156
Vernet,
Horace.
räumt. Die ganze kaiserliche Familie war unermüdet, ihin_Auf-
merksamkeit und Achtung zu beweisen. Zu Anfang des Winters
schenkte ihm der Iiaiser einen prächtigen, mit Bäreiifell fiusge-
schlagenen Schlitten, nebst einem kostbaren Pferde. Bereits Qf.
Iizier der französischen Ehrenlegion, und Ritter des SChWCdlSChQn
Nordsterns ertheilte ihm der Iiaiser auch den St. Anna-Orden in
Brillanten. Zugleich gab er ihm mehrere beträchtliche Aufträge,
welche die letzten Siege der Russen über die Polen zum Gegen.
stande hatten. Für das Bild der Einnahme von Warschau wurden
ihm 200,000 Fr. zugesichert. Die Ausführung dieser gi-ossen Ge-
miilde beschäftigten aber den Künstler in den letztverflossenen
sechs Jahren nicht ausscliliesslich, er führte nebenbei auch für den
König Louis Philipp noch so viele Werke aus, dass ein andere,-
Künstler zur" Vollbringung der Arbeiten seine ganze Lebenszeit
zu kurz halten möchte. Nach dem Sturze des Iiönigs ging Ver-
net rasch an die Vollendung der Prachtgemälde für den Baiser van
Russland, welche 134g ein Schüler des Meisters-_ nach Petersburg
überbrachte. Der Selbstherrscher war so befriedigt,_ dass er dem
St. Anna-Orden noch den Alexander-Newski-Orden höherer Clasge
in Diamanten beifiigte.
Nach der Rückkehr aus Russland malte Vernet (1844) in Paris
das berühmte Bild, welches nnter dem Namen des virussisclien
Schlittens bekannt ist. Ein einsamer Reisender, in deii_ grauen
Mantel gehüllt, den Kopf mit der rothen Mütze auf die Brust
gesenkt, fährt in der weiten Steype auf einem mit drei Pferden
bespannten Schlitten, den ein bärtiger Moskowite lenkt, unbß
kümmert um den Iianipf" der Natur durch die weite Sclinecwüste
dahin. Nichts Lebendiges ist rings umher, als ein Schwarm kräch-
zender Raben, der den Schlitten umflattert, man glaubt aber die
Kälte zu fühlen, den Sturm sausen zu hören, welcher die Schnee-
körner in solchen Massen aufwirbelt, dass sie die Aussicht in die
Ferne verhüllen. Eine solche Wahrheit der Natur des eisigen Ent-
setzens, welchem der Pferdebändiger Trotz bietet, während er pfci]-
schnell seine Thiere leitet, kann nur ein Vernet erreichen. Es ist
unbeschreiblich, mit welcher technischen ilirtuosiliit, niitjvelehel.
kühnen Sicherheit des Vortrags das Bild äemalt ist. BerYei-ne;
verschwindet das Handwerk des Machens a s materielle Basis; es
wird zum schiniegsamstcn, widerstandlosen Material des geistigen
Wollens; die Idee hat sich zu einem durch und durch beseelten
Leib verkörpert. Der Reisende im Schlitten ist H. Vernet selbst,
wie er in Folge einer Einladung des Kaisers nach Zarskoe 1 Sek,
fährt. Der Künstler fertigte die Skizze zu diesem Bilde im Wq-
gen, und 1344 zog es bei der Ausstellung in Paris die ällgßlllßinste
Aufmerksamkeit auf sich. Der geeenwärtige Besitzer des _Gemäil-
des ist der Beiclisfreiherr C. von Welczeclg auf Czouchow in Ober-
schlesien, welcher dem KunsthändleriA. Giroux 400 Friedrichsdor
dafür bezahlte. Das Bild ist nur in der Grösse des Stiches von
P1011611. und etwas kleiner als die Lithographie von W. Meyerheim,
welche, auf Kosten des B. von Welezesk ausgeführt, das Original
treuer wiedergibt als der Aquatintastich von Rollet, obäleich die
wunderbare Wirkung, desselben in keiner dieser Nach iildune-en
erreicht werden konnte. Der Prinz Albert von Preussen wollte
bei der, Ausstellung in Berlin diese liunstperle um jeden Preis er-
werben, allein der glückliche Besitzer konnte sich nicht ilavun
trennen. W. Meyerheiin hat das Bild für den Prinzen sehr schön
(gglilfll. In eigenthiimlichcm Contrast mit dem russischen Sßlillllen
stclit ciii fast gleichzeitiges, nicht grösseres Gemälde von Vernct ,
welches uns aus den starren Eisfclilcrn liusssaiidi. nach den brüll-