Volltext: Veit, Ph. - Vouet (Bd. 20)

Vernct , 
Claude 
Joseph. 
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Reize der Meeresstille, unter welcher die Schiffe dahin gleiten. 
Er erfreut sich an den die Vegetation erfrischenden Morgendüften, 
an den vergoldeten Berggipfeln des Abends, an dem Spiele des 
VVassers und dein Wiederscheine der leichten Wolkenzüge. Ver- 
net erscheint ihm gleich bewunderungsw-üi-dig, wenn er streng- 
an die Natur sich halt, oder wenn der Pinsel fessellos sich selbst 
überlässt; unbegreiflich, wenn er sich der Sonne oder des Mondes, 
des natürlichen oder des künstlichen Lichtes bedient, um seine 
Bilder zu beleuchten; immer harmonisch, lträftig, und doch nüch- 
tern, jenen seltenen grussen Dichtern ähnlich, deren poetische 
Ader mit ihrer Urtheilskraftiiu Gleichgewichte steht, so dass sie nie 
weder übertrieben, noch kalt sind. Auch die Staffage findet Di- 
derot in Form und Handlung wahr, gerade für VernePs Land- 
schaft erschaffen. Eine besondere Beurtheilung widmet der genannte 
Schriftsteller den Mondscheinlandschaften, worin Vernet meistens 
Landschaft mit Wasser verband. Dann rühmt er Vcrnet den 
Menschen, den gefühlvollen, liebenswürdigen Mann, der alle 
Sympathien erregte, an clerTafel drcier Könige gespeist hatte, und. 
in jeder Gesellschaft geliebt wurde. Und dennoch war Diderot 
gerade nicht Verneüs Ereund. Der liünstler hatte sein Lob auch 
nicht bezahlt. Ani  November 1769 musste Diderot demselben für ein 
Bild 600 Fr. bezah en. Alle Urtheile aufzuzählen, welche die gleich- 
zeitigen oder kurz nach ihm lebenden franzüsischen Schriftsteller 
über Vernet's Iiunst fällten, wurde zu weit fuhren, und sie stim- 
man im allgemeinen Lob so ziemlich mit Diderot überein, da 
Vernet sich nicht überlebte, sondern noch als Greis von 75 Jah- 
ren mit Poesie und Iiraft den Pinsel führte. Auffallend nüchtern 
ist Wateletß Lob, welcher dem liüustler vielleicht zu nahe tritt, 
wenn er behauptet, dass seine sonst reizenden Bilder wenig Ab- 
wechslung bieten (mediocrement varics), während die nach ihm 
gestochenen Blätter gerade das Gegentheil beweisen; denn auch. 
die öfters wiederkehrenden Staffagen von Fischern sind ebenfalls 
abwechselnd in ihrer Art. Richtiger ist der Künstler im Manuel 
fpancais, Paris 1305. beurtlieilt, wo er als derjenige bezeichnet 
wird, der das Dramatische in der Landschaft auf eine Höhe ge- 
bracht, welche bis dahin kein anderer Künstler erreicht hatte. In 
diesem Werke werden 29 Gemälde von Vernet beurtheilt, welche 
den Weg zur stufenweisen Vollkommenheit des Meisters bezeich- 
nen. Der Beferent nennt zuerst die Ansichten von der Engclsbrü- 
ckc und Ponte Rotto im Museum des Louvre. In diesen Bildern 
ist die Färbung minder klar, und der flauptton geht in's Gelbli- 
che. Die Staffage ist nicht streng motivirhuWas er bald darauf 
für den Palast Rondanini gemalt, zeigt die glückliche Nachahmung 
des Salvator Rosa, und in der Gallerie Borghese, so wie in ande- 
ren Gallericn zu Neapel und Genua sieht man viel aus der Zeit des 
Beginns der Blüthe des Meisters, des vortrefflichen Sceinalers, der 
jetzt auch der Staffage Charakter und Bedeutung verleiht. Seine 
Glanzperiode verlebte er in Frankreich, und die vielen Mannen 
aus jener Zeit, besonders die gewaltigen Sturme, dann auch die 
nächtlichen Feuersbriinste, und die Darstellungen der Tagszeiten, 
werden stets den Rufvdes Meisters bewahren, wenn auch die mo- 
derne Critik strenger verfährt, ohne zu bedenken, dass selbst der 
Künstler ersten Ranges nicht immer von Mängeln frei ist. Lo- 
bend erheben ihn Tailasson, Gault de St. Gcrmain, Fiorillo. "Un- 
wesentliclie Rügen bleiben hier unberührt. Füssly jun. gibt darubßr 
eine bunte Musterkarte. Der neueste französische Lohredner ist 
Chabert in seiner Vie des peintres, einem Praclitwerls in gr- 101- 
Vcrnct lebte in der Zeit des Verfalls der Kunst, ist aber so Vgross 
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