Vorne! ,
Ilforacc.
153
weil er seinen Muth etwas zu vorwitz an den Tag legen wollte,
und vorwärts Marschl commandirte. Das zweite ist die Schlacht
von Friedland betitelt, und zeigt den Kaiser, wie er am 14- Juni
1807 dem Marschal Oudinot Befehl zur weiteren Verfolgung des
Feindes ertheilt. In dem dritten Bilde, der Schlacht von Wagrftm
den 0. Juli 1800, beobachtet Napoleon mit dem Fernrohr die Wir-
huug einer Batterie von 100 Stück Geschütz. Diese Bilder brach-
ten die Critiker wieder in Harnisch, weil Vernet nur einzelne
Schlachtepisotlen, nicht die ganze Schlacht entwickelt hatte. Die
Figur des Kaisers erfüllt fasst den ganzen Raum, und bedeckt
mit ihren gigantischen Schlagschatten die übrigen Personen. Je-
des Bild zeigt zwar ansserdem noch einige schön geordnete Rei-
hen von Truppen, die Schlacht geht aber hinter den Coulissen
vor. was indessen den Werth dieser mit erstaunlicher Leichtigkeit
und Gewandtheit des Pinsels gemalten Bilder nicht Abbruch thut,
wenn man bedenkt, dass vielen anderen ausgedehnten Schlacht-
feldern die historische Wahrheit fehle. Es wäre dem Künstler
eben so leicht geworden, ein Sehlachtgetiiinmel vorzufiihren, als
einen historischen Moment aus dem 'I'hatenleben des Kaisers zu
zeichnen. Das oben erwähnte grosse Bild der Schlacht von Fon-
tenoy am 11. Mai 1745 stimmt in.,der Technik mit den genannten
Schlachtepisoden überein. Ursprünglich für einen Saal des Staats-
rathes bestimmt. blieb es 1828 unvollendet, bis endlich der Künst-
ler 1855 die letzte Hand anlegte, um das Bild in Versailles ein-
zuführen. An diese lrVerke reihen sich zwei kleinere, in welchen
die Critilaer den Meister viel grösser fanden, als in den ausge-
dehnten Gemälden. Sie stellen die Schlachten bei Montmirail und
118118111 der, worin die begonnene Handlung des Kampfes treifiich
aufgefasst ist.
Im Jahre 1856 übernahm Vernet für den Kaiser von Russland
vier grosse Bilder, welche dem russisch-türkischen Kriege von t82Ö
entlehnt sind. Es wurden ihm für jedes 50,000 Fr. zugesichert.
Der Iiiinstler reiste selbst nach Russland, um seine Instruktionen
zu empfangen, und um Studienxzu machen. Das erste dieser Ge-
miilde stellt die Erstürmung von Varna dar, und wurde noch in
dem genannten Jahre in Zarskoe-Selo aufgestellt. Im Jahre 1858
brachte er das letzte der bestellten Bilder nach St. Petersburg, er
erscheint aber später wieder im Ileiehe des russischen Selbstherr-
sehers, um neue Triumphe zu feiern.
Nach seiner Rückkehr schloss Vernet mit dem Verleger des
bekannten, und auch in deutscher Ausgabe vorhandenen Lebens
Napoleoiüs einen Cnntrakt. Dieses Werk erschien mit Illustratio-
nen im Holzschnitte, nach Zeichnungen von unserm Künstler.
Dieser erhielt für 500 Zeichnungen 40,000 Fr. Vernet hatte von
jeher in Nebenstunden auch Zeichnungen in Aquarell und Bister
ausgeführt, die zuweilen den Besitzer wechselten und bei dieser
Gelegenheit theucr bezahlt wurden. S0 wurde 1845 auf einer Auk-
tiiin in Paris für ein Aquarell mit einem Trupp ruhender Cuiras-
siere 4000 Fr. bezahlt. Baron Lotzbeck in Augsburg bezahlte
für eine kleine Bisterzeichnuxig 900 Fr. Sie ist uns unter dem
Namen des letzten der Mohikaner bekannt, und stellt einen nack-
ten Indianer vor, der im Schilfe auf dem Bauehe liegend nach
Enten schiesst. Sehr zahlreich diirften aber derlei Zeichnungen
ini Privathesitz nicht seyn, da VerneUs Pinsel stets in Ansprlwll
gCllUlDIllCl]. W111"-
_Im_Jahi-e 1857 erhöhten die afrikanischen Siege den S110]!
der Julius-Dynastie, und wie Vernet früher die Kaiserthaten