Udine,
Nlartino
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land ist zwischen den Mördern am Kreuze erhoben, umgeben von
weinenden Engeln, welche dessen Blut aulfangen. Die Seele des
renigen Schiichers schwebt nach dem Himmel, während der Teufel
dem andern die Seele aus dem Munde reisst. Um das Kreuz, und
weiter hin auf Golgatha sieht man eine unzählige Menge von Fi-
guren zu Fuss und zu Pferd. Am Iireuze ist Maria in Ohnmacht
von Frauen unterstützt , und Magdalena umfasst den bluti-
gen Stamm des Kreuzes. Das eine der Seitenbiltler stellt die
Fusswaschung des Heilandes dar, und gegenüber sieht man den
Heiland als Besieger des Todes in der Vurhölle. An der Decke
des Chores sieht man Christus und die Evangelisten mit Bändern,
auf welchen ihre Namen stehen. Zwischen reichen Ornamenten
erscheinen die Iiirchenlehrer. Am grosseu Bogen, der das Chor
vom Schiffe trennt, sind halbe Figuren von Heiligen, welche aber
von anderer Hand herrühren. Rechts in den Lunetten stellte der
Künstler die Versuchung des heil. Antonius, und diesen Heligen vor
dem Leichnam des Ercmiten Paulus dar, so wie eine zweite Scene,
wo die beiden Heiligen beim iWIahlc sitzen, welches ihnen der
Rabe bereitet. In einer andern Lunette erscheint St. Anton. von
Padua, welcher wunderbarer Weise durch das Kind die Unschuld
der Mutter bestiittigen lässt. In der Vertiefung des Bogens malte Pel-
legrino die Propheteniin halben Figuren, und an den Tragsteinen
den heil. Geor mit der Innoccnza, und den Tobias mit dem En-
gel. An der Vtämd des Schiffes über dem Bogen stellte der [iiinst-
1er die Verkündigung Mariä dar, und zu den Seiten in zwei von
Caryatiden getragenen Bögen die Erscheinung der drei Könige.
Die Caryatiden stellen Adam, Eva etc. dar. An der rechten Sei-
tenwand sieht man St. Anton auf dem Throne, vor welchem 1neh-
rere Personen in Andacht luiieeii, meistens Portraite. In den bei-
den Nischen über (liesem Bilde sieht man die Heiligen Sebastian
und Michael. Die Attika über ihnen ist mit gemalten Statuen und
Basreliefs geziert. Diese Malereien gehören zu den interessante-
sten Erzeugnissen der Kunst in Friaul. Besonders edel und gross-
artig ist der thronende St. Anton auggefasst. Die Kreuzigung würde
jedem italienischen [iüilstler zur _l_ire gereichen. Ausgezeichnet
schön sind einige Figuren von Heiligen, welche in einfach gra-
ziöser Haltung erscheinen. Im Ganzen befolgte Pellegrino noch
das symmetrische Vcrfahrenüer fruhereil Meister. Unter dem Pro-
pheten Daniel im Chore liest man: Peregrinus ymxit 1497. Im
Jahre 1513 (lwaniago, Docum. XVIII.) wurden die Bilder fortge-
setzt, wahrscheinlich im Schide, und 1522 wurde das Werk vol-
lendet, wie wir durch Maniago l. c. 17g. urkundlich wissen. Der
Künstler erhielt für das Ganze 460 Dukaten._ Dieses ist in den
Büchern der Mönche notirt. In der liirche der Madonna di Strada
zu San Daniello malte er 1505 eine Madonna mit dem Binde in
Fresco, und zu den Seiten St. Joseph und den Täufer Johannes.
Diese Bilder wurden von der Mauer genommen, und gingen zu
Grunde.
Ausser dem oben genannten Bilde des heil. Joseph findet man
in Ucline auch noch andere Werke von Pellegriuo. Im Jahre 1512
(Mamagß, Doc. XIX.) erhielt er vom Rathe den Auftrag, das
marmorne Denlnnal des Luogotenente Andrea Trivisano in der
Loggia des lißentllchen Pallastes mit Bildern zu zieren, wofür ihm
2 Dukaten m Gold zugesichert. wurden. Er malte da die allegori-
schen Geslalten der Religion und der Gerechtigkeit in Helldunlael.
Am Fronten sieht man zwei Ruhmesgöttinnen. Die ersteren Figü-
ren erscheinen im Iiniestück, und in würdiger Auffassung. Ilierauf
(1519) musste er die Flügel der Orgel des Domes bemalen. Er
Naglefs Künstler Lex. Bd. XIX. I4