Vannuchi ,
Andrea ,
genannt
Sarlo.
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eignen Zauber des Colorits und Reiz des Helldunkels vor allen
seinen übrigen, und namentlich den meisten seiner späteren aus.
Das erste ist der kleine Christuskopf auf dem Altare der Capelle
der Verkündigung in der Servitenkirche, das zweite die Madonna
di S. Francesco, das heriihtntcsle und werthvollste Bild des Künstlers,
von einem Nlinoritentnönch für die lilosterkirche der Franciska-
nernonnen gemalt, und jetzt im Palast Pitti, und das dritte Bild
ist die Disputa, oder der berühmte Streit der vier liirchenlehrer
über die Dreieinigkeit, wahrscheinlich 1517 gemalt, wie das obige
Bild, ursprünglich für die Klosterkirche San Gallo bestimmt, und
zu Anfang des vorigen Jahrhunderts für den Palast Pitti angekauft.
Ueber diese Bilder erwähnen wir unten im Verzeichnisse der Werke
del Sarto's in Florenz Näheres.
Im Jahre 1518 trug sich ein für del Sarto wichtiges Ereigniss
zu, das eine grosse Veränderung seines bisherigen Lebens veran.
lasste. Der Honig von Frankreich, welcher mit weit aussehenden
Plänen für die Verschönerung seiner Residenzen utnging, berief
ihn in seine Dienste, und im Mai des genannten Jahres begab
sich der liünstlcr mit seinem Geliiilfen Andrea Sguazzella nach
Frankreich. Sein erstes Werk in Fontainebleau war das Bildniss
des Dauphin. welchen er in Windeln malte. Der König machte
ihm ein Geschenk von 500 Scudi, und nachdem derselbe die jetzt
im Louvre befindliche Charitas gesehen hatte, wies er ihm einen
reichlichen Gehalt an. Der Künstler hatte in Frankreich vollauf
zu thun, da auch die Grossen Bilder von ihm wünschten. N3-
mcntlieh schenkten Louise von Angouleme und der Connetable
von Montmorency ihm besondere Gunst. Man kann daher an.
nehmen, dass er eine ziemliche Anzahl von Bildern geliefert habe;
doch sind nur wenige unbezweifelte von ihm gegenwärtig vorhan-
den. Im Louvre sieht man zwei heil. Familien von bedeutendem
Werthe. Von den mehrfachen, del Sarto's Style ähnelnden heil.
Familien, welche man in Frankreich findet, muss ein Theil auf
Rechnung des A. Sguazzella kommen, der sein ganzes Leben in
diesem Lande zubrachte. A. del Sarto vcrliess 1519 Frankreich,
anscheinlich mit Eile, weil er ein für die Herzogin von Angou-
leme begonnenes Gemälde des büssenden Hieronymus unvollendet
liess. Der Iiiinstler stellte dem Iiomge vor, dass ihn Familignan-
gelegenhciten nach "Hause rieleu, und eruversprach bald wieder
mit seiner Frau zuruck zu kehren. Der Honig gewährte ihm Ur-
laub, und gab ihm überdiess eine beträchtliche Summe mit, um
in Italien alte und neue Kunstwerke anzukaufcn. Allein der
schwache Künstler vergeuclete trotz des Eides, welchen er nach
Vasari vor dem Könige leistete, dic ihm anvertraute Summe, und
zerstörte so das Gebäiulc seines Glückes. Den Zorn des lVIonar-
chen fürchtcnd, lebte er in Florenz eine Zeitlang in Verborgen-
heit nahe beim Servitenliloster, wo jetzt die nächsten Werke des
Meisters zu suchen sind.
Im Garten des Servitenklostcrs zu Florenz malte er die Parabel
vom Weinberge grau in Grau , wovon sich aber" nur mehr Reste
finden. Die Berufung der Arbeiter ist ganz unkenntlich, etwas
besser erhalten das Bild des Ilerrn. wie.er den Lohn ausbezahlt.
Der Marquis Vincenzo Capponi besitzt davon eine gute Copie in
Ocl, und Professor Sebastiano Campi eine Skizze grau in Grau.
In einer Nische des Noviziats dieses lilosters malte er einen todten
Christus, welcher ausgesagt in der Akademie zu Florenz aufbe-
wahrt ist. Er soll daliir ein Gebund lierzen erhalten haben. Von
grösserer Bedeutung ist eine andere Pteta, welche er 1519 für das