Vzmnucchi ,
Andrea ,
genannt
Sarto.
schenken wollte, und dem Ottavian de' Medici den Auftrag er.
theilte, selbes einzupacken und fortzuschicken, welcher aber in
Eile die Copie fertigen liess, um sie statt des Originals nach Man-
tua zu schicken. Die Täuschung gelang vollkommen, denn selbst
Giulio Romano, RafaePs Schüler, nahm das Bild als Original hin.
Erst Vasari deckte die Täuschung auf, da er dem Andrea an dei-
Copie malen half. Gegenwärtig ist sie im Museum zu Neapel und
fand selbst noch in neuester Zeit Stimmen für die Originalität, vrg]-
ehe aber verhalltcn. Niccolini sprach sie im XIII. Bande des Mu.
seo Borhonico an, welchen G. Maselli widerlegte: Siil ritratto d;
Leone X. dipiiito de Raflaello e sulla copia del medesiiiio fatta da
A. del Sarto. Firenze 1842- Eine französische Schrift ivon Bürun
de Garriod behandelt denselben Gegenstand.
Im Jahre 1525 finden wir den Künstler wieder im Serviten.
kloster beschüftiget, wo er schon so manche Probe seiner Kunst
gegeben hatte. Hier malte er jetzt die berühmte Madonna de]
Sacco in Fresco, eine Gruppe von drei Figuren. Maria sitzt auf
einer einfachen Stufe, und streckt die rechte Hand nach dem
Kinde aus, welches auf ihren Schooss sich setzen will. Diese Fi-
gur ist voll Aiimuth und Schönheit, und entfernt sich in etwas
von dem bekannten Typus der fruliercn Jahre des liiiiistlers. Die
Formen des Körpers sind voll und kräftig, und in der Behand-
lung des Gewandes hat der Künstler die Mehrzahl seiner früheren
und späteren Arbeiten ubertrolien. Der Faltenwurf ist so reich,
so schön, so natürlich; das Gewand umgibt den Körper niit so
vieler Grazie, es schmiegt sich mit einer solchen Weichheit an
ihn an, dass die Verschwisterung der Natur und der Iiunst nicht
inniger seyn kann. Der Leib des Bindes, dessen Geberde die
Lebhaftigkeit der Bewegung zugleich mit ausdrückt, zeigt im CO-
lorit, wie in der anatomischen Zeichnung, jenes Natürliche und
Angemessene, xfelchcs die Iiindergestalten unseres Meisters vor-
zugsweise auszeichnet. Die dem_ rccl-itcn VVinlsel etwas zu sehr
sich anniilicriide Stellung der l3eine mochte allein zu radeln seym
Auf der linken Seite sitzt, in einer vortrelllich gedachten Stellung,
der heil. Joseph, in einem Buche lesend, mit dem Rücken an ei-
iien hinter ihni liegenden weissen Sack gelehnt'). Auch diese
Figur kommt dem Werthe der übrigen gleich. Das Gesicht drückt
den Ernst der frommen Betrachtung aus, Haar und Bart sind mit
einer besonderen Sorgfalt gemalt. Leider hat dieses Bild durch
die Unbilden der Zeit gelitten, aber das Colorit ist noch immer
kräftig und lebhaft, und die Figuren haben vieles Relief. Im Gan-
zen ist es rasch, mit kiihnem insel gemalt, aber etwas ungleich,
indem einige Ttheile mit grosser Liebe. andere hingegen beinahe
flüchtig ausgeführt sind. In der rechten Ecke der Lunette liest
man: Anno Domini MDXXV, links: Quem genuit adoravit. eDiese
Jahrzahl widerspricht dem von Biadi p. 45 angeführten Bechnungs-
buche, nach welchem Anilrca 1514 den Rest von 50 Lire für die
Madonna delSacco erhalten haben soll. Unter Andrea's Wandgemäl-
den steht dieses Bild oben an, so wie die Madonna de S. Francscu
unter den Oelbildern. In einer in Frankreich vorhandenen Far-
Von diesen hat das Bild den Namen. M. cPArgensVille,
Scanelli u. A. haben geglaubt, Andrea habe als Bezahlung
dafür einen Sack mit Getreide erhalten. Diess ist eine ulg
wiederholte Unrichtigkeit. Andrea wurde dafür mit Geld be-
zahlt. Auch enthält der Sack kein Getreide, sondern Blei-
duugssliickc. Vgl. Ilcumont S. 154, Note.