Vecellio ,
Fabrizid.
Veceliio ,
Francesco.
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VCCBllIO, FübrlzlO, Maler von Pieve di Cadore, machte dieselbe
Schule durch, wvie sein Bruder Cesare, hinterliess aber nur wenige
Bilder, da er um 1560 in jungen Jahren starb. Im Bathhause zu
Pieve ist ein allegorisches Bild von ihm, welches die Gerechtig-
keit, die YVahrheit und die Barmherzigkeit vorstellt. Nach Re-
naldik (Saggiu istorico etc. Üdinc 1796) erhielt der Künstler 16
Gulden für dieses Bild.
VGCBÜIO, Francesco, Maler, der ältere Bruder des Tiziano, wurde
1475 zu Cadore geboren, und da seine Eltern in glücklichen Ver-
hältnissen lebten, zu den Wissenschaften bestiinmt. Allein er fühlte
eine grüsserc Neigung zur liunst, und_soinit schickte der Vater
seine beiden Söhne nach Veiiedivr, wo sie anfangs den Seb. Zuc-
cati, und dann Gentile und Giodiiellini zu Lehrern hatten. Frau-
cesco machte bedeutende Fortschritte, und schon hatte er mehrere
glückliche Versuche in der Malerei iemacht, als ihn die Einför-
migkeit des Iiiiiistlerlebens auf den 'edanlicn brachte, in Kriegs-
dienste zu treten. Francesco zog mit dem Heere gegen die Fran-
zosen und gegen die Spanier zu Felde, und focht unter den
Mauern von Vicenza und Verona. Er diente unter den berühmten
Hauptleuten Marcone Ferrarese und Seraiin Caiense, und bewies
bei jeder Gelegenheit grosse Tapferkeit. Endlich aber, als er in
einem Zweikampfe mit einem feindlichen Schläger verwundet ward,
und überhau t die Mühen des Krieges zur Genüge kennen ge-
lernt hatte, iiehrte er in die Ileiniath zurück, und zog wieder die
Palette hervor, mit dein festen Vorsatze, seinem Bruder nachzu-
eifern, der mittlerweile schon den Ruf'_eines irossen Malers er-
rungen hatte. Zu seinen früheren Arbeiten ge iiren die vier Ge.
inälde der Orgelflügel in S. Salvatore zu Venedig, worunter das.
Bild des heil. Theodor auf dem ersten Blick an Giorgione erin-
nert, wie Piiclolil behauptet. In dieser Kirche, und im Cenobium
sind auch Fresken von ihm, welche Boschini beschreibt. Diese
und andere Bilder erwarben auch dem Franeeseo Ruf, und einige
derselben gingen später unter Tizian's Namen. _Zu seinen Haupg-
werken gehören drei grosse liirchenfahnen tur die Compagnia de'
Borribardieri, für die Kirche S. lälstachio und für die Conirater-
nita degli Zoppi. In der Chiesajzu Oragio an der Brenta ist eine
Tafel mit Christus als Gärtner, ein werthvolles Bild, welches theil-
weise gelitten hat. In der Capelle des Cainpo San Piero ist ein
Oelgemälde von ihm, und an der Decke der geschlossenen Stiege
des Dogenpalastes ein Frescobild. _In der_Gal erie zu Venedig ist
eine Verkündigung Marili aus S. Nicole di Castello._
lin Jahre 1527 kehrte Francesco nach Cadore zurück, mit dem
Vorsatze, die Malerei aufzugeben, und das einträglichere Geschäft
des Handels zu pflegen. Nur in den Mussestunden ergrill" er noch
den Pinsel. In S. Vito zu Cadore ist ein Bild der lYladonna mit
dem liinde, in Begleitung des Täufers, eines Bischofes und
des Schutzheiligen der Pieve di Cadore. Dieses {tltargemälde trägt
die Jahrzahl 1523, und gilt für Tizian, so wie dessen Geburt
Christi in S. Giuseppe zu Belluno. Dann malte er auch noch viele
Bildnisse von Freunden, und für die Kirche von_ Loiigarone einen
heil. Hieronymus. In der Gallerie zu Dresden ist ein lßbensgros-
ses Iiniestüclc, welches Pilatus vorstellt, wie er dein Volke den
gebundenen Heiland vorstellt. Im Museum zu Berlin sieht man
ein Altarbild mit der thronenden Madonllaulld Zwei Heiligen.
Francesco starb unbeweibt 1560- Er war ein Mann von trelT-
lichem Charakter, ein _wariner_ Freund, freigehig und grossmüthig.
ein tapferer Soldat, ein treiflicher Maler, ein geehrter Kaufmann,