Trevigi oder Treviso, Girolamo da, Maler von Treviw, eine,
derjenigen Künstler, welchen Vasari Biographien widmet, und dem
Unsrigen sub CXL, deutsche Ausgabe von Dr. Förster III. S. 65.
Allein der genaante Schriftsteller kennt nur den jüngeren Künst-
ler dieses Naulens, Während ILanzi u. A. einen älteren unterschei-
den, welcher, wahrschciniclt aus der Schule des Squarcione her-
vorgegangen, von 1470 1492 lhätig war, und sich auf seinen
Bildern Hieronymus Tarvis oder Tarvisio nannte. In Treviso sol-
len noch Bilder von ihm. seyn, und eines seiner bessten, den
Leichnam des Herrn, besitzt der Buchdrucker Vincenzo Ferrario
in Mailand. Lauzi sagt, seine Malereien seyen zwar matt in der
Färbung, der liünstler habe aber ziemlich gut im älteren Stylc
gezeichnet. Diess ist aber mit dem jüngeren Girolamo da Trevigi
nicht der L'all, welcher nach Vasari zwar kein vorziiälicher Zeich-
ner war, die Farben aber in Oel und Fresco mit vie ein lieize be-
handelt hat. Im Uebrigen strebte er die Weise IlafaeVs nachzu-
ahmen. Pater Fcderigi hält in seinen Memorie Trevigiane sulle
oyere di disegno VasarPs Girolamo aus Treviso für einen Sohn
des Malers Pierinaria Pennachi, welcher dann der Sohn des älte-
ren Girolamo gewesen wäre. Ueber seine Jugendbildung sagt Va-
sari nichts. Lanzi meint aber, er könnte durch Paris Bordone zur
höherer Weihe gelangt seyn, da er sich über die damals gebräuch-
liche venetianische Schulweise erhob. Nach VasarPs Angabe ar-
beitete Girolamo mehreres in Treviso, und dann auch in Venedig,
wo ihn Andrea Odoni beschiitzte. Er verzierte die Facade seines
an der Brücke del Gaffaro gelegenen Palastes in Fresco. In der
Mitte erscheint nach Vasari Juno mit erhobenen Armen, wie sie
in der einen Hand die Kanne, in der andern eine Tasse hält.
Unten ist Bacchus, eine volle Gestalt von röthlichetil Fleischtone,
und umschliugt die Ceres, worüber er die Schale verschüttet. Die
Grazien, von fiinf fliegenden Genicn begleitet, kommen herab, um
dem Hause Odoni reiche Gaben zu spenden. Auf der einen Seite
ist Apollo, auf der anderen Pallas. Vasari glaubt, Trevisano habe
durch dieses Bild andeuten wollen, dass Venedig eine Freistatt
für liiinstler sei. Zur Zeit RidulfPs war dieses Frescobild noch
gut erhalten, dieser Schriftsteller gibt aber eine von Vasari ab-
weichende Erklärung. Bei ihm sind es Ceres und Bacchus mit:
einem Mädchen, vielleicht einer Grazie, die aus zwei Gefiissen
Wein einschenkt, und einige schwebende Genien mit Blumen in
den Händen. Im Hofe sah llidolfi Thierschlachten, von Girolnynu
grau in grau gemalt, wovon Vasari nichts sagt.
Von Venedig begab sich der Künstler nach Bologna, wo er
in der Capelle der Madonna della Pace bei S. Petroniu mit eini-
gen städtischen Malern im Wetteifcr malte. Diese Malereien sind
zerstört, wohl. erhalten sind aber noch die Darstellungen aus dem
Leben des heil. Antonius, welche er in der Capelle des Heiligen
in S. Petronio grau in grau mit Uelfarben auf die Wand malte,
Hier nannte sich der Iidnstler Hieronymus Trivisius. In der St.
Salvatorskirche daselbst sieht man von Girolamo eine Tafel, wel-
che die heil. Jungfrau vorstellt, wie sie als Mädchen die Stufen
des Tempels hinansteigt, und ein zweites Bild zeigt die Madonna
auf Wolken von Engeln umgeben, unten St. Hieronymus und St.
(Katharina. Dieses letztere Bild erklärt Vasari als das schwächste
Werk des Künstlers in Bologna, wiihrend er von den Darstellun-
gen aus dem Leben des heil. Antonius sagt, sie seyen mit Ver-
stand und sehr sauber gemalt, und von grosser Aninnth. Dann
nennt der genannte Schriftsteller auch ein Frescnbild des Gelsreu-