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Udine ,
Giovanni
Ganze. Ueber diesem Portale ist von seiner Hand ein Steinbild
der heil. Jungfrau. Diese Statue ist im Style streng und hart, und
scheint aus einer früheren Zeit des Künstlers zu stammen. Nach
_9lIl0I' Urkunde wurde es den 5. März 1526 abgeschätzt, und über
dem Thure aufgestellt.
Üdlne, GIOVMIIII da, jener berühmte Künstler, der sich unter
Rafael in den vatikanischen Loggien Ruhm erwarb, wird von Va-
sari bald Gio. de" Nanni, bald Ricomatore genannt. VVir haben
seiner unter G. Nanni erwähnt, weil mehrere Schriftsteller glau-
ben, diess sei der Familienname des Künstlers; allein Graf Ma-
niago, der in seiner Storia delle belle ärti Friulane. Udine 1823,
urkundliche Belege über die Künstler von Udine beibringt, fand
diese Annahme nicht bestättiget. Nach Maniago wurde Giovanni
1487 (nach anderen 1494) in Udine geboren, denn er fand im
'1'ratto dall' archivo Moroldi eine Einweisung auf ein eigenhändi-
ges Notizenbuch, welches unter dem Titel: Rotolo Reccamador
principia 1559, in eui vi sono variissime altre annotazioni etc.,
den Künstler als unorthographischen und schlechten Stylisten be-
urkundet, so wie er überhaupt in wissenschaftlicher Hinsicht sehr
weit zurück war. In diesem Rotolo ist nach Maniago, Docu-
menti XC. bezüglich des Alters desselben folgendes angemerkt:
Ali 21 d'Aprile 1545. Jo. Giovanni Becamador pitor esendo di etä
d'anni 57, et mesi 6 manco giorni 6, no certo homu di mal go-
verno etc. Seinen Vater Franceso nennt Vasari wqual cittadinu
unoratom Ueber das Amt desselben gibt eine Urkunde im Stadt.
Archive zu Udine von 14g? Aufschluss, bei Maniago im Auszug
der Documente LXXXIX. In dem genannten Jahre erschien Fran-
cescu vor dem Rathe, und das Protocoll besagt folgendes: vvlu dicta
Convocatione comparuit Ser. Franciseus Rachamatoris provisiuna-
tus nostrae Civitatis ad faciendum provisiones contra pestem expo-
nens, se omni diligentia et sollecitudine procurare et exercere Of-
ficium suum equitando quotidie circa portas Terrae Utini, et ex-
tra ad cognoscentlumloca suspecta et infecta pestca. Francesco lte-
camador stammte aus einer obscuren Familie, und lebte in hür-
gen-liehen Verhältnissen als Aufseher der Zollgränze der Stadt Udiue.
Sein Sohn Giovanni adelte aber die Familie durch seine Iiuust.
Ueber seinen Aufenthalt in Rom und über die Werke, welche
er in jener Stadt hinterlassen hat, haben wir im Artikel wGio. Nilllniß
Nachricht gegeben. Bei der Belagerung von Rom durch die Frau-
zosen stand er unter den römischen Scharfschützen, und einer
der Schriftsteller des 16. Jahrhunderts (Capodagli p. 357) nennt
ihn als denjenigen, welcher die tödtliche Kugel auf dcnllunne-
table von Bourbon gesandt hat, eine Ehre, welche sich auch Ben-
venuto Cellini beilegt. Nach seiner Flucht aus Rom fand er in Utline
ein Asyl, nach drei Jahren heriefihn aber ClemensVll. wieder nach
110m. Dieser Papst verlieh dem liunstler 1551 eine Pension von
80 Ducati d'oro, welche ihm nach eigener Aussage, im eben er-
wähnten Botolo des Künstlers im Archiv Moroldi (Maniago, D0-
cum. XCI.), Fra Bastiano delueianis Pitor Veneto (Sebastiano del
Piombo) ausbezahlen musste. Im Jahre 1552 schickte ihn der
Papst nach Florenz, um die Sakristei von S. Lorenzo in Sluccu
zu verzieren; allein die Arbeit war noch nicht ganz vollendet, als
der Papst starb, und am Hofe des neuen Iiirchenfürsten war für
ihn lliChts mehr zu thun. Ausserdem ferti te er die Zeichnungen
zu den gemalten Fenstern der Bibliotheca lgaurentiana lll Florenz.
Jetzt beschloss der Iiiiustler in Udine seiner liunst zu leben.
ln einer Eingabe von 4. Februar 155i (Flamingo, Docum. XCIII).