Vcrrocchio ,
Andrea
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room Mars und Venus. Auch das grosse WVandgemälde der Haupt-
treppe ist sein Werla,__wo er sich selbst mit seinem Cullegcn G.
lineller in grossen Iferucken anbrachte. Zuletzt musste der stolze
VOPSClDTCIIdCP rmt einem! Jahrgehalt von 200 Pf. zufrieden seyn,
welchen ihm die Königin Anna anssetzte. Er starb 1707 in Ilamp-
toncnurt. Domcnici sagt irrig, der Künstler habe in Frankreich
als Hugenotte das Leben eingebiisst.
Stiche nach diesem Meister.
Der Seetriumph Carl II. von England. in drei Blättern von
P. von der Banc, zusammen 3 F. breit, und 2 F. hoch.
Merkur mit dem Bildnisse Carl II. in Wolken, wie er es den
vier Welttlieilen zeigt. Gestochen von demselben in zwei Blättern,
s. gr. fol.
Die Gemälde sind in Windsor, und die Blätter kommen sel-
ten vor.
Verroecllio, Andrea del, Goldschmied, Zeichner, Maler, Bild-
hauer und Holzschnitzer von Florenz, fand an Vasari (deutsche
Ausg. II. 2. S. 265) einen Biographen, welcher ihn unter die aus-
gezeichneten Meister Italiens zählt, aber ihm die Gabe der Natur
abspricht, so (lass hei Andrea Fleiss und Studium ersetzte, was
bei anderen mit leichterer Mühe kommt. Vasari rühmt indessen
diesen liünstler nur in einigen XVerken, und nennt im Ganzen
seine Methode hart und schrotl; allein die neuere Critik liess ihm
grösseres Recht angedeihen. Nach B. v. Rumohr (ltal. Forschungen
II. 502.) ist der liunstcharakter des Verrocehio eine gründliche, ja
ungemein tiefe und lebendige Naturanschauung ohne poetischen
Schwung. Er vollendete das von früheren Meistern begonnene
Natursturlium und überlieferte es den begabteren Genien, einem
Leonardo da Vinci, Michel Angele u. A. zur freicsten Anwendung.
Vasari gibt Nachricht von den mancherlei Hilfswegen, welche die-
ser Iiiinstler eingeschlagen hatte, um den Bildungsgesetzen der
Natur auf die Spur zu kommen. Andrea formte Theile von lebenden
Menschen und Leichen in Gyps ab, welcher aus weichen Steinen
bereitet dann so hart wurde, dass man ganze Figuren darin aus-
giessen konnte- Zu Andreas Zeit wurde dann auch der Brauch
allgemein, Maslien von Verstorbenen zu nehmen, und sie zum
Abguss von Bildnissen zu benützen, deren noch Vasari in den
Häusern zu Florenz sah. Dieser Schriftsteller ist aber im Irr-
thurn, wenn er behauptet, dass Andrea der erste war, welcher
(lieses Verfahren in Ausführung brachte. Man machte schon früher
Todtenmasläen. In der Domverwaltung zu Florenz sieht man das
auf diese Weise geformte Bildniss des Bruneleschi, dessen Maske
genommen worden seyn muss, als Venrocchio 1d Jahre war. Eine
Weitere Folge des von Andrea vervollliommneten Gypsgusses war
die Anfertigun von schönen Wachsbildern, deren man in Häu-
sern und an aläen Andachtsorten sah. Andrea verband sich zu die-
sem Zweclie mit dem Wachsbildner Orsino, welcher nach den Mo-
dellen desselben sogar lebensgrosse Figuren in Wachs herstellte,
welche bemalt und bekleidet wurden. Verrocchio selbst scheint
aber nur Modelle in harten Gyps gefertiget zu haben , und auch
einige Bilder in Thon waren zu Vasari": Zeit noch vorhanden,
wie die Modelle zu den Reliefs am Altare von S. Giovanni, einige
sehr schöne liinder, und ein Kopf des heil. Hieronymus, vWlCIIEY
bewundert wurde. Diese Blldwerliß gingen verniuthlich zu Gründe-
Fiir eine wunderbare Sache galt auch das Bind an der Uhr am
neuen Marlate, welches die Arme mit dem Ilamxner hebt. 0b sich