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Vasari ,
Giorgio.
Christus mit den Aposteln im Hause der Martha dar, wie Magda-
lenazu seinen Fiissen auf die Worte des Lehrers horcht, und die
Schwester den Tisch bereitet. Diese grossen Bilder, und ein drit.
tcs, welches die Engel bei Abraham vorstellt, jetzt in der Gallei-ie
zu Mailand, malte Yasari in Zeit von acht Monaten für das lte-
fektorium, Er bemerkt dieses selbst in seiner Biographie. In der
Gallerie Doria (früher Pamfili) zu Rom ist eine grosse lireuzab-
nehmun , welche bei allen Fehlern (Vgl. Ramdohr S. 125) doch
zu den gessten Werken des Meisters gehört. An Iielnilliscenzqn
aus Daniel da Volterraüs beriihmtem Bilde fehlt es nicht. Im Pa-
last Albaui zu Rom ist ein merkwürdiges Gesellschaftsbild, eine
Versammlung der sechs I-laupttlichter Italiens. Eine Wiederhq,
lung besitzt Thomas Hupe in London. In der Gallerie des Louvre
sieht man eine Verkündung, ein in Charakter und AuSdruQk
nichts sagendes Bild. Ein anderes Gemälde dieser Sammlung stellt
in zehn Abtheilungen die Passlonsgeschichte dar, eine wahre M11-
sterkarte von grellen, bunten Farben und rnanierirtem Wesem
In der Sammlung des Sir Thomas Baring in London sind zwei
lebensgrosse, ungewöhnlich warm und gut colorirte Bilder der
Evangelisten Lucas und Mareus, deren Motive aber von Michel
Angelo entlehnt sind, Sir Th. Hope erwarb aus der Gallerie
leans das Gemälde, welches die Dichter Dante, G. Cavalcanti,
Boccaccio, Cino di Pistoja, Guitone tPArezzu und Petrarca
stellt. Letzterer ist im Canonieats-Habit dargestellt, und zeigt
auf dem Deckel des Buches den Kopf der Laura. Hupe kaufte
dieses interessante Bild um 100 Pf. St. Dieselbe Darstellung ist
auch im Palaste Albaui zu Rom. In der Pinakothek zu München sieht
man eine heil. Familie. Maria hält das Jesuskind auf dem Schousse,
und Johannes deutet auf das Iireuz, welches es trägt. Iliicltwiirts
ist Joseph. Die Gallerie des Museums in Berlin bewahrt das Bild,
niss dcsCosmus von Medici, Er ist im Harnisch, und hat so
eben den Helm abgenommen, Auf dem Tische liegt der Oelzweig,
Ein zweites, griisseres Bild dieser Sammlung stellt die Apostel Petrus
und Johannes dar, welche die Hände segnend auf die Iltiupte,
von vier knieenden Gläubigen legen, in Folge dessen im Licht-
strahl der heil. Geist herabschwcbt. Im Grunde sind die übrigen
Apostel und eine Frau mit dem liiude. In der Gallerie zu Di-QS.
den ist ein kleines Gemälde mit dem Leichnam des Herrn auf dem
Schoosse der Maria, und mit Magdalena zu den Fiissexl dessel-
ben. Im Belvedere zu Wien bewahrt man eine heil. Familie mit
Figuren unter Lebensgriisse. Maria hält das Iiind auf den Ar-
men, und Johannes reicht ihm die Rolle mit Ecee Agnus Dei,
Zur Seite sind Elisabeth und Joseph,
VasarYs gliinzendste Zeit beginnt 1555, mit seinem Rufe nach
Florenz, Sein Ruhm war zu den Ohren des Grossherzugs Cosum I. ge-
drungen, und dieser fand sich um so geneigter, den liüustler
einzuladen, da ihm auch Michel Angeln den Vasari als denjenieexi em-
pfohlen hatte, der seinen umfassenden Plänen Genüge leisten liiiunte.
Vasari spielt im flurentlnischen Iiuustleben von da an die Haupt-
rolle, und neben ihm waren die Maler F. Zuccheri und Bron-
Zillü zu Helden des Tages geworden. Die alten Götter waren
nicht mehr; Buonarqti und Tizian standen zwar noch da, sie
näherten sich aber dem Ende ihrer über die gewöhnliche Dauer
hinausgeschubenen Laufbahn. Sie konnten den Verfall der Kunst
nicht mehr hindern, der jetzt mit Riesenschritten hcrelflbfilßll, da
prahlendc Handwerklichkeit und äussere Eleganz hinreichten, die
Welt in Erstaunen zu setzen. Vasari": Thätigkeit uberstelgt alle