Volltext: Torre, G. - Veiss, R. (Bd. 19)

Vannucci, 
Pietro 
di 
Christofano. 
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und nannte sich desswegen auf seinen Gemälden öfter nPerusinusm 
l'ietro's Ruf war. damals schon weit verbreitet, und der Künstler 
bewahrte ihn sein Lebelang. Selbst Vasari kann nicht umhin, 
dem Künstler Lob zu spenden, kommt aber auch mit Vorwürfen, 
die einen zu strengen Richter verrathen. Wenn schon Peruginds 
nähere Zeitgenossen es tadelten, dass er sich zu öfter wiederhole, 
und den Einwurf des Meisters, dass dasjenige, was einmal gefal- 
len habe , überall gefallen müsse, nicht gelten lassen wollten, so 
geht Vasari noch weiter, und behauptetgeradezu, dem Peruginn 
seyen die Regeln seiner Kunst so sehr zur Manier geworden, dass 
er nur eine und dieselbe Gesiehtsbildung habe. Dieser Vorwurf 
geht zu weit, und lieblos ist svielleicht ein zweiter, wenn der ge- 
nannte Schriftsteller sagt, Pietro sei ein irreligiüscr Mann gewe- 
sen, und habe nie an die Unsterblichkeit der Seele geglaubt. hVärß 
dieses richtig, so fände bei ihm die seltene Ausnahme statt, dass 
die Gesinnung des Künstlers mit seinen Werken in Widerspruch 
stand. Aus allen seinen Bildern spricht aber ein frommer Sinn, 
eine schwärmerische Ahnung des Unschuldigen und Himmlischen , 
der Ausdruck einer schönen und frommen Seele. Die zarte An- 
muth und Innigkeit seiner Bilder muss gefühlt seyn, und wurzelt 
nicht in Irreligiositäit. Der Künstler hatte auch Recht, wenn er 
sagte. das Schone müsse auch in der Wiederholung schön seyn. 
Die Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, welche den Perugino nur 
wegen seines grossen Schülers Rafael merkwürdig finden, sind 
keiner Widerlegung werth. da ihr Urtlicil auf einem gänzlichen 
Verkennen der friiheren Periode der Kunst beruht. Zur Zeit 
(1495), als Raphael in Peruginds Schule trat, zählte diese bereits 
tüchtige Schüler und Gehülfen des Meisters, welche seine Dar- 
stellungsweise mit grüsserern oder geringerem Talent aufnehmen. 
Manche von diesen gingen in späterer Zeit jedoch zu jener frei 
ausgebildeten Richtung der Kunst über; unter ihnen Rafael, des- 
sen höhere Entwicklung auf die seiner Schulgenossen mannigfach 
naehwirkte. Rafael traf damals in Peruginds Plans den Andrea cli 
Luigi (Ingegno), welcher mehr als Gehiilfc und Mitstreber des 
Pietro, denn als desselben Schüler zu betrachten ist. In einem ähnli- 
chen Verhältnisse stand auch Bernardino di Bette, il Pintnrichiu, 
welcher später die oberflächliche Manier des Meisters theilte. Auch 
Rafael ward bald ein thiitiges Mitglied der Schule, dessen Werke 
in Peruginrfs Richtung zu den aninuthigsten Blüthen der Umbri- 
schcn Schule gehören. Seine Mithülfe ist an mehreren Werken 
des Perugino nachgewiesen oder sehr wahrscheinlich, wie wir im 
Artikel ßafaels XIV. S. 260 angegeben haben. Neben Rafael wer- 
den Dom. di Paris Alfani, Gaudenzio Ferrari und Girolaxno della 
Genga genannt, welche damals Peruginds Schule besuchten. An- 
dere Schüler desselben sind von geringerer Bedeutung, und mehr 
als Gesellen zu betrachten, welche dann in die späteren Fusssta- 
pfen des Meisters traten. Eine rührnliche Ausnahme macht aber 
Pietro Giovanni lo Spagna, dessen Arbeiten zu den edelsten Er- 
zeugnisscn der Schule gehören, und Giannieola Manni, einer  
tüehtigsten Nachfolger Pietrds. Eusebio di Sangiorio, Tibcrio 
dUlß-Sisi, Frilneesei) Melanzio, Sinibaldo Ibi, Iloeco Zoppn, Fran- 
seseo Ubertini u. A. sind nicht in gleichem Masse ausgezeichnet. 
Einige von diesen Künstlern sind als Gehülfen des lYlitistei-s zu 
betrachten, und hatten daher unmittelbar an der ltusführung 
seiner Wcrhe lhcll. 
Die Bilder aus seiner bessten Zeit sind der Mehrzahl 
nach nnt der Jahrzahl bezeichnet, und [soynit können sie in 
chronologxscher Folge bezeichnet werden. Die nähere Besehwi
	        
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