein Band mit 255 grm-
sen anatomischen Zeichnungen auf blaues und gefärbtes Papier be-
findet sich in der k. Handzeichnungssaminlung zu London, wg]-
eher aus der Verlasscnschaft des Gi-afenlVlelzi durch verschiedene
Hände in den Besitz des Königs von. England kein. _Diese Zeich"
nungen kann Dr. Huuten in seinem Qursus anatomischer NRji-le-
mm; 1734 nicht genugiruhinenr _es sind aber bei (ihainherlaine
11m3 zwei Tafeln gestochen, und eine neue kam 18.30 hinzu, An-
dem sind von Gerli gestochen, wie wir weiter unten angeben.
Zeichnungen dieser Art sind_ri_och viele vorhanden, so dass man
annehmen kann, dass auch einige aus Leonardds Akademie stam-
Ueber diesem berühmten Mann s. G. Cervcto, Di alcuni illu-
stri anatomici italiani del decimo quinto secolo. Verona
1842, 8. Dagßildniss desselben, welches dem WVerkp bei-
gegeben ist, ist nicht nach L. da Vinci, sondern 4151411 einer
Medaille von Giulio della Torre. In der Alilhrusiüllu m
sein in O01 gemaltes Bihlniss, welches des Läuuardu 1mm
würdig ist. ( J