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Vaunucchi ,
Andrea ,
genannt
Sarto.
so wie ob nicht gerade unter den oben angeführten mehrere der-
selben bereits enthalten sind. Auch ist es sehr zu bezweifeln, ob
alle Madonnenbilder, welche in Gallerien innerhalb und ausser.
halb Italiens unter dem Namen Andrea's aufgeführt sind, wirklich
Erzeugnisse seines Pinsels seyen. Seine Schüler und Nachahmer
haben Manches gearbeitet. was später unter seinem Namen iheuer
verkauft wurde. Unter den Bildern, welche Vasari erwähnt, und
deren Standort nicht anzugeben ist, scheint Bottari die heil. Fa-
milie für Andrea Santini in der Sammlung des Alexander Curti
Lepri gesehen zu haben. Er sagt, das Bild gehöre zu den bess-
ten des Andreas, und habe M. Angela's Kühnheit der Bewegung
gemildert durch Lionardrfs zarten Pinselstrich, nebst Fra Bartelu-
men's saftigen Tinten. Nach Bottari sitzt die Madonna auf einer
stufenartigen Erhöhung, und hält mit der Rechten ein Tuch ein-
pur, das ihr vom Kopfe herahliillt. Mit der Linken umfasst sio
das Jesuskind, das sich beugt, um den kleinen Johannes zu um-
armen, der zu seinen Füssen kniet. Auf der entgegen gesetzten
Seite bewundert der heil. Joseph den göttlichen Sohn. Dieses Ge-
mälde hat nach Bottari das Monogramm A. V. Auch derFlurentine,
G. B. Puccini besass ein Madonnenbild von del Sartu. Für L9-
renzo Jacopi fertigte er nach Vasari ein mehr denn gewöhnlich
grosses Bild der Madonna mit dem Iiinile aul dem Arme, nebst
zwei sie begleitenden Figuren. Dieses Bild wurde 1605 an den
Herzog von Mantua verkauft. Dann sah Vasari auch im Hause
des Ottavian di Medici zwei Madonnenhildcr, und ein andere5
beim Tischler Nizza. Nach VasarPs Angabe erhielt auch Giu.
LYAgustinQ Dini ein sehr geschätztes Gemälde der Gottesmutter, um]
ein anderes bcsass Pierfranceseo Burgherini. Ueberdiess sagt Vasari,
dass Andrea viele andere Darstellungen dieser Art gemalt habe,
ohne dieselben und deren Besitzer namentlich anzugeben, und
die nach und nach in viele Länder und Gallerieu übergegangen
sind. Manche mögen noch in Rumpelkammcrn stecken, andere
untergegangen seyn. Es haben überhaupt die meisten Werke de]
Sartlfs Schaden gelitten. Nach der Weise der älteren italieui-
schon Maler liebte er einen dünnen Farbenaultrag, ohne pasmse
Untermalung, und ohne van EyclVs Oelfarbenbereitung genau zu
kennen. Daher dunkelten viele seiner Bilder nach, oder sind ver.
blieben. In einem solchem Zustande könnten einige dem giinzli-
chen Verderben preisgegeben werden seyil. Diess ist wahrschein-
lich auch mit den bemalten Wagen der Fall, welche beim Johan-
nesfeste und bei anderen festlichen Gelegenheiten gebraucht wur-
den. Vgl. Reumont, l. e. p. 86 ff. Andrea's Arbeiten scheinen um
diese Zeit sehr mannigfaltiger Art gewesen zu seyn. Wir wissen
von einem Bildnisse des Baccio Bandinelli, welcher beim Malen
dem Andrea die Mechanik der Oehnalerei abzulernen wünschte.
Die Commentatoren VasarPs bemerken, dieses Bild sei in den Be-
sitz des Ridollb Bandinelli, und 1605 in jenen des Gino Ginori
gelangt. Dieses Gemälde ist nach Beuxnont verschwunden._ Waa-
gen vindicirt aber 1m Louvre ein angebliches Bilrlniss BandinellPs
dem del Sarto, welches in Paris für S. del Piombo gilt. Den
Bandinelli soll es aber nicht vorstellen. Verschwunden ist auch
die Pietät, welche Gio. Bett. Puccini nach Frankreich schickte,
Agustino Veneziano hat aber dieses Gemälde im Stiche erhalten,
welcher die Jahrzahl 1516 trägt. Der Leichnam des Herrn wird
von zwei Engeln gehalten, und. auf der entgegen gesetzten Seite
steht ein Dritter mit den Leidenswcrkzeugen.
Unter den Werken aus dieser Zeit zeichnen sich drei durch
eine besonders sorgfältige und liebevolle Ausführung, einen ganz