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Vincent
Frangois
Ehe.
Vincentß Werke zeichnen sich grösstentheils durch Corrrlitheitder
Zeichnung aus, da er sein Modell mit schöner VVahl nach dein
Leben nahm, und es anatomisch richtig darstellte. Er verwies auch
seine Schüler an die schöne Natur, nicht so sehr an das Ideal dei-
Antike, da nach seiner Ansicht die Alten ebenfalls nur das Schöne
im Leben festgehalten hatten, welches sie dann nach ihrer Indi-
vidualität zu einem stehenden Typus ausbildeten. Seine Färbung
ist nicht minder wahr und schon, und was die Linienperspelative
anbelangt, kommen iliiii wenige der älteren Maler gleich. Den-
noch ivollte er nicht. dass sich seine Schüler nach seinen Geiniil-
den richteten; er hielt iin Gegeiitheile die eigenen Werke vor
ihnen verborgen. Man sagt, Viiieent seistiirker in der Anweisung
zum Tvlalen, als in der Ausübung der Malerei gewesen. In der
liniist und in der Politik ein entschiedener Gegner David's, war
ihm dieser ebenfalls feindlich gesinnt. Sie sahen sich aber nur in
den langweiligen Sitzungen der Akademie, Wo Vincent sich gerne
bewegte. David zeichnete den strengen Royalisten bei einer so]-
chen Gele enheit, und setzte eine Guilotiiie hinzu. In den letzten
Jahren llläätß Vincent wenig mehr, da er die Grosstliaten der N11-
tion unter Napoleen nicht ausbeuten WUlIIC. Dagegen nahm er
sich mit Liebe der Schiller an, welche alle seine Ereiiiiile waren.
Fern von Ergeiz, Eifersucht und Cabale machte sich der geist-
reiche und liCbCnSWüPdlgC Mann Jedermann gefällig, und ge-
brauchte selbst gegen seine heftigsten Gegner kein Vergeltuiigs.
recht. Unter seinen Schülern nennen wir Theveiiin, Meynier,
IVSeriiiiöe, Pajtm, Ansinu, Lahadie und seine oben erwähnte Gat-
tin Adelaide Labille, deren Talent er sorgfältig gepflegt hatte.
Vincent war Mitglied des k. Instituts, und Ritter der Ehren-
legion. Früher Professor der Spezial-Schule wurde er 180g durch
kaiserliches Deeret zum Professur an der polyteehniselien Schule
ernannt, Das Nouveau Dictioiinaire des Beaiix-Arts enthält nieh.
rere Artikel von ihm bearbeitet. Er starb zu Paris 1816i. Sein von
Jourdy lithographirtes Bildiiiss findet man in Chaherfs Vie de,
Peintres, fol. Adelaide Vineent hat es gemalt. Im Pausaiiias fran-
cais, Paris 1805, ist es gestochen.
In Landoifs Annalen sind einige seiner Bilder im Umriss ge.
stechen. M. "Blot stach das schöne akademische Aufnahmsbild der
Entführung der Oiithyia durch Boreas, gr. fol. Auch J. Bouil-
lard hat es gestochen. Jourdy lithographirte die Zeichnung zum
Bilde, welches Heinrich IV. vor dem in der Schlacht verwundeten
Sully vorstellt. In der bei Didot jun. erschienenen Quarlaus-
gabe der Werke J. J. Rousseaws, und in Prudhommüs französi.
szcliei; Uebcrsetzuiligqvcin Lavalter's_ Physiognomik sind ebenfalls
eic iniin en nac i i im estuc ien.
Vlllceäll. hat auch ingliupfer radirt.
i) Bärtiger Alter, halbe Figur, li.
2) Gruppe von ideriliiguren, aus dem Bilde des Ileilaudes am
Fischteiche im Spital zu Runen, 4.
Vmcßnt; Frangms Ehe, Maler von Genf, der vmr des ubi-
gen Bürlftlers, liess sich um 1745 in Paris nieder, und hatte
da als Kunstler Ruf. Er malte Bildnisse in lwiniatur, und um:
schon 1750 Mitglied der Akademie. Adelaide Vincent War seine
Schülerin. '
In den Nouvclles des arls (1802) II- 217- erscheint ein Künst-
ler dieses Namens noch unter den Lebenden. Er war Bildniss-
malcr, ist ahoi mit dem Obigen kaum Eine Person.