Volltext: Torre, G. - Veiss, R. (Bd. 19)

Vecellio , 
Tizia-no. 
M3 
Der Herzog von Marlborough bewahrt auf seinem Landsitze 
in Blenheim ein Bild des heil. Sebastian, eine lebensgrosse schlanke 
Figur von edlem Ausdruck und klarem Fleischton. Ein zweites 
Gemälde stellt Papst Gregor und eine weibliche Heilige dar, ein 
klares und fleissiges Bild aus des Meisters früherer Zeit. Dann 
sind in Blenhcim auch lederne Tapeten mit Einfassungen, angeb- 
lich von Tizian gemalt. Der König Victor Amadeus schenkte sie 
dem grosscn Marlborough. Die Gegenstände der Malerei sind 
der Mythologie entlehnt. Mars und Venus, Amor und Psyche, 
Apollo und Daphne, Pluto und Proserpina, Ilerlsnles und Deja- 
nira, Vulkan und Ceres, Bacchus und Ariadne, Jupiter und Juno, 
Neptun und Amphitrite sind dargestellt, aber nicht von Tizian. 
Wo fanden sich. sagt Waagen, bei ihm wohl eine so schwere, und 
undurchsichtige Färbung, so rothe Schatten wie hier in dem Fleisch 
der männlichen Figuren? Der Charakter der Iiöpfe, die mitunteP 
spitzen Formen, die Schwächen der Zeichen lassen auf A. Varo- 
tari schhessen. Auch erwähnt weder Vasari noch Bidolfi dieser 
Bilder. 
In der Gallerie des Staffordhouse ist ein minder bedeutende F 
Bild aus der Gallerie Orleans: Merkur, wie er in Gegenwart de? 
Venus den Amor lesen lehrt, lebensgrosse Figuren. 
Lord Ashburton (Alexander Baring) besitzt ein Bild der He 
rodias mit dem Haupte des Täufers, dabei die Magd. Der twnSte, 
Gdle, feine Charakter der Salorne ist aber nach Waagen un leicl. 
mehr in der Weise Giorgionds, als in jener von Titian. Dann 
ist in dieser Sammlung auch ein besonders kräftiges und fein mo- 
dellirtes Exemplar der so oft wiederholten Venus, welcher Amor 
den Spiegel vorhält. 
Ein solches Bild kaufte Grat Darnley aus der Gallerie Orleans 
um 7500 Fr. Ob das genannte, ist uns unbekannt. 
Lord Normanton zu London ist im Besitze eines Bildes, wel- 
ches in der Gallerie Orleans unter dem Namen vla cassette du 
Titieno bekannt war. Es ist diess die angebliche Tochter Tizian's, 
welche in einer Schüssel das Schmuckkästchen empor hält. Auf 
dem Bilde in Berlin hat sie anstatt des Iiästchens Früchte in der 
Schüssel. Letzteres ist weit vorzüglicher, so dass das englische 
kaum von Tizian herriihrt. 
Ein solches Bild kam 1??g aus der Gallerie Orleans für 400 Pi". 
an Lady Lucas. Hr. Coesve t in London besass ebenfalls ein Ge- 
mälde dieses Inhaltes. Wo sich jenes befinde, welches W. Hollar 
1650 unterdem Namen Johanna Vesella Pictressa lilia prima di. 
Titiano gestochen hat, ist uns unbekannt. Damals war es in der 
Sammlung der Herren Joh. und Jak. van Verle. 
Sir Thomas Baring in London besitzt eine grosse, herrliche 
Landschaft mit abcntheuerlich eforxuten Felsen. In dieser sitzt 
Maria mit dem Iiinde und dem [kleinen Johannes. Dabei ist Jo- 
hannes der Abt, und mehr riickwärts erscheint Joseph mit dem 
Esel. 
Die Bildersammlung des Grafen Baclnor in London bewahrt 
das lebensgrosse Bild eines Ritters, im satten, glühenden Gold- 
ton durchgeführt. 
In Castle Howarcl sieht man einen Fleischerhund mit drei 
Katzen, von furchtbarer Lebendigkeit. In den dunklen Schatten 
und im Vortrage stimmt das Bild mit den späteren Werken dßß 
Meisters überein. Eliedeni im Palast Cornaro.  
Mr. Young in London besitzt ein Bild der Danae, ähnlich 
jenem im Belvedere zu Wien. i 
NaglerÄsKünstler-Lex. Bd. XIX. 33
	        
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