Vannucchi ,
Andrea ,
genannt
Sarto-
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Vannucchi, Andrea, genannt A. del Sarto war de,
Sohn des Michel Angelu Vannucchi, eines Schneiders (Sarto), nach
dessen Gewerbe er häufig zubenannt wird. Eine unbeelaubigte
Sage lässt den Vater aus Flandern stammen, und wegen qfödtung
nach Italien fliehen, wo er seinen Familiennamen van Huysen in
Vannucchi umgetauft haben soll. Der Sohn nannte sich bald An-
drea Vannucchi, bald Andrea diägnolo, bald Maestro Andrea
dütgnolo, oder Andrea di Michelagnolo Vannucchi. Noch Öfters
heisst er Andrea d'Agnolo detto del Sarto, und abgekürzt steht
And. Sar. F10. auf seinen Bildern. Selten bediente er sich eines
aus AV. gekreuzten Monogramms.
Hinsichtlich des Geburtsjahres hat siclreine nicht leicht zu
lösende Controverse erhoben. Vasari bestimmt in der ersten und
zweiten Ausgabe das Jahr 1478, so auch Baldinucci. Die späteren
Herausgeber der Vite etc. des Vasari nehmen 1488 an, denen auch
Lanzi und beinahe alle Neueren gefolgt sind, bis auf Biadi, wel-
cher im Taufregister nur unter 15178 einen dem Andrea ähnlichen
Namen fand: nAndrea et Dominico di puro de Agnolo, nacque a
di 26 Novembre 1478, battezzato 26 clettons Wäre nun dieser An-
drea Domenieo d'Agnul0 wirklich unser Künstler, so müsste das
erste bekannte Werk desselben aus der Zeit herrühren, wo er das
dreissigste Jahr bereits überschritten hatte. Es ist aber nicht denk-
bar, dass er bis dahin gar nichts der Erwähnung Wiirdiges her-
vorgebracht haben sollte. und somit nimmt auch Reumont 1433
als Geburtsjahr des Künstlers an. Andrea kam schon als Knabe
von sieben Jahren zu einem Goldarbeiter in die Lehre. Diese
Beschäftigung weckte zuerst das malerische Talent desselben, in-
dem er sich vorzugsweise mit dem Zeichnen von Modellen zu
Goldschmidsarbeiteit beschäftigte. Diess bewog den {lorentiilischen
Maler und Holzschnitzer Gian Bnrile, den Knaben vom Vater
auf drei Jahre in die Lehre zu erbitten. Andrea leistete während
dieser Zeit Dinge, welche in Erstaunen setzten, aber überzcugtyon
der Unzulänglichkeit der eigenen Hilfsmittel brachte dann Barile
,seinen Zögling bei Piero di Cosimo unter, welcher die glänzenden
Fortschritte Andrea's mit freudiger Theilnahme verfolgte. Dieser
dürfte bei seinem Eintritt in Gosimok Schule (1505) höchstens 15
Jahre alt gewesen se n, und nun widmete er sich unter Leitung des-
selben etliche Jahre der ewissenhaftesten liunstiibung. Doch fdlgte
er nicht einseitig der äichtung des Wleisters, sondern studirte
auch die Werke anderer berühmten Künstler. Im Jahre 1506 war
er unter denjenigen jungen Malern, welche die gepriesenen Car-
Der älteste Biograph dieses berühmten Meisters ist Vasari,
dessen Zeitgenosse , welcher aber, wie häufig in den Vite
dei pittori, nicht von Irrthiimern frei ist. Seine Commeu-
taturen haben schätzbare Nqtizen geliefert, und Berichti-
gungen gegeben, ohne eine Umgestaltung des Ganzen zu
versuchen und zu bezwecken. Den wichtigsten Beitrag gab
1830 Biadi in Florenz: Notizie ineclite della vita clütndrea
del Sarto, raccolte da manoscritti et documenti autentici.
Das Hauptwerk über diesen Meister ist aber von Alfred
Beumont: Andrea del Sartu, Leipzig 1855. Der Verfasser
sammelte die Materialien während eines längeren Aufent-
haltes in Italien, und benutzte die namhaftesten Vorarbei-
ten. Beumoxrüs Werk liegt Clißßßm Artikel zu Grunde. Wir
fanden aber Zusätze nöthig.