Vernet ,
Horacc.
149
Wahnsinnige aus Liebe, das Hospitium auf dem St. Gotthard.
Diese zehn Bilder stellte Louis Philipp in den Gemächern des Pa-
lais royal auf, sie befinden sich aber jetzt wahrscheinlich mit den
andern Bildern des k. Palastes im Chateau d'Eu, da das Privat-
Eigenthum des Königs nach dem Ausbruche der Revolution von
der Republik reservirt wurde. Im Jahre 1822 malte Vernet für
den Herzog die Schlacht von Montmirail, und hierauf die Schlach-
ten von Jemappes, Valmy und Hanau, welche ebenfalls im Palais
royal ihre Stelle fanden, die beiden letzteren erst 1851, als der
Herzog schon den Thron bestiegen hatte, bis sie dann in das hi-
storische Museum nach Versailles wanderten. Diese Bilder, etwa
6 F. breit und 4 F. hoch, zeigen auf grossen, weit überschauli-
chen Planen die Massen der Regimenter, die Angriffscolonnen in
richtigen Entfernungen vorriickend, die Feldherren mit ihren Sui-
ten im näheren Vurgrunde, darunter einzelne Portraitfiguren, wie
bei Jemappes (1792) den jungen Louis Philipp als Volontair, Ver-
wundete, Versprengte etc. Diese Bilder geben den Begriff einer
heutigen Schlacht, während Vernet in späteren Werken dieser Art:
öfter nur eine Episode vor oder nach der Schlacht zur Anschau-
ung bringt. Nach der Juliusrevolution stellte Iiönig Louis Phi-
lipp den Künstlern die Aufgabe, das Palais royal mit einer Folge
von Bildern zu schmücken, die zusammen eine fortlaufende Ge-
schichte dieses Palastes, von dessen Gründung durch Cardinal Ri-
chelieu bis in unsere Tage. bilden. Von Vernet ist die Gefangenneh-
mung der Prinzen von Conde und Conty, und des Herzogs von Lon-
gueville durch Anna von Oesterreich 1050, und das Bild des Caxnille
Desmoulins, wie er im Palais royal die grüne Cocarde aufstecht, und
von einem Stuhle herab das Volk haranguirt. Vernet steht in die-
sen Werken nicht mehr fern von der Höhe seiner Richtung. Er
zeigt uns hier, überall mit Genauigkeit in Zeit und Moment ein.
führend, Costiime, Figuren und Physiognomien, wie sie nur in
Paris, und nur in jener Zeit existiren konnten, so dass jede Fi-
gur für sich es uns sagen will, wo wir uns befinden. In der Ge-
fangennehmung der Prinzen, welche vercinzelnd die breite, täu-
schend dargestellte Treppe herabsteigcn, hat Vernet die schwie-
rigste Aufgabe der Compusition glücklich gelöst. iDie Figuren sind
bestimmt charakterisirt, getreu und geschmackvoll costümirt. Auch
in dein anderen Bilde hat er sich aus Puder und Perücken mit
griisster VVahrheit und Leichtigkeit zu finden gewusst.
Es hatte indessen nicht allein der Herzog von Orleans den
Künstler beschäftiget, auch König Garl X. liess ihm durch sein
Ministerium Aufträge zukommen. Im Jahre 1822 malte er für die
Gallerie Luxembourg das Bildniss des Malers Joseph Vernet, 1824
das lebensgrosse Reiterhild des Herzogs "von Angouleme von sei-
nem Generalstabe umgeben, das Kniestuck des Marschalls Gou-
vion de St. Cyr, 1827 eine Episode aus der Schlacht von Hasting,
und Mme. de Vernon überreichte dem Könige das von Vernet ge-
malte Bglcl, welches die letzte Ja d Ludwigs XVIII. in Fo11taine4
bleau vorstellt. Im Museum Gar? X. ist ein Plafendgemälde von
ihm, welches Papst Julius II. zeigt, wie er dem Bramante, Mi-
chel Angele und Ptalhel die Arbeiten im Vatikan und den Bau der
St. Peterskirche überträgt. Für: den ersten Saal des Staatsratlies
malte er damals das Bild, welches Au ust Philipp vor der Schlacht
bei Bouvines (1214) vorstellt, jetzt im äiistorischen Museum zu Ver-
sailles. Ueberdiess gehören in diese Periode auch mehrere Staffßlci-
bilder, wovon ein Thcil in den Privatbesitz übergegangen ist. Vor
allen nennen wir zwei Bilder, welche grosses Interesse erregten,