Vülßntln, MOiSB i), Maler, geb. zu Coulommiers (Brie) 1609, war
zu Paris Schüler von S. Vouct, und ging dann zur weiteren Aus-
bildung nach Rom: _wo er nach dem Vorbilde des A. Carra-
vaggicv der naturalistischen Richtung lolgte, so dass sich Valentin
von den andern franzoslscheil Meistern wesentlich unterscheidet.
Sein Vorbild war ausser Carravaggii) die Natur, er nahm sie aber
häufig ohne Auswahl, und so wurde ihm der Vorwurf gemacht,
dass er sich selbst in wiirrligen, heiligen Scenen nicht über das
Gemeine zu erheben wisse. Auch um das Costüm kümmerte er
sich ilicht viel, so wie es ihm gleichgültig war, einen Anachro-
nismus zu begehen. Dagegen sind aber seine Bilder voll Leben'
und meisterhaft gemalt. Seine kräftige, warnte Färbung. welche
bis zu den stärksten Schatten klar ist, erreichten wenige franzö-
sische Künstler seiner Zeit. Valentin nimmt daher neben seinem
']:'reunde Poussin eine ehrenvolle Stelle unter den französischen
Iiiinstlern ein, und er wiirde wahrscheinlich seinen Geschmack
noch mehr geläutert haben, wenn ihm ein längeres Leben wiire
beschieden gewesen. Er WLlPClC nur 52 Jahre alt. Ein Bad bei.
heissen römischem Himmel soll ihm den Tod bereitet haben.
Valentin fand an dem Cardinal Franeesco Barberiili einen
Gönner. Auf Veranlassung desselben erhielt er den Auftrag, für
die St. Peterskirche ein Altarbild zu malen, welches in Mosaik ge-
setzt wurde. Er stellte die lVIarter derlleiligen Prozessus und
Martiniailus in erschreckender Wahrheit dar. Sie liegen lang ge-
reckt auf der Folterbank, umgeben 'von grüsslichen Henkel-n. Das
Oelbild befindet sich in der vatikanischen Sziuunluxig. Auch in
anderen Sammlungen waren ehedem viele Bilder von Valentin.
Eine Verliiugnung l'etri wurde in der Gallerie CUTSlIIl bewundert.
Dieses Bild kam spiiter nach England. In der k. Eremitage in
St. Petersburg ist ein ähnliches Bild mit halben Figuren, ehedem
in der BriihPschen Gallerie. Auch in einer Kirche zu Cluny ist
eine Verleugnung Petri, wobei derbe Soldaten [iarten spielen. Das
Museum des Louvre ziihlt eilf Gemälde von ilun, darunter das ge-
riihmte Bild, welches Christus vorstellt, wie er den Pharisäern mit
dem Zinsgroschen sagt: Gebet Gott was Gottes ist, und dem liai-
5er, was des liaisers ist. Einer der Pharisäer hat-die Brille auf
der Nase, ein achtes Schaehergesicht. Dann sieht man im Louvre
das Urtheil Salumunls und ein Bild der Susanne, deren Unschuld
erkannt wird. Die vier Evangelisten sind in eben so vielen ein-
zelnen liniestiiclsen zu sehen, und besonders schön findet man
zwei Conzertstiicke. Das eine zeigt ein junges Mädchen, welches
den Gesang von lVliinnern auf dem Claviere begleitet, das andere
fünf rnusicirende Personen und einen Soldaten mit dem WVein-
glase. Dann sind noch zwei Bilder im Louvre, wovon das eine
ein Weib vorstellt, welches einenl Soldaten wahrsagel, das andere
zwei Soldaten mit zwei Mädchen bei Wein und Flötenspiel zeigt,
Die Bilder der Gallcrie Orleans kamen nach Euglanih Die vier
Lebensalter kaufte H. Angerstein um 30 Pi. St., und sind wahr-
scheinlich die Bilder dieser Art in der Nationalgallerie zu Lqndun.
Für die Bilder der fünf Sinne bezahlte Angerstem 55 Pf. St. In
MariclLe (Brulliot II. Nr. 2649) WOÜT-ß Wissen, dass der
liünsller nicht Muise hcissc, und dass dieser Name Willkür
lieh aus Dlunsü i. e. Muusidur entstanden sei. Marielte
hält ValenLin für den 'I'aul'namen, Lanzi nennf den Künst-
ler Peter.