Unterberger,
Ignaz.
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BriiderUnterbergen Ein jeder hielt sich überzeugt, dass Unter-
berger in Wien ein wleheß Zeugniss nur auf Antrieb und gleich-
sam zur Ehrenrettung seines Bruders von sich gegeben habe, und
der Contrnkt wurde aufgelöst. Im Jahre 1796 kam das Gemälde
wieder in Rom an.
Hirt, der ebenfalls das Gemälde für ein Werk Correggiäs hielt,
besuchte auf seiner Reise in Wien den Künstler, und überzeugte
sich bei Betrachtung der "Werke Unterbergeüs, dass es demselben
möglich gewesen, ein Werk zu schaffen, das Correggitfs Meister-
hand in hohem Grade würdig sei. Der Anblick der Hebe hatte
jede Spur von Zweifel über den Menschen sowohl, als den Künst-
ler weggewischt. Jedoch ungeachtet des sehr positiven, und in das
Einzelne gehenden Berichtes von Seite Hirt's, blieb die Mutter-
liebe bei Luvera, und in den Augen der in Rum wohnenden
liiinstler noch forthin ein Original von Correggfo.
Das zweite Gemälde, welches Fürst D-st- n in Wien als von
Correggio stammend um die bedeutende Summe von 4000 Gulden
an sich gebracht hatte, aber ebenfalls Uuterberger 1ggeschricben
wird, stellt gleichfalls eine Mutter mit mehreren liin ern um sie
hergruppirt dar, doch ganz verschieden von dem römischen Bilde
des Joseph Lovera.
Ünterbergerls Arbeiten verrathen in jeder Hinsicht eine gewisse
Abmahnung und Aehnlichkeit mit den Werken Correggioß. Gleich
ihm wählte er gerne gefällige Gegenstände, gleich ihincomponirte
und gruppirte er mit Anmnth, gleich ihm floh er das Breite, und
suchte mehr das Geschlossene in der Beleuchtung. Beide wagten
sich an idealischeLichtelTeltte, wie die Nacht des einen und die
Hebe des andern beweisen. Jedoch erreichte er die diesem Mei-
ster eigenthiimliche Anmuth in den Geberden, den Gesichtsbildttn-
gen und Mienen, den Hauch des Lebens nicht, der aus den Ge-
stalten Correggiws athmet.
Unterberger kam um 1776 nach einem kurzen Aufenthalte in
Fleims nach Wien, wo er auf der gerade eröffneten Iiunstauestel-
lung der Akademie durch einige historische Bilder und auf Stein-
art gemalte Arabesken und Cameen grusses Aufsehen erregte. Da-
hin geltört der Einzug des Bacchus in seinen Tempel, ein Bas-
relief in Elfenbein nnchahmend, und eine Minerva nach Art ei-
nes durchscheinendon Marmors. Dieses Bild ging in die Sammv
lung des Ilathsherrn Kirchhof über. Dann sah man damals auch
das Bild diner Dame in griechischer Tracht.
Unterberger erwarb sich als Maler und als Gelehrter den Bei-
fall und die Hochachtung der Grusseti und aller Menschen Yen
höherer Bildung. Die Akademie der Künste in Wien machte sich
eine Ehre daraus, ihn unter ihre Mitglieder aufzunehmen. Sein
Ruhm verbreitete sich immer weiter, und er erhielt immerfort
vortheilliafte Bestellungen vom In- und Auslande, für Gemälde-
sanimluugen und Cabinetc. Unter seine vorzüglieltätell Stücke ge-
hört das l-lochaltarblatt in der italienischen lilfßllß zu Wien:
ein von Engeln getragenes lYIarienbild; das Hochalttrrblatt im Dom
zu Iiültiggriitz: die Sendung des heil. Geistes; ein Seitenblatt:
Maria mit verschiedenen Heiligen, in der liirche des Cardinals
Nligazzi zu llcudorf an der Badnerstrasse, und ein kleines Altar-
bild: Nlariii Hilllulßlfallrll, in der lrlauskayelle des Ilrhrn. von Ha-
gen. Im Bilderliahinete dieses Freiherrn sah man Armida und
ltinaltlxi, nach Thrquato Tilsgu, dann Aeneas mit der Sibylle von
Cumae, und eine Madonna; Im fürstlich Auerspergßchen Sommer-