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Vinci ,
Leonardo
in die Länge, da wir noch 1507 q den Künstler damit beschäf-
tiget finden, zu einer Zeit, wo er den Schwerpunkt bereits ausscr
Mailand verlegt hatte. Der Canal der Martesana war 1509 llßßh
nicht vollendet. Der Codex atlantico in der Ambrosiana zu lylill-
land, und eine Handschrift bei Herrn Cohe in Hulkham bei-reisen,
welch ernste und tiefgreifende Studien und Versuche dabei der
Künstler gemacht hat, um zum Segen des Landes zu werden.
Leonardcfs Akademie und Schule.
Zur Zeit als L. da Vinci in Mailand auftrat, waren bereits
viele Künstler in der Stadt ungl der Umgebung. welche eine aka-
demische Corporation gebildet zu haben scheinen Leonardo
erhielt aber vom Herzoge den Auftrag, der bisherigen Hlfliliitldi.
sehen Kunstakademie eine bessere Gestalt zu verleihen. oder viel-
mehr eine ganz neue zu gründen, welcher er_ seinen Namen gab.
Er scheint an die Mitglieder und Zöglinge eine Art Diplom ver-
theilt zu haben, welches in einem alten hupferstiche erhalten ist,
wovon auch Vasari spricht. Dieses Blatt zeigt ein Schnurgeflechte
zu einer kreistiirmigen Figur geordnet, und in der Mitte einen
kleinen Schild mit den Worten: Academia Leonardi Vinei,
oder wie Vasari sagt: Leonardus Vinei Academia. Das Gebäude
dieser Akademie kennt man nicht, wahrscheinlich aber war ihn;
in! Schlosse ein Lokal eingeräumt, wu auch Versammlungen von
Gelehrten und H" stlern statt fanden; denn Arluni spricht in sei-
nem hQYIClSChPlfIllÜtBD Werke De bello Venetu von literarischen
und Biinstlerltlubbs daselbl: unter Begünstigung des Herzogs Ln-
dovice ilMoro. Dieser hatte an seinemllofe Gelehrte, Schöngeister,
Musikanten, Gaueltler und Künstler aller Art versammelt, wurnn-
ter Arluni den Lionardo Pictor mulissimus nennt. Der Künstler
spricht in einem Brief von 1498 selbst von diesem Corps. Der Her-
zog setzte seinen Günstlingen einen Gahalt aus, und gab ihnen
Reisegelder, bezahlte sie aber zuletzt nicht mehr. Leonardo bß.
klagt sich daher in dem genannten Briefe, dass er "schon zwei
Jahrgelder ausständig habe, und die Reiterstatue vergeblich des
Gusses harre. Der Iiiinstler spielte sicher eine Hauptrolle in den
Versammlungen, und arbeitete verschiedene mathematische und
physikalische Abhandlungen aus, welche vorgetragen vfurrlen. Dass
dabei auch Leonardds Leyer zu den improvisirten Weisen ertönte,
versteht sich von selbst. Dagegen war er die Seele der eigentli-
Diese älteren Meister sind aller Beachtung werth , sie irvur-
den aber durch die grossen Eigenschaften des wundervollen
Florentiners verdunkelt und vergessen. Wichtige Aulkchlüsse
gibt hierüber Passavant in seinen Beiträgen zur Geschichte der
alten lomlvardischen Malerschule im liunstblntt 1858Nr. 06 (T,
Im Zeitalter Leonardws lebte Vineenzo Foppa, der Gründer
der alten Mailänder Schule, Leonardo de Bissuceix: aus Mai.
180d, welchen man in der Grabkapelle der Grafen Caraciolo
Avellini zu Neapel kennen lernen kann, Vincenzo Giver-
chic sen., Bernarrlo Buttinone, Bernardo Zenale, welcher
sich aber schon zu Leonardo neigt, Vineenzo Civerchio jun.
von Creme, Cesare Maguus, Bcrnardo (leßäßonti, Agostixiu
di Bramantino, Donato Lazzari (Bramante), Bartolomcn
Suardi Bramantino, Andrea da Miland, Girulamo Giüvenuxle,
Ambrogio Fossano il Borgognone. Diese Meister lebten
tlicils vor dem Auftreten Leonardoü, theils gleichzeitig mit
ihm, und verfolgten andere Richtungen.