Volltext: Veit, Ph. - Vouet (Bd. 20)

Vernet , 
Horacc. 
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Wahnsinnige aus Liebe, das Hospitium auf dem St. Gotthard. 
Diese zehn Bilder stellte Louis Philipp in den Gemächern des Pa- 
lais royal auf, sie befinden sich aber jetzt wahrscheinlich mit den 
andern Bildern des k. Palastes im Chateau d'Eu, da das Privat- 
Eigenthum des Königs nach dem Ausbruche der Revolution von 
der Republik reservirt wurde. Im Jahre 1822 malte Vernet für 
den Herzog die Schlacht von Montmirail, und hierauf die Schlach- 
ten von Jemappes, Valmy und Hanau, welche ebenfalls im Palais 
royal ihre Stelle fanden, die beiden letzteren erst 1851, als der 
Herzog schon den Thron bestiegen hatte, bis sie dann in das hi- 
storische Museum nach Versailles wanderten. Diese Bilder, etwa 
6 F. breit und 4 F. hoch, zeigen auf grossen, weit überschauli- 
chen Planen die Massen der Regimenter, die Angriffscolonnen in 
richtigen Entfernungen vorriickend, die Feldherren mit ihren Sui- 
ten im näheren Vurgrunde, darunter einzelne Portraitfiguren, wie 
bei Jemappes (1792) den jungen Louis Philipp als Volontair, Ver- 
wundete, Versprengte etc. Diese Bilder geben den Begriff einer 
heutigen Schlacht, während Vernet in späteren Werken dieser Art: 
öfter nur eine Episode vor oder nach der Schlacht zur Anschau- 
ung bringt. Nach der Juliusrevolution stellte Iiönig Louis Phi- 
lipp den Künstlern die Aufgabe, das Palais royal mit einer Folge 
von Bildern zu schmücken, die zusammen eine fortlaufende Ge- 
schichte dieses Palastes, von dessen Gründung durch Cardinal Ri- 
chelieu bis in unsere Tage. bilden. Von Vernet ist die Gefangenneh- 
mung der Prinzen von Conde und Conty, und des Herzogs von Lon- 
gueville durch Anna von Oesterreich 1050, und das Bild des Caxnille 
Desmoulins, wie er im Palais royal die grüne Cocarde aufstecht, und 
von einem Stuhle herab das Volk haranguirt. Vernet steht in die- 
sen Werken nicht mehr fern von der Höhe seiner Richtung. Er 
zeigt uns hier, überall mit Genauigkeit in Zeit und Moment ein. 
führend, Costiime, Figuren und Physiognomien, wie sie nur in 
Paris, und nur in jener Zeit existiren konnten, so dass jede Fi- 
gur für sich es uns sagen will, wo wir uns befinden. In der Ge- 
fangennehmung der Prinzen, welche vercinzelnd die breite, täu- 
schend dargestellte Treppe herabsteigcn, hat Vernet die schwie- 
rigste Aufgabe der Compusition glücklich gelöst. iDie Figuren sind 
bestimmt charakterisirt, getreu und geschmackvoll costümirt. Auch 
in dein anderen Bilde hat er sich aus Puder und Perücken mit 
griisster VVahrheit und Leichtigkeit zu finden gewusst. 
Es hatte indessen nicht allein der Herzog von Orleans den 
Künstler beschäftiget, auch König Garl X. liess ihm durch sein 
Ministerium Aufträge zukommen. Im Jahre 1822 malte er für die 
Gallerie Luxembourg das Bildniss des Malers Joseph Vernet, 1824 
das lebensgrosse Reiterhild des Herzogs "von Angouleme von sei- 
nem Generalstabe umgeben, das Kniestuck des Marschalls Gou- 
vion de St. Cyr, 1827 eine Episode aus der Schlacht von Hasting, 
und Mme. de Vernon überreichte dem Könige das von Vernet ge- 
malte Bglcl, welches die letzte Ja d Ludwigs XVIII. in Fo11taine4 
bleau vorstellt. Im Museum Gar? X. ist ein Plafendgemälde von 
ihm, welches Papst Julius II. zeigt, wie er dem Bramante, Mi- 
chel Angele und Ptalhel die Arbeiten im Vatikan und den Bau der 
St. Peterskirche überträgt. Für: den ersten Saal des Staatsratlies 
malte er damals das Bild, welches Au ust Philipp vor der Schlacht 
bei Bouvines (1214) vorstellt, jetzt im äiistorischen Museum zu Ver- 
sailles. Ueberdiess gehören in diese Periode auch mehrere Staffßlci- 
bilder, wovon ein Thcil in den Privatbesitz übergegangen ist. Vor 
allen nennen wir zwei Bilder, welche grosses Interesse erregten,
	        
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