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Tiziano.
Vecellio ,
Sohn behandelte. Ungeartet war Pomponio Vecellio, ein zweiter
Sohn des Meisters, welcher nach dessen Tod die väterliche Erb-
schaft vergeudete. Tizian starb den Q, September 1575 zu Venedig
an der Pest, mit seinem Sohne Orazio. Der Meister war damals
im 99. Jahre, nahm aber noch immer Bestellungen an, obgleich
Vasari 1566 sagte, dass er seinen Tizian nicht mehr kenne. Die
länzende Phantasie des Künstlers spriihte noch immer Funken,
gland und Auge waren aber nicht im gleichen Maasse treu. In
seinem Testamente verordnete er, dass seine Leiche nach Pieve di
Cadore gebracht werde, um sie in der der Familie Vecellio ge-
hörigen St. Tizianß Capello der Arcliidiaconalkirche beizusetzen;
allein zur Pestzeit war eine solche Transferirun nicht rathsam,
und somit wurde er in der Iiirche St. Maria dc' irari zu Venedig
ohne Gepränge begraben. Nur ein einfacher Stein bezeichnete
die Stelle, wo seine irdischen Ueberreste becrdiget wurden. Spä-
ter erst grub man folgende Worte ein:
gui iaee il grau Tiziano de Veßelli
muäator dei Zeusi e degli Apelli.
Gegen das Ende der Republik sollte ihm auf öffentliche K0-
aten ein Monument gesetzt werden; Canova entwarf das Modell ,
benutzte es aber später für das Denkmal der Erzherzogin Vuu
Sachsen-Teschen. Canova fertigte hierauf ein neues Monument
des grossen Meisters, in welchem er so ziemlich das frühere Mo-
tiv beniitzlc. Dieses Denkmal steht seit 1827 dem einfachen Steine
egenüher, aber als jenes des Canova. Erst 1845 beschloss liaiser
gei-dinand dem Meister ein Monument setzen zu lassen, und e,
beauftragte damit den Bildhauer L. Sandomenichi in Venedig,
welcher 1844 bereits das Modell vollendet hatte. Wir haben 3'
im Artikel desselben beschrieben, können aber die Vollendung
des Werkes noch immer nicht melden. Doch wird der Zorn. woli.
cheu durch das letzte republikanische Beginnen die Stadt auf sich
lud, wieder schwinden, so dass endlich auch der grosse Tizian
zu einem Ebrendenkmal gelangt.
Tizianß Schule
Von einer Schule im eigentlichen Sinne des Wortes, wo der
Meister sich bestrebt, die Schüler in den Geist der Kunst nach
der Ansicht, die er eben davon hat, im die Regeln der Darsiel-
lang, und in_ die ihm eigenen technischen Vortheile der Farben.
behandlung einzuweihen, konnte bei Tizian keine Rede seyn,
Der neidische Meister versteckte eher sein Wissen, als er es lehrte,
und so findet man denn von den ihm eigenen Vorzügen wenige;-
bei seiner Schule, als man erwarten möchte; nicht mehr als ihm
gerade Einer ablauschte. Das Geheiuiniss, seine herrliche Fleisch-
farbe zu schaffen, ging nur unvollkommen auf seine Schüler über;
selten hat sie einer ganz erreicht, sie sind ihr meistens nur mehr
oder weni er nahe gekommen. Seine tiefe, lebendige Glut de;-
Farbe in äewändern und Beiwerken hat Sich eigentlich nur Einer
ganz zu eigen gemacht: dieandern haben sich auch hier nur ge.
nähert, Dagegen scheinen sich_viel_e seine schlimmsten Fehler an.
geeiinet zu haben, die Sorglosigkeit hinsichtlich des idealen Aug-
druc es, ohne welchen doch kein ächtes Kunstwerk bestehen kann,
Sie treffen ihn, wie der Meister, gleichsam nur aus Laune oder
Zufall. In Composition, Gruppirung und Zeichnung kamen ihm
Nach dem trefflichen
NT. 941
im
Aufsatze
Hunsthlatta
VOR
Schoru