Volltext: Torre, G. - Veiss, R. (Bd. 19)

Vecellio , 
Tizizmo. 
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wer als Maler oder Liebhaber das ächte tizianischc Fleisch studi- 
reii will , wird immer zu der gleichwohl beschädigten Venus und 
Magdalena iin Palasie Harbarigo seine Zuflucht nehmen miigsen, 
INns ausscrdein von tiziunischen ljeherresten sich hier findet ist 
keiner Beachtung werth. Man sieht du noch einen Engel, be- 
deutungslos Tor wie nach dein verwaschen. Ein kreuztragenrler- 
Christus niit einer Figur hinter sich ist ganz zerstört. Auf einem 
Gemälde init Papst Paul III. sieht man nur noch die angelegten 
Grundzüge eines weltlilugen Pfifficus. 
In der Gallerie Manfrin ist eine Grable ung Christi mit fast 
lcbcnsgrtisseii Figuren, welche lieniier noch iöher stellen, als die 
gepriesene Himmelfahrt und die kleine Maria im Tempel in der 
k. Äliiltlßllliß zu Venedig. Hier hat sich Tizian zur Poesie erho- 
ben, und ein Seelengciniilde geliefert, würdig neben RafaePs und 
Francisüs Bildern zu glänzen. Besonders im liopfe der iWIai-ia ist 
der Gipfel des tragischen Pathos erreicht. Das Gesicht des Hei- 
landes, in Farbe, Haltung der Glieder höchst gelungen, ist das 
einzige Ungenügende. Bei den Fiissen halt ihn Joseph von Ari- 
mathca , ein herrlicher Kopf init dein schönsten schwarzen Bartc. 
Sein Gesicht trägt eine unbeschreibliche, höchst anziehende Mi- 
schung von Ehrfurcht und Bedauern. Zwischen beiden Figuren 
steht ein anderer Helfer gemeinen Schlages, auf dessen Gesicht 
Mitleid und 'I'heilnahine_die Miene des Yerdrusses angenommen. 
äiääks , zu ausserst am Biltle,_liuiiiiiit Maria. Das tyesieht  ge- 
gten NIutter ist in demeinzigen Zuge des tiefsten, thranen- 
losen Schmerzes erstarrt, die bleichen Hände sind krampfhaft iii 
einander genressn Johannes, in uniiberti-eßlichein Ausdruck der 
Theiluiiä seiner tiefgefühlten Trauer und Sorgfalt zwischen den 
zwei gteiebteil Personen, hiilt die vorwärts Sinkende. Hier hat 
sichTizian auch als einen der grdssten Seeleninaler gezeigt, was 
bei ihm so selten -v0rlsoinint, weil ihn seine sinnliche Umgebun- 
gen verleiteteii, sich mehr der Darstellung einer glänzend schönen 
Oberfläche zu_ befleissigen. Noch mehr würde dieses Bild bezau- 
bern. wenn die unter einer gelben Patina versenkte Farbenpracht 
strahlen könnte. In der Gallerie des Louvre befindet sich dieselbe 
Darstellung, eine Wiederholung ans dein Atelier des Meisters. In 
der genannten Gallerie Manfi-in ist auch eine Jugendarbeit des 
vhziail, eine Anbetung dei- Könige. Die holperige, unsichere Pin- 
sellnhrung, die Verzeichnuiig, die steilen Fhiere, grellen Farben, 
der gdXlZllCllB Mangel eines Ensembles berechtigen zu der Vermu- 
thung, es müsse 'l'izian,s erster, oder höchstens zweiter Versuch 
gewesen seyn. 
In dieser Gallerie ist ferner ein Bildniss des Ariosto, und je- 
nes der schönen Königin Catharina Curnaro. Beide sind sehr in. 
teressant, und gehören zu den [Ianptwerlien dieser Art. 
 Im ßesitze des Dr. Jacobi (Giuseppe Cadorin) ist ein herr. 
liches Blid der Madonna mit dein Iiinde, umgeben von St. An- 
dreas , welcher Bildniss des Francesco Vecellio ist. und dem heil. 
Tiziano innPontificalibus. Dabei ein Cleriher, worunter sich T1. 
zian vors'e te. 
Im Hause cle' Grassi sah Mengs ein Bild der Venus, und 
rühmte es als eines der schönsten YVex-ke des Meisters. 
Aus dem Palast Boldu kamen einige Bxlder nach Berlin. 
V e r u n a. 
Im Dome sieht man ein Ilauptwverk des Meisters, welches fnit 
jenem in der Akademie zu Venedig wetteifert. Es stellt die Hun- 
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