Volltext: Torre, G. - Veiss, R. (Bd. 19)

Vecellio , Tiziauo. 
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jüngeren Jahren, in prächtiger Rüstung stehend. Dann ist da 
eine reiche poetische Landschaft mit der Predigt des Johannes, 
diese nur sliizzenhaft behandelt. 
In der Sammlung des Hrn. Wilkins zu London ist eine Ruhig 
der heil. Familie in einer schönen Landschaft, ehedem in der Ga]- 
lerie Orleans. Das auf dem Schoosse der Maria stehende Kind 
wendet sich gegen Johannes, der ein Lamm herbeibringt. Joseph 
schaut dem Vorgange zu. Dieses fleissig im klarsten Goldton ge- 
malte Bild ist der Madonna del Coniglio im Louvre verwandt, 
und gehört also der früheren Zeit de Meisters an. Im Louvre 
und im Museum zu Berlin sind auch gute Schulcopien. 
In der BPldgBWQlIEI-Gßnerlß zu London sind vier berühmte 
Bilder dieses Meisters. Das eine ist unter dem Namen der drei 
Lebensalter bekannt. In einer schönen Landschaft weilt in siisser 
Eintracht ein reizendes, blondes Mädchen mit ihrem Geliebten, eine 
der schönsten idyllischen Gruppen , welche die neuere Iiunst her- 
vorgebracht hat. Durch die geistreiche, und doch dabei sehr fleis- 
sige Ausführung, durch den hellen, wunderbar klaren Goldton 
wird der Reiz noch ungemein erhöht. Auf der anderen Seite steigt 
Amor auf einigen schlafenden Kindern herum, und in der Ferne 
betrachtet ein Greis zwei Schädel auf deinssBoden, während die 
Landschaft die heiterste Lebensfrische athmet. iTizian malte dieses 
Bild in seiner früheren Epoche für Gio. di Castelli. Ein ähnliches 
Bild in der alten französischen Sammlung wird dem Giorgione 
beigele t. Dieser ist der Erfinder solcher Allegorien und freien 
Vorstellungen der Phantasie, und Tizian wurde von ihm intluirt. 
Ein zweites Bild dieser Sammlung ist unter dem Namen der Venus 
s. la coquille bekannt, ehedem im Besitze der Königin Christine 
von Schweden, und dann in der Gallerie Orleans. Die Venus 
ragt bis zu den Iinien aus dem Meere, und presst ihr feuchtes 
braunes Haar aus, eine sich badende Frau von grossem Liebreiz 
und für 'l'izian von seltener Grazie der Bewegung. Neben ihr 
auf dem Wasser ist eine Muschel. Dieses Bild ist etwas später 
als das obige gemalt, und nähert sich daher in den Lichtern mehr 
dem Weiss, in den Schatten einem fahleren Braun. Alle Theile 
erscheinen runder, aber minder hell und klar. Das dritte Bild 
dieser Sammlung, mit dem Namen des Künstlers in goldenen Buch- 
staben, stellt Diana und Aktäon dar, acht ä- lebensgrosse Figuren. 
Tizian hat dieses Eild im ._hohen Alter gemalt. Die meist im Pro- 
fil gesehenen Köpfe sind nicht bedeutend, die Zeichnung nicht 
fein, bezaubernd aber ist das Bild durch die grossen Massen des 
warmen klaren Hellditnlsels, durch die erstaunliche Meisterschaft 
und Breite der Behandlung, durch die poetische Landschaft mit 
blauen Ber en. Das vierte Gemälde zeigt Diana, welche den Fehl- 
tritt der Cailisto entdeckt, eine Composition von cilf Figuren, mit 
dem Namen des Künstlers, und Gegenstück zu obigem Bilde. 
Es hat im Ganzen die Eigenschaften desselben, aber ungleich 
mehr gelitten. In allen Schatten liegen die schwarzen Fäden der 
Landschaft zu Tage, welche minder impastirt sind. Im Körper 
der Diana und der vorderen Nymphe ist aller Zusammenhang su 
sehr unterbrochen, dass die Originalfarbe nur wie Inseln darauf 
stehen geblieben ist. Nur wenige Theile geben noch eine Vorstellung 
von dem rötlilichen tiefen Goldton. welchen das Ganze dereinst 
gehabt hat. Diese beiden Bilder v-raren. in der Gallerie Orleans, 
und sollen diejenigen seyn, welche Tizian nach Vasarits Bericht 
für den liönig Philipp II. von Spanien gemalt hat. Allein in Spa- 
nien ist noch ein Exemplar vorhanden, ehedem im Buenretiro,
	        
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