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Vecelliho ,
Tiziano.
den Künstler in Gnadenbezengungen, und liess sich auch in der
Folge noch öfter von ihm malen, obgleich er eine grosse Abneigung
gegen das ruhige Sitzen hatte, und nicht gestatten wollte, (lass
man ihn scharf ansehe. Das zweite Mal malte ihn Tizian 1532,
ebenfalls in Bologna, dann 1536 in Asti bei der siegreichen Bück-
kehr des Iiaisers aus Afrika, und 1550 in Augsburg. Zwei ausgc-
zeichnete Bildnisse dieses Monarchen sind im Museum zu llladrid,
das eine jung und stehend, das andere in vorgerückten Jahren zu
Pferd. In Wien und München sind ebenfalls Bildnisse Carls V_
Von Bologna aus begab sich der Künstler wieder nach Venedig,
wo er mit jedem neuen XVerke neue Lorbeern brach. Was sich
noch in Kirchen, und aus diesen in Gallcrien findet, nennen wir
unten im geographischen Verzeichnisse der Werke des lYIClSteß.
da in neuerer Zeit zahlreiche Dislocationeti statt fanden. Einige
Bilder sind auch zu Grunde gegangen, wie die meisten der Bild-
nisse berühmter Männer der Republik, welche Tizian auf Befehl
des Senates für den herzoglichen Palast malte. Der Brand, wel.
eher das grosse Gemälde der Schlacht von Spoleto verzehrte, gr-
reichte auch vielen anderen Werken zum Verderben. Der llrlei-
stcr stand damals bereits im Solde der Republik. Es wurden ihm
jährlich 400 Scudi außbezahlt.
Auch bei den Beherrschern von Mantua stand Tizian in ros.
ser Verehrung, besonders bei der Markgriifin lsabella und ihrem
Sohne "Friedrich. Das von Tizian gemalte Bildniss der Isabella
d'Este i'st jetzt im Belvedcre zu Wien, andere Bilder aus Fm-
rara s.ind'in Dresden. Der Künstler kam schon 1550 mit dem
genannten Fürsten in Berührung. Dr. Gaye l. c. gibt mehrere
Briefe Tiziarüs von 1550 1557, welche Gemälde betreffen, die
er ausführen sollte, und Privatangelegenheiten. In einem Briefe
von 1556 spricht Friedrich von dem Bilde des Iiaisers Augustus,
welches er mitbringen solle, und 1537 schreibt er, die Zimmer
seyen vollendet, und er möge sobald als möglich die Bilder ma-
len. Für diesen Fürsten malte nämlich Tizian die Bildnisse der
eilf ersten römischen Kaiser, und den zwölften (Domitian) fügte
Campn hinzu. Der Meister soll sich antiker Büsten bedient Im-
ben, aus welchen geistreich charakterisirte Bilder entstanden. SP5-
ter kamen sie in den Besitz des liönigs Carl I. von England, wel-
eher 1200 Pf. St. dafür bezahlte. Den Kopf des Galba hatte van
Dyck restaurirt, und jenen des Vitellitus neu gemalt. Nach dem
unglücklichen Ende des Königs wurde dessen Sammlung zerstreut,
und jetzt sind die Haiserbilder verschollen. A. Hume besitzt jenes
des Iiaisers Otto. Walpole wollte wissen, dass der spanische Ge-
sandte diese Bilder für seinen König erkauft habe, allein sie sind
nicht in Madrid.
Den grüssten Theil dieser Bilder führte Tizian sicher in Venedig
aus, und nebenbei befriedigte er auch die Anforderungen der lie-
publilt und der Grossen der Stadt. Im Palazzo Barbarigo arbeitete
er con amore, und hinterliess da Werke, welche vor der Restau-
ration zu den schönsten Bliithen seines Geistes gehörten. Neben-
bei malte er immer auch Bildnisse, wie 1541 jenes des kaiserlichen
Gesandten Don Diego di Mendoza, welches ausserordentlich wohl
gerieth. Er stellte ihn in ganzer Figur stehend dar, was nach Va.
sari die erste Veranlassung gab, Bildnisse stehend zu malen, wor-
in aber der genannte Schriftsteller irrt. Bald darauf finden wir den
Iiiillällßr in Begleitung des Herzogs von Mantua in Parma, wo das
Domkapitel die Cuppel durch ihn malen lassen wollte; allein Ti.
zian erklärte, dass die Stadt einen Correggio habe, welcher der
Arbeit eben so gewachsen wäre. Der Meister zog es vor, dem Ruf