Volltext: Torre, G. - Veiss, R. (Bd. 19)

Vanuucchi , 
Andrea , 
Ü 
A. del 
genännt 
Salvto. 
39.5 
rits mit einem überraschenden Edukte des Helldunkels vereint. 
Am wenigsten gelungen ist der kleine Johannes, dessen Lächeln 
etwas Verzerrtes und Unangenehmes hat. Das Bild bleibt aber 
immerhin interessant, da es den Beginn der zweiten Epoche un- 
sers Künstlers charackterisirt, in der wir grüssere Freiheit der Be- 
wegung, breitern Pinselstrich, und ein wärmcres Colorit finden. 
Um diese Zeit dürfte auch die Verkündi ung Maria entstanden 
scyn, welche. ursprünglich für den liangelsmann Gio. di Yaolo 
gemalt , sich jetzt im Palazzo Pitti befindet. 
Die Zahl der Marlonnenbilder und beiLFamilien unsers Künst- 
lers, welche zum 'l'heil von Vasari erwähnt, theils übergangen 
werden, und in verschiedenen Gallerien Europa's unter del Sart0's 
Namen bekannt sind, ist ziemlich bedeutend, und mehrere der- 
selben gehören der mittleren Epoche au, ohne indess die Zeit ih- 
rer Entstehung bestimmen zu können. Was den allgemeinen Cha- 
rakter der heil. Familien Andrea's anbelangt, so müssen wir in 
seinen Marien nicht den glühenden AFfekt, die idealische Fröm- 
migkeit, die verklärende Zartheit und Anmuth suchen, welche wir 
bei Rafael oder Correggio verkörpert sehen. In seinen Madon- 
nen spricht sich eine frische. blühende, oft kräftige Natur aus; 
aber sie tragen nicht die Aureole des Geistigen, des Unaussprech- 
baren, des Himmlisch-Sehnsüchtigen. Seine Marienkiipfe sind bis- 
weilen sogar etwas hart und strenge, und erinnern zu sehr an 
das Modell, dessen er sich dabei bediente, ohne die Wirkung zu. 
erregen, als wären sie aus höherer, geistiger Anschauung hervor- 
gegangen. Sie sind mehr oder weniger den Gesichtszügen seiner 
Gattin nachgebildet, und selbst da. wo er ein anderes Modell vor 
sich hatte, gleichen sie ihr. Zum Ideal hat Andrea dabei sich nie 
erhoben. In späteren Werken verschwindet zwar die Portraitühn- 
lichkeit immer mehr, und seine Marieuköpfe werden zum Theil 
sanfter, freundlicher und anmuthi er, können aber dann eine e- 
wisse nüchterne Oberflächlichkeit bisweilen nicht verläugnen. Iäie 
Kinder Sind bei Andrea meist von ausgezeichneter Schönheit und 
Wahrheit, und wenige mögen sich darin mit ihm zu messen im 
Stande seyn. Ueberhaupt ein vollendeter anatomischer Zeichner, 
hat er namentlich in diesen fast durchgehends seine grosse liunst 
an den Tag gelegt. Doch hat er sich, was Stellung und. Aus- 
druck betrifft, einige Male etwas von jener Grazie entfernt, die 
man bei ihm im Allgemeinen iindet, und die Grenze des Natürli- 
chen überschritten. Eine seiner für die sitzenden Jesuskinder üb- 
lichen Stellungen, für die er sogar eine Art von Vorliebe gefasst 
zu haben scheint, ist jene, das eine Bein so straff auszustrecken, 
dass es beinahe unmöglich wird, und die Muskeln einen Starr- 
krampf zu haben scheinen, wie in der Madonna del Sacco, in 
der Madonna di S. Francesco u. s. w. 
An die oben genannte heil. Familie für Gio. Gaddi Sßbliesscn 
sich als Werke der zweiten Manier die trctilichen heil. Familien 
in der Pinakothek zu München, jene mit dem flütenden Engel im 
Belvedere zu Wien, die ähnlichen Bilder in den römischen Gal- 
lerien Colonna, Sciarra, Borghese, Fesch, Vallardi in Mailand, 
Tancred von Barol in Turin, Colloi-edo zu Prag, die Madonna 
di Pries, und die heil. Familie in der Sammlung des Prinzen Wil- 
helm von Oranien. Diese Bilder beschreiben wir unten im geo- 
graphischen Verzeichnisse der Werke dieses Meisters näher. Va- 
sari spricht von verschiedenen heiligen Familien und Madßnnen" 
Bildern, von denen es schwer, ja zum Thcil unmöglich seyn würde, 
zu sagen, ob sie noch existiren, _uud wo sie gegenwärtig sind,
	        
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