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Vargas ,
Luis
blieben war, dass ihn Vasco Pereira auffrischen musste. Dieses
Bild hat den Namen El Christa de los arotados (Christus der Ge-
stäubtcn), weil die Verbrecher, die ihrer Strafe entgegen gingen,
vor demselben beten durften. Der We an der Cathedrale vorbei
heisst Calle de Amargura (Strasse der gitterkeit), und wenn man
Vargas Bilder an dieser Seite geradehin bezeichnen Wlll, so nennt
man sie nach der Calle de Amargura. Man sieht da auch eine
Verkündigung Muriä, die Geburt Christi, die Beschneidung des
Herrn, die Anbetung der Iiönige, eine noch wohl erhaltene Pietät,
und die vier Evangelisten, lauter Figuren in Lebensgrösse. Var-
gas malte sie 1565 um den Preis von 156,000 Maravedis. Das be-
rühmteste Werk des Meisters ist in der Cathedrale unter dem N11-
men rla Gambae bekannt, und stellt nach C. Bermudez die zeit-
liche Generation (Generacion temporal) des Heilandcs dar, Ging
figurenreiche grossartige Composition. Man erblickt da Adam und
Eva, einige Patriarchen, und oben in der Glorie die Madonna
mit dem Iiinde, zu welcher alle flehen. Besonders herrlich ist die
Figur des Adam, dessen verkürztes Bein als ein Meisterstiick ep-
klärt wird, indem es wie lebend aus dem Bilde heransreicht. Von
diesem Beine (Gamha) hat das Gemälde den Namen, wozu nach
Palomino M. P. de Alesio die Veranlassung gc eben haben soll.
Alesio malte 1584 in der Nähe einen colossalen gt. Christoph, und
sagte bei der Betrachtung des Bildes von VargaS, flüS Bein des
Adam sei mehr werth, als sein ganzer Christoph. Dless hat_wohl
seine Richtigkeit, oh aber Palomino nicht ein Märchen aufblndet,
lassen wir dahingestellt. Zu den Seiten der Gamba malte Vargas
die halben Figuren der Aposteliiirsten im Ornate, und am Sockel
erscheinen die halben Figuren der liirchenviiter und anderer Hei-
ligen. In der Casa de la Misericordia zu Sevilla stellte der liiinst-
ler das jüngste Gericht in Fresco dar. welches noch wohl erhal-
ten ist. Von seinen berühmten Fresken aber, welche er in den
maurischen Nischen des Thurrnes (Giralda) der Cathedrale au5_
führte, sieht man fast nur mehr die Umrisse tier überlebensgros-
sen Figuren. Er malte da die Apostel, die Evangelisten, diß
Kirchenväter und die Schutzheiligen der Diiicese. Die Ausfüh-
rung begann 1565, und 1563 war das Werk vollendet. Noch in
ihrem schlechten Zustande sind die edlen und grossartigeu Ge-
stalten zu bewundern, und es ist daher sehr zu beklagen, dass
diese Zierde der Stadt zur Ruine geworden ist. Im Hospital Santa
Marta sieht man von Vargas ein herrlich gemaltes Bild auf Holz,
welches die heil. Martha vorstellt, wie sie das Brod, welches ihr-
ein Engel im Korbe reicht, unter die Armen vertheilt. In Santa
Cruz ist eine Darstellung des Jesuskindes im Tempel, und in Sh
Maria la Blanca sind die Bilder des Hauptaltares sein Werk. In
der Mitte sieht man Maria mit dem Leichnam des Heilandes in
den Armen , umgeben von Johannes, Magdalena und anderen Frauen.
Auf dem einen Flügel stellte er die Stigmatisation des heil. Franz,
auf dem anderen den Stifter Francisco Ortiz und seine Gemahlin
dar, welche 1564 das Gemälde bestellten. In Merced Calzada ist;
ein Bild des Heilandes in halber Figur, in einem Tabernakel vor-
gestellt. Fiir die Iiirche des Hospitals malte er die Evangelisten
und die Kirchcnväter, welche den Hauptaltar zieren, aber retou-
chirt sind. Auch in spanischen Privatsammlungexi sollen sich Werke
von ihm finden, darunter Bildnisse. Das Portrait der Herzogin
von Alcala, derIJonnaJuana Cortez, istvon solcher Vortrefilichkeit,
dass man es für ein Werk RafacPs halten sollte. Ein Herr VVil-
liams, der vor ein Paar Decennien in Sevilla lebte, besass ein Ma-
donnenbild. Im Auslande sind die Werke dieses Meisters höchst