Volltext: Torre, G. - Veiss, R. (Bd. 19)

Vanvitelli , 
Luigi. 
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hätten. Wir ersehen daraus, dass Vanvitelli nicht im Stande war, 
in den Geist der germanischen Baukunst einzudringen. Dann m- 
staurirte er in Mailand den Palazzo di Corte. In Resina wurde 
um diese Zeit das Casino di Camplieto, zu Matalone ein Al. 
tar mit. dem Tabernakel, und in Brescia die Sala del Publicg 
nach seinen Entwürfen ausgeführt. 
Im Anno santo 1750 unternahm der Künstler in Rom mehrere 
Decorationsarbeiten. Es wurde die Tribune der Peterskirche ver- 
ziert, eine grossartige Beleuchtung der Cuppel angeordnet, eine 
Heiligspreehung vorgenommen, und das Leichengeriist der Ex-liö- 
nigiil von England aufgestellt. Dann baute er die Villa Rulinella 
um, welche unter Paul III. durch Monsig. Rufini egriindet wurde. 
Um diese Zeit führte er auch den Anbau zur Bilgliothela der Gre- 
gorianischen Universität, und in Lissabon wurde nach seinem 
Plane die Capelle des Täufers Johannes in S. Roch erbaut. Diese 
Capelle ist reich ausgeschmüclst und von sehr gutem Geschrnacke. 
Von weiteren Restaurationen, die er in Rom unternahm, brachten 
ihm besonders jene im Augustinerkloster und in der Carthause 
Ruhm. 
Als Iiiinstler von entschiedenem Verdienste erhielt er 1751 ei- 
nen Ruf nach Neapel, wo ihm Carl III. ein weites Feld zur Thii- 
tigkeit eröffnete. Er stellte die Hauptfaeade des k. Palastes her, 
welche sehr baufällig geworden war. Dann baute er die neue 
Kirche dell' Annunziata, welche für die schönste der Stadt gehalten 
wird. Auch die Kirchen S. Marcellino und dellaRotonda, so wie die 
Capelle, Sakristri und Stiege della Goneezione a S. Luigi di palazzo, 
und die dorische Colunnatle vor S. Spirito ist sein Werk. Auchiwur- 
den mehrere Paläste und Iliiuser nach seinen Plänen gebaut. Das Fo- 
rum Carulinum verdankt ihm ebenfalls "den Ursprung. Sein Haupt- 
werk, welches er nusführte, ist aber das berühmte Lustschloss in 
Gaserta mit dem Aquadukt, welcher auch unter dem Namen Ponte 
della Valle bekannt ist. Durch diesen Aquadukt wird das Was- 
ser 26 Miglien weit hergeleitet, um für das Bedürfniss und die 
Pracht Casertefs zu sorgen. In Zeit von sechs Jahren war das 
Ganze vollendet, und kostete 600,000 Ducaten. Milizia beschreibt 
die Prachtanlagen von Caserta; und auch eine spätere Schrift ha- 
sirt nur auf Milizia: Deserizione delle reale delizie di Caserta. 
NaPQli 1323. Der Verfasser ist ein Enkel dieses Künstlers. Von 
diesem jüngeren Vanvitelh haben wir auch eine Biographie des 
berühmten Meisters: Vita delP architetto Luigi Vanvitelli. Napoli 
1825, 8. Uehcr die Caserta veranstaltete Luigi ein Iiupferwerk, 
welches auf 1.1. Blättern von Iloceo Pozzi den Palast in Abbildung 
gibt, unter dem Titel: Dichiarazione dei disegni dcl Reale Palazzo 
di Caserta. Napoli 1756. ruy. fol. Der Hafen und das Lazareth 
von Ancona sind von J.Vasi auf Sßlättern gestochen. Aus diesen 
liupferwerken kann man den Standpunkt beurtheilen, aufwelehem 
Vanvitelli als Künstler stand. Es zeigt sich bei ihm und einigen 
anderen vorzüglichen italienischen Meistern das Streben, von der 
VVillkiir eines Bernini und Borromini- zu einer grüsseren Ruhe 
des Gefühls. und einer strengeren Schulrichtigkeit zurückzukeh- 
ren. Doch bereiteten diese Künstler keine neue geistigegEnrwick- 
lung der italienischen Architektur vor; sie deuten nach Iiuglcr, 
Handbuch S. 645., vielmehr auf einen Zustand der Ermattuug, 
der nach der krankhaften Anstrengung ihrer Vorgänge;- noihwen. 
dig eintreten musste. Filippo Juvara steht auf derselben Stufe. 
Vanvitelli starb zu Rom 1775- Hurz zuvor hatte er die Un- 
annehmliehkeit, dass er allein unter mehreren eine Entschädigung
	        
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