Vm-mucchi ,
Andrea ,
genannt
AI
Sarto.
403
Madonna in der Glorie mit mehreren Irleiligen, und an der Pre-
delle den Glaser mit seiner Gattin. Dieses Bild ist jetzt ohne Pre-
della im Pitti, und sieht wie tinbeexidigt aus. Es ist sehr rasch
und flüchtig, und zum Tlieil alla Prima mit wenig pastosen Far-
ben gemalt. Aus dem Jahre 1529 stammt ein Gemälde, welches
zu allen Zeiten ausgebreitete Berühmtheit hatte. Es ist diess das
Opfer Abraham's, für den Edelmann Giu. B. della Palla gemalt,
welcher dieses Bild nach Frankreich schicken wollte. Die Compu-
sition ist auf wenige Figuren beschränkt. Der Patriarch hat eben
das Schwert erhoben, um den auf dem Hulzstoss knieenden Bna-
ben zu opfern. Oben schwebt der Engel herab, und im Grunde
bewacht ein Diener den Esel. Vasari spricht von diesem Bilde
mit wahrhaft künstlerischem Enthusiasmus. In der grossartigen
Gestalt des Abraham findet er den wahrhaft göttlichen Ausdruck
des Glaubens. Den Isaac, in dessen Miene und Stelluni der Aus.
druck des Schreckens unvergleichlich dargestellt ist, er liirt Hirt
(linnstlaemerlsungen, S. 50) für eine der bcstgezcichneten Jüng-
lingsgestalten der neueren Kunst. Sie erinnert an den jüngeren
Sohn des Laokuon. Es gibt zwei Bilder, das eine in Dresden,
das andere Lyon, welche beide Anspruch auf Originalität machen.
Vasari scheint für das Dresdner Bild den Ausschlag zu geben,
indem er sagt, das Olßfer Abrahams sei nach Andrea's Tod (1530);
und nach der Verhaftung des G. B, della Palla, welche nach der
Rückkehr der Medici in demselben Jahre erfolgt seyn müsste,
von Filipp Strozzi gekauft, und von diesem dem Alfonso DtWiIlOS,
Marchese del Vasto auf Ischia bei Neapel geschenkt worden. Das
Dresdner Bild soll nun von Ischia an das Haus Medici gelangt
seyn, und aus der Gallerie in lTvIotlena erhielt es der Churfiirst
August von Sachsen. Die Commentatoren VasarPs sind indessen
mit der Angabe des Biographen nicht ganz einig, da man nicht
nachweisen kann, dass das Bild des G. B. della Palla nicht nach
"Frankreich gekommen ist. Dass Andrea Wvietierholungcn gemacht
habe, ist unbezweifelt. Vasari erwiihnt selbst einer solchen in
kleinerem MassstabeU , welche der Iiiiustlcr für Paola de Terra-
russa fertigte. Sie wanderte zu Vasari's Zeit nach Neapel. Den
Standort dieser Bilder kennt man nicht. Vielleicht ist das eine
oder das andere im Museum zu lYIadritl. l-lier ist eine Darstel-
lung der Opferung Isaalvs, welche aber nach dem Texte des lith0-
graphirten Galleriewerkes von Madrazzo das für Franz I. von
Frankreich bestimmte "Bild seyn soll, also jenes, welches G. B. della
Palla besass. Der Marquis de Bescara schenkte es dem Iiaiser Carl
V. Das Dresdner Bild wird in dem genannten Werke Madraz-
zo's fiir VViederholung des spanischen erklärt. Eine andere un-
vollendete. Darstellung besass die Familie Montalvi, und jetzt ist
sie im Hause Zondadari in Florenz. Terhove, Memoires genau],
de la maison detMedicis p. 164. sagt, das Original set von Dres-
den in die Sammlung des Prinzen von Oraniexi gelangt. Mit
dem Dresdner Bilde ist diess keineswegs richtig. Wenn allenfalls
von der Copie des Vasari die Iiede wäre, müsste diese leicht
zu erkennen seyn. denn Vasari sagt in einem _Br1efe von 1555 an
Antonio de Medici (Iieurnont, S. 184), dass er sie nur aus dem Ge-
dächtnigse gefertiget habe, da das Original alsobald nach Ischia ge-
schickt wurde. Diese Copie schenkte Vasari dem genannten Fürsten.
Die letzten vollendeten Werke Andrea's aus den verhängniss-
vollen Jahren 1529 - 50 sind leicht gezählt, und was darüber ist,
blieb unvollendet, da die Pest den Meister erreichte. Im Jahre
Das Dresdner Bild ist 7 F. 7 Z- hoch, und 5 F. 8 Z- breit.
26 '