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Vecellio ,
Tiziano.
der auf dem Ganzen ruht, sichern diesem Gemälde urierachtet man-
chen Tadels einen ehrenvollen Bang unter Tizian's Werken. Die-
ses Gemälde zierte unter Napoleon das Central-Mnseum in Paris,
und wurde nach der Restauration gereinigter. wieder nach Venedig
gebracht. Ein Gemälde mit deriJüngcrn in Eniaus wird für eine vom
Meister retuuehirte Wiederholung des berühmten Bildes im Isouvre
gehalten. In einem Stiegenhause sieht man das eolussale Bild de;
heil. Christoph iii Fresco einalt, wie es nur mit Oelfarben mög-
lieh ist. Das berühmte Biid der Schlacht von Spoleto im grosseil
Saale des Dogenpalastes ist durch Brand zu Grunde gegangen, wie
wir oben S. 49;) angegeben haben. In der flurentiiiischen Gallci-ie
ist eine Skizze-
Ani Plafond des Santuario der Libreria malte Tizian eine m1;
Lorbeer gekrönte Iirau mit einem Kinde.
Im Palazzu Barbarieo, wo Tizian der Sage nach das meiste
gemalt, und daher Scuoda di Tiziano genannt, finden sich gegen
20 Stücke von ihm, darunter einige seiner bessteii und beriihin-
testen. Leider sind sie grösstentheils zur Ruine gewnrilen. Eine
ungcschiclite Hand hat sie bis auf die Grundfarbe veiwrasehen,
So die Portraits Philipp Il. von Spanien und Franz l. vm;
Frankreich, an welchen die Farbe zerstört ist. Man sieht aber
noch an den Grundzügen) dass der Charakter der Originalc
mit der genialen, scharfen Aulfassnugsgabc '.l'izian's, die Seinen
Portraiten so vicl Interesse gibt, auch hier richtig aulgegrilien ist.
Das Bild der Venus, von welcher sich Adonis losreisst, lehcns-
grosse Figuren, zeigt nur noch wenige Spuren der schönen (Zar-
nation des wulliistig gebauten, zugekehrten Rückens. Ein Bild.
des heil. Sebastian, an welchem die Iiunst die geistigen wie dii,
materiellen Forderungen erfüllt hatte, ist dem Verderben prelsge-
geben. Alle Fleisehpartien sind schwarz mit etwas ilurchschim-
nierudem Weiss. Der ganze rechte Schenkel zeigt die Grundfarbe
der Leinwand. Die Reste des zerstörten Gesichtes zeigen aber
niannskräftiger Standhaftigkeit, durch Enthusiasmus des (ilauhens
und himmlische Zuversicht geliehen. Hier ist auch Titian's bat
rühmte Venus mit der Eule, die ehemals mit der liegenden zu
Florenz wetteiferte. Die Göttin, Iiniestiick in Lebensgrijsse,
schaut nach rechts in einen Spiegel, den ihr Aiuor verhält. Auf
der anderen Seite steht ein zweiter, der ihr einen Bluinenliran;
aufsetzt. Sie drapirt sich den untern Theil des nackten Iiörpei-g
mit einem Purpurrnantel. An diesem Bilde ist nur ein Drittel ver-
waschen, und an dem grösseren Reste scheint durch eine leichte
Patina des Alters noch die ganz eigene, täuschendlebendige Fleisch-
farbe Tiziaifs durch. Schändlich verwaschen ist dagegen ein Ecce
homo, welches ursprünglich seelenlus war. Gleiches Schicksal
hatte auch der Faun, welcher mit abseheulich thierischcr Lust mit
der Nymphe buhlt. Letztere, eine gemeine, vollex Figur, soll Ti-
zian's Schwester seyn. Man sieht noch Spuren, wie wunderschön
ihre Farbe vor der Zerstörung gewesen. Am bessten davongeliom-
men ist Tiziaifs berühmte biissende Magdalena, eine etwas eulus.
sale volle Blondine , zwar nicht von edlen, aber doch ausdrueks.
vollen, charakteristisch richtigen Ziigen, die Augen roth von Wei-
nen, das Gesicht in Reneschmerz halb erstarrt. Die ganze, viel
Nacktes zeigende Figur, besonders aber das Gesicht, ist mittelst
der sorgfältigsten Abstufung der Fleischtinten, die jedoch harmonisch
einem. GrundtQrruniei-geurdnet sind, zum irappantesten Leben
herausgehoben. Was Mengs u. A. in dieser Hinsicht an Tiziaifs
bessten Werken rühmen, findet sich hier in gleichem Grade, und