Velasqxuez
de
SilVa s
Don
Diego.
Palomino, welcher den Iiünstler 1594 geboren werden lässt, im
Irrthum ist. Diegu erhielt eine sorgfältige Erziehung, da ihn der
Vater zum Gelehrtenstande bestimmte; allein der linabe versah
seine Ülüssiliei" lieber mit llandzeichnungen, als dass er sie stu-
dirte, und somit gaben die Eltern seiner entschiedenen Neigung
zur liunst nach. Anfänglich besuchte er die Schule des Francisco
Herrcrn el viejo, dessen rauhes WVesen nur l)iego's Liebe zur
Malerei erträglich machte, zuletzt aber schloss er sich an 1'. Pa-
clieco an, welcher als gelehrter und gefälliger Künstler unsern
Diego fesselte. Pacheco empfahl ihm ein strenges Studium der
Regeln der Kunst, allein Diego hielt sich nicht viel an Theorien;
Sein Genie schuf sich iin Bereiche der Wirklichkeit einen eigen-
thiiiiilichen Styl , welchen keine anderweitige Einwirkung zu än-
dern vermochte. Von dein Grunclsatze ausgehend, dass allen Ty-
pen der Natur Schönheit abzugewinnen sei, bezweckte er Anfangs
nichts, als eine getreue, sorgfältige Nachahmung der Formen und
Töne aller Naturgegenstände, indem er jedes Einzelne vollendete
und mit dein Nachdruck versah, den er daran wahrzunehmen
glaubte. Er hatte nach Paeheco (Arte de la Pintura) einen jun-
gen, stiiininign Bauernburschen in seinen Dienst genommen,
welcher keinen Augenblick von seiner Seite kam. und ihm in
den verschiedensten Stellungen, und in allen erdenklichen Lagen
sitzen inusste, so dass er an Einem Menschen die ganze Mensch-
heit studirte, und an diesem stets sich gleichbleiben und doch stets
veränderlichen Modelle die flüchtigen Spuren der verschiedenen
Seelenbevvegungen, undjeiie Faltenzu erfassen bemüht war, welche
Freude oder Schmerz auf unseren Gesichtern ausdrücken. Nach-
dem Velasqucz sich durch anhaltende Beobachtung und tiefes Stu-
diuin mit dem Ausdruck der inenschlichen Physiognomie vertraut
gemacht hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die todte,
leblose Natur, und da ihm von Hause aus ein tiefes Gefühl für
Farbe inwolinte, so hatte er der Natur sehr bald das Geheimnis;
ihrer Palette abgclauscht. Da es seinem scharfen Auge nicht ent-
gehen konnte, dass die Natur unsentweder durch Harmonie eni-
ziickt, oder durch Cuntraste ergreift, so fand er leicht das Prin-
zip des Zusauimenklangs und Gegensatzes der Farbentüne. Ein-
mal im Besitz dieser yvissenschaft, war er der Mühe überhoben,
wie Giorgiorie und Tizian jenen geheimnissvollen Pfad einzuschla-
gen, der sie endlich nach langem Suchen und Versuchen in den
rechten Weg gelulirt hatte. Velasquez, von der nahen Verwandt-
schaft der Farben, und ihrem gegenseitigen Einfluss überzeugt,
strebte bei seinem Verfahren nicht, nach dein Beispiele der Vene-
tianer, nach der kiinstllichen Farbenniisehung, deren Methode
mit ihren Meistern zu Grabe gegangen, sondern nach den küh-
nen Anwendungen eines gerade passenden Tons, dessen Geltung
und Lebhaftigkeit später nicht modiiicirt oder vermindert zu werden
brauchte. Uni die wunderbaren Farbenabstufungen und Niianci-
rungen der Natur lierauszubringen, ist ein gewöhnlicher Maler
liche Nachrichten über diesen grossen Meister, welche Fio-
rillo IV. 235 421im Auszuge benutzte. Seit Bermudez
(X300) ging eine Dislocation der Gemälde des Künstlers vur,
was aber später über den Bildungsgaxlg desselben geschne-
ben wurde, lixasirt immer auf der Angabe des C. Bermudez,
mit Einweisung auf die. Autorität des Rafael Mengs. Eine
charakteristische Schilderung gibt E. Collow im liunstblatt
1859 Nr. 40.