Vinci",
Leonardo
via.
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grosse Anzahl von Zeichnungen der verschiedensten Art, und
Qm-mus, nach welchen seine Schüler Gemälde auslührteil, welche
gewöhnlich als Werke seiner eigenen Hand genannt werden. Die
Bestimmung der Zeit, in welche diese Arbeiten fallen, ist aber nicht
möglich, und wir niiissen daher auf das geographische Verzeich-
niss der Bilder und Zeichnungen des Meisters aufmerksam ma-
chen, wo vielleicht mehrere Werke vorkommen, welche in die
mailäntlische Periode Lionardo's fallen. Ainoretti macht zwar auf
eine eigenhändige Note des liiinstlers aufmerksam, in welcher 81'
Bilder und Zeichnungen aufzählt, aber ohne Datum und Angabe
des Bestellers. Darunter nennt er auch ein Basrelicf mit einer
Darstellung der Leidensgeschichte (Una storia di Passiune fntta in
forma). welche in Abgussen vervielfältiget wurde. Ein grosser
Theil der Zeichnungen war ehedem in der Ambrosiana zu Mai-
land, wovon 12 Bände jetzt in Paris sich befinden. Ursprünglich
hatte sie Cnv. F. lllelzi, der Freund und Schüler Lconardifs in
13 Bände gesammelt, wovon jetzt die Arnbrosiana nur noch Einen
besitzt. Andere kamen in den Privathesitz, und sind in- den Imi-
tationswerken von Gerli und Mantelli gestochen. Wenn sich un-
ter den im Buckingham- Palast zu London befindlichen Zeichnun-
gen aus diesenPeriode finden, sind solche in folgendem WVerlte
gestochen: Imitations of original desings by L. da Vinci in hlS
Mnjestfs Collection. by J. Chamberlaine etc. Man weiss nament-
lich auch von der Zeichnung zu einem kuustlichen Gewinde, in
welchem die Reliquien des ieil. Chiodo .1 Dome zu Mailand
aufbewahrt wurden. Man glaubt, dass diese Arbeit 11189 vollen-
det wurde, dieNotizen aus dem Domarchive bestiittigen aber, dass
Lionardo erst 1491 für das Donicapitel arbeitete. Im Jahre 1489
fand aber sein Erfindungsgeist eine andere Nahrung. Damals war
die Hochzeitsfeier des unglücklichen Herzogs Gio. Galeazzo mit
Isabella von Arragon, welchen Ludovico il Moro des Landes be-
raubt hatte. Er brachte damals eine mechanische Vorrichtung an,
welche den Lauf der Planeten bewirkte. Diese waren unter Gott-
heiten vorgestellt, und wenn eine derselben beim Brautpaar an-
langte, sprang sie hervor, und saHgJeine Strophe ab, welche Ber-
nardo Belliiiciuni gedichtet hatte. ieser Dichter stand dem Mei-
ster sehr nahe. Er zeichnete dessen Bilduiss und stach es selbst in
Iiupfer, so dass Lionardo keinen Zweig der Kunst unbenutzt lie-
gen liess. Die Ambrosiana besitzt diesen seltenen Stich. Dann
beschäftigte sich der Künstler auch mit der Baukunst. Er baute
das Landhaus des Grafen Gio. Melzi in Vaprio, wo Leonardo in
der Folge viele angenehme Tage zuhrachte; da er zu den intim-
sten Fieunden derFainilie gehörte. In den lahren 1492 und 31593
finden wir ihn auf Befehl der llegierung theils mit Canalarbeitcn,
theils mit Hochbauten heschiiftiget. Er baute den prächtigen Mar-
stall des Galeazzo Sanseveriiio, welcher aber 149g bei der Inva-
sion der Franzosen zerstört wurde. Dann errichtete er fiir die
Herzogin Beatrice ein Badhaus, in welchem nach Belieben war-
mes und kaltes Wasser floss. Auch das herzogliche Schloss wurde
nach seinen Zeichnungen verziert. Dass Leonardo die Civilbau-
kunst mit Liebe pflegte, beweisen die vielen erhaltenen Zeichnun-
gen, wovon ein Tlieil in England sich befindet- Unter seinen PlfP
rien ist das Vorbild der berühmten llotunila, welche Palladio 111
der Villa (Iapra bei Vicenza erbaut hat, Von noch griisserer lVlClP
tigkeit sind aber seine Canalbauten. Er leitete das YVasser der
Adda bis nach Mailand, und führte durch eine Strecke von 200
Meilen den schiffbaren Canal von Martesana nach den Thälcr"
von Chiavenna und dem Veltliii. Diese Arbeiten zogen SiCh über