Vecellio ,
Tiziano.
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das Bild der heil. Jungfrau mit dem Rinde, zu den Seiten St. Ju-
hann und St. Georg, halbeFigur-en in Lebensgrösse. Aufeinem an-
deren kleineren Gemälde erscheint Maria mit dem Binde in Beglei-
tung von Johannes und Paulus an einer Ruine. Dann ist in die-
ser Gallerie ein kleines Bild der Diann mit ihren Nymphen im
Bade. Im Stiche bekannt sind diese Bilder durch das Gallerie-
werla von J. lYIuxel.
Neapel,
In der k. Gallerie waren zu Winkelman's Zeit (Schreiben an
Berendis 1758) 50 Bildnisse von Tizian. Darunter erwähnt der ge-
nannte Schriftsteller ein Gemälde mit Papst Paul III. und dem
Cardinal Farnese, und einem Boten, der dem heiligen Vater einen
Brief überbringt, lebensgrosse Idiguren. iEin solches Bild ist in der
Gallerie zu Parma. Ein höchst lebendig aufgeiasstes Bild Paul III. ist
aber in der Gallerie zu Neapel, und ein nicht minder herrliches, des
Cardinals Alexander Farnese. Dann sieht man auch ein lebensgrosses
Bildniss Philipp II. von Spanien, und ein weibliches Bildniss ist
unter dem Namen der Mutter Carl V. "bekannt. Ferner bewahrt
(liese Gallerie auch das Bildniss einer jungen Frau, welcher ein
Aeffchen von der Schulter auf die Hand niedersteigt, alles mit
solcher Lebendigkeit dargestellt, dass die Gestalten aus der Lein-
wand hervorzusteigen scheinen.
Ausgezeichnet schön ist ein Bild des Johannes in der VViiste,
bekannt, durch CiprianPs Stich, eine Anbetung der Hirten aus
der früheren Zeit des Künstlers, und eine heil. Familie mit den
Bildnissen der Donatoren in Lebensgrösse.
Der Triumph der venetianischen Schule ist aber die beriihmte
Danae, welche den goldenen Regen des Jupiter empfängt. Keine
der nackten Figuren ist nach I-Iirt (Iiuglerts Museum 1853 S. 150)
dem Tizian so gelungen, selbst nicht die Venus in Florenz, noch
die andere Danae im Belvedere zu VVicn, welcher jene in Lon-
don nachstelit. Der Künstler malte das ncapolitanische Bild für
Paul III., unmittelbar im Vatikan. Vasari erzählt, Miuhel Angelo
habe in Gegenwart des Papstes und des Meisters sehr vortheilhaft
über die Lehendigkeibder Darstellung sich geäussert, aber heim
Weggehen noch beigefügt, es sei eine grosse Sünde", dass die Ve-
nezianer die Zeichnung nicht mehr studirten. Und doch lässt
sich nach IIirt behaupten, Tizian habe nie einen weiblichen Iibr-
per so vollkommen und schon gemalt. Auch in Effekt des Hell-
dunkels hat sich der lYIeister hier iibertroiien.
Ein anderes mythologische; Bild stellt die Venus vor, wie sie
den Adonis von der Jagd zuriipkhalten will. Auch diese meister-
hafte Darstellung kommt in Wiederholungen vor. Sie ist in Mu-
drid und in London wieder zu finden.
In S. Domcnico Maggiore zu Neapel ist eine Verkündigung
Milfiä. welche "Dlorgcnstern als eines der vorziiglißhäten Bilder
der Stadt riilnnl.
Padua.
Im Santo sind Bilder aus der früheren Zeit des Tizian,
aber schöner als jene der übrigen Meister, welcbe claselbst gemalt
haben. Tizum malte (las Wunder mit dem Fusse eines jungen
lYlc-ilschcn, welcher denselben in Folge der Misshandlung seiner
Mutter verloren hatte, über der '.l'hiire der Sakristei. Berühmt
ist das Bild, welches St. Anton vorstellt, wie er das neugebornß
Kind die vnm Gatten bestrittene Unschuld der Mutter bezeugen
lasst. Das Gemälde mit St. Anton, wie er das Weib vor der Ei-