Vasari,
Giorgio.
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Begriffe. Er malt, baut, schreibt, reiset von Stadt zu Stadt,
ohne sich je Ruhe zu lassen, hat die Hand in allen grossen Un-
ternehmungen, schriekt auch vor der riesigsten Aufgabe nicht zu-
riich, wird allerwärts gesucht und, gerufen, und scheint nichts
Hüheres auf der Welt zu kennen, als rasch fertig zu werden.
Sein Leben und Treiben ist aber erst in neuerer Zeit ausführlich
bekannt geworden, besonders durch die Briefe, welche Wir VOD
ihm haben. Er hat zwar am Schlusse seiner Vitc de' pittori etc.
auf naive Weise seine eigene Biographie beigegeben, und Selbe
bis 1567 fortgesetzt, worauf ein anderer den Schluss folgen liess.
Die jetzt bekannten Briefe des Künstlers sind aber von eben so
grosser Wichtigkeit. Die Passiglisehe Ausgabe seines YVerlkßS
(Firenze 1332 53) enthält bis dahin in den 55 publicirten Brie-
fen des Künstlers die vollstiindigste und correkteste Sammlung die-
ser Art. Eine noch viel grüssere Anzahl solcher Schreiben kam
aber durch die Bemühungen des Dr. Gaye hinzu. Ei: gibt im 2.
Bande seines wichtigen und inhaltsreichen Carieggio inedito d'Ar-
tisti etc. sieben solcher Briefe und der dritte Band enthält deren
151- Sie sind beinahe sämiiitlieh an Borghini und an die beiden
ersten Grosshcrzoge Cosino und Fraiicesco diä Medici gerichtet,
und die Originale finden sich tlieils unter den Handschriften der
Gallerie der Uffizien (die Borghinisehen), tlieils im Mediceischen
Archiv. lYIit Borghini stand Vasari in dem freundscliaftlielisten
Verhältnisse, und es ist bekannt, dass dieser ihm bei seinen künst-
lerischen, wie seinen schriftstellerischen Arbeiten mit ltatli und
That an die Hand ging. Vor allem aber glaubte Vasari an seine
eigene göttliche linnstbestimmung. Noch das Jahr vor seinem
Tode schrieb er: nMit jedem Tage werde ich mehr des 'I'alentes
bewusst, das Gott niir gegeben, denn je rascher ich renne, um
so leichter, erfindungsreicher und kühner werde icliuc Dieses Ben-
nell war von jeher sein Stolz, und er rühmt sich dessen in sei-
nen Briefen. So sagt er 1572 in einem Briefe an Cosinns 1„ die
Eile habe ihm im Frescobilde der Schlacht von Lepanto geholfen,
und er habe seine Hände gebraucht wie in einem Türkenkampfe.
Nach Herstellung der sechs grossen Cartons zu den Bildern iin
Vatikan schreibt er, dass dabei seine Hände wie die eines Pfeifers
gingen, und er habe nie etwas Besseres gemacht. So nahm Va-
sari das Arbeiten, _er, der leichtsiiiiiigste unter den Künstlern.
Seine unzähligen Bildeii legen Zeugniss davon ab. Viele sanken
desswegen in Vergessen ieit.
Vasari hatte schon vor seiner Ankunft in Florenz seine Ge-
sehicklichlieit in der Architektur gezeigt als Baumeister kann
Illalllillll aber doch erst in der genannten Stadt kennen lernen.
Er rühmt sich in seiner Vita, den ersten Plan zur Villa des Pap-
SWS Jllliuß 111- vor der Porta del Pupolo in Rom gegeben zu ha-
_ben, allein es scheint, dass Michel Aligelo beiui Baue_ den grüß.
ten Antlieil hatte, Seine erste Bauunternehmniig in lflorenz war
die angeblicheRestauration des Palazzo vecchio, welchen er im
eigentlichen Sinne ninbaute, so dass nach eigener Aussage des
hnnstlers die alten Meister ihr Werk nicht mehr erkennen wür-
den. hr _ve1;z_iertc den Palazzo veechio auch init WVandgeniüldelli
welche die lllfllen der Mediceischen ibülIllllC verewigen sollen-
Den Anfang mit diesen Gemälden machte es 1558 59. Im Jahre
1500 uiiterbrac aber eine Reise nach lioin mit dein Cardinal Gio-
vaniii de' Meilici das Werk, weil er daselbst in der Sala regia 1195
Vatikaiis grosse Arbeiten zu übernehmen hatte, welche nQCh "l
dein genannten Jahre begonnen, im folgenden an der grossßu