Volltext: Torre, G. - Veiss, R. (Bd. 19)

Vecellio. Tizinno. 515 
Die Skizze zur angeblichen Schlacht von Cadore (Spoleto), 
welche Tizian im Dogcnpalaste in Fresco gemalt hatte, aber zu 
Grunde gegangen ist. Iin Vorgrunrle erscheint der General Al- 
vianu mit dem (Jommaudoslaihe, und weiterhin breitet sich die 
kaiserliche und VGHCLiHILlSClIG Armee aus. 
ln der 'l'ribune der k. k. Gallerie sind die zwei berühmten 
Venusbilder des Meisters. Das eine stellt ein nacktes Weib etwas 
unter Lebensgrösse dar, mit Amor hinter ihr auf dem dunklen 
Teppich, auf welchem die reizende Gestalt ausgestreckt liegt. Die- 
ses Bild ist im zarten Goldton gemalt, hat aber nicht jene Wahr- 
heit und Feinheit wie das zweite Gemälde. Dieses zeigt ein Mäd- 
chen, dessen Schönheit erst aufgeblüht ist. lässt aber der Vermu- 
thung Raunx, dass es die Geheimnisse der Aphrodite bereits durch- 
drungen habe. Angeblich die Geliebte eines Mediceers, oder eines 
Herzogs von Urbino, liegt sie auf dem weise überzogenen Ruhe- 
bette, und hält Blumen in der Rechten, während die andere Hand 
jene Stelle verhüllt, welche die Bescheidenheit nie blossgeben 
darf. Zu ihren Fiissen schläft ein kleiner Hund. Die beiden klei- 
nen Figuren in der Ferne scheinen Kleider zu suchen im Iiolfer 
für die verführerische Buhlerin. Wir sehen hier keine Venus im 
Sinne der Alten, und es ist daher auffallend, dass der geistreiche 
Algarotti sie als Nebenbuhlerin ihrer Nachbarin, der mediceischen 
Venus erklärt. Die jmrtraitartigen Züge des liopfes konnten noch 
schöner seyn, die Formen des jugendlichen nackten Körpers, der 
in der ungezwungensten Lage lnngestreckt ist, gewähren aber den 
höchsten lieiz. Die Carnalion ist bezaubernd, lebcnswarin, und 
nur einem Tizian konnte es gelingen, einen liörper von blenden. 
der Wcisse auf weisser Unterlage,uncl bei fast hellem Hintergrunde 
in solchem Belief darzustellen. In der Nähe erscheint das Bild 
schattenlos, in der gehörigen Entfernung rundet sich aber alles 
bis zur Täuschung.  
In der Gallerie des Palazzo Pitti sind von Tizian ebenfalls 
Meisterwerke. Man sieht da ein Bild der Geliebten Tizian's xßella 
di Tiziailo), wie es in Berlin vorkommt, dann das Bildniss des 
Dichters Pietro Aretino, und jenes des Cardinal l-Iyppolito de' Me. 
dici. liichardson fand im Pitti zehn Bildnisse von 'I'izi:tn, darum- 
ter 'die lebensgrossen Bilder Carl V. und Philipp II. von Spanien. 
Auch ein Bild der Magdalena ist in dieser Gallerie zu sehen, ei- 
nes der herrlichsten Werke von Tizian, und vielleicht Vorbild zu 
anderen Bildern dieser Heiligen. 
Das Galleriewerk von Wicar gibt eine Anzahl der Bilder Ti- 
ziank in Abbildung. Im Artikel des Herausgebers geben wir eine 
genauere Anzeige. 
Genua.  
Cochin erwähnt in seinem Iieisewerke (1753) mehrere Bilder, 
welche sich damals in Palästen befanden, spricht aber öfters eingn 
Zweifel über die Aechtheit aus. 
London. S. England.  
Madrid und Escurial. 
In Spanien sind viele Piilder von Tizian, da der Künstler den 
Fürsten jenes Landes die Hälfte seines langen und thätigen Le- 
bens gewidmet hat. Die Verehrer dieses Meisters können ihn hier 
in allen seinen verschiedenen Arten und Abstufungen, von der 
Nachahmung Giorgionäs bis zu den letzten Efleugxlisscn seines 
Pinsels kennen lernen. Jetzt liegen uns die Werke der königli- 
chen Sammlung auch in lithographirten Nachbildungen vor. Don 
Josc MLldPaZO gab ein Gallericwerk heraus: Cellecien "litografica 
de los cuadros del liey I-PESPBHHEI etc. Wir haben es im Artikel 
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