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Vinci,
Leonardo
Gesiehtsbildungen enthalten, kurz noch der Schule von Veroechio
angehören, wie eine Magdalena im Palaste Pitti zu Florenz, Wel-
che Richardson (Traite etc. III. 135) eine schöne halbe Figur, Qnd
minder hart als je etwas von diesem Meister nennt, ferner eine
Magdalena im Palaste Aldobrandini zu Rom, mehrere Madon-
nen in den Gallerien Borghese und Giustiniani daselbst, und
einige Christus- und Madonnenküpfe, welche an verschiede-
nen Orten gefunden werden, aber bisweilen zweifelhaft seyn sol-
len. Lanzi hat das Dunkel nicht gelichtet, welches über (ler
frühesten Periode des Tiiinstlers schwebt, und man finrlet über-
haupt wenig Oelbilrler, welche entschieden von Lconardds lland
herrühren. Darunter rechnen wir nicht das VVickclkind mit Per-
lenschnur in der zierlichen Wiege im Palaste des GUflfEilUIllGlTE
zu Bologna, welches Lanzi für unbezweifelt iicht erklärt. G. v.
Quandt (Iiunstblatt 1846 Nr. 9) behauptet sogar, dass es nach der
Angabe strenger Critiker nur zwei Staffelexbilder gebe, an deren
Aechtheit nicht gezweifelt werden kann, nämlich das Medusen-
haupt, und die Anbetung der Könige in der Gallerie der Uffizigu
zu Florenz, beide aus der früheren Zeit des Meisters. Das be-
rühmte Bild der lVIona Lisa im Louvre gilt aber ebenfalls als
als eigenhändiges WerkLeonardds, nur einige, vielleicht zu feing
Iieunei- sprechen dem Lorenzo Lotto einen gewissen Antheil zu_'
Es ist allerdings ausser Zweifel, dass sich L. da Vinci bei Oelhil-
dem fremder Hände bedient habe, da die Oelmalerci von jeher
nicht streng seine Sache war, und er manches Bild unvollendet
liess. S0 hält Vasari auch das Haupt der Medusamit dem wun-
derbaren Haarschmuck von in einander geflochtenen Schlangen
für unvollendet, obgleich es von ausserordentlichem Schnlelz der
Farben ist. Die genannte Anbetung der Könige, welche Vasari
ebenfalls unter die früheren Arbeiten Leonardo's zählt, ist nur in
Braun untermalt, und dass sie wirklich von ihm herrühre, be-
wciset auch der Federentwurf in der florentinischen Gallerie, in
welchem besonders die Architektur genau in Perspektive gezogen
ist, namentlich die Treppe. Zu Vasari's Zeit besass Amerigo Beuci
diese Tafel. Als Gegenstück zur Medusa nennt Vasari das Brust-
bild eines Engels mit erhobenem Arm, der von der Schulter bis
zum Daumen verkürzt gezeichnet ist, so dass er ihn nach vorne
streckt, während er die Hand des andern Arms auf die Brustlegh
Dieses Bild befand sich unter den zurück gestellten Gemälden des
Grossherzogs von Toskanafwurde aber von einer Comruissiou ,
welche unter Vorsitz des vor wenigen Jahren gestorbenen Malers
Benvenuti die geringeren Bilder von den besseren sondern Sülltcn,
nicht erkannt, und mitianderen Gemälden verkauft. Als sie das
Versehen gewahr wurde, fand man den geforderten Preis zu hoch,
um das Bild für die Gallerie zurückzukaufen, und "so soll es nach
Russland gekommen seyn. Nach der neuen florentinischen Aus-
äfibe flcs Vasari war das Gemälde sehr verdorben. Dann nennt
"Flßarl noch ein anderes Jugendwerk des Hunstlers, welches seit
langer Zeit Verschollen ist, Es ist dies: jener Schild mit dem Un-
gelllulll, welchem der genannte Biograph die höchste Bewunder-
ung zollt. Die Veranlassung gab ein Bauer aus ner Nähe von
Vinci, welcher einen Schild aus Feigenholz (ltotella di lieo)
geschnitzt , und den Vater des Künstlers ersucht hatte, er
möchte ihm durch Leonardo etwas darauf malen lassen. Picro
brachte den Schild nach Florenz, und trug dem Sohne das
Anliegen vor. Dieser liess aber ehevor den roh gearbeiteten Schild
abdrehen, und malte dann ein lllxitlnicr zum Schrecken darauf.
Er formte es aus Schlangen, Eidechsen, Heuschrecken, Fleder-