Uden 1
Lucas
VüIl-
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er das Land durchwanderte, am frühen Morgen und bis in die
Mondnacht hinein ihre Erscheinungen beobachtete, und zeichnete,
was sie Schönes und Grossartigcs hervorgebracht hatte. Nach sol-
chen Zeichnungen führte er dann in seiner stillen Hammer 1nit
Islülfe einer glühenden Phantasie Gemälde aus, welche die Nami-
in ihrer glänzendsten und feierlichsten Stimmung zeigen. Als lVIei-
stcr in der Perspektive ordnete er seine Bilder immer nach einem
vortheilhaften Standpunkte, mit angenehmer Abwechslung der Flä-
chen- Seine Fernungen und die reinen Lüfte, oder die klaren
Woll-icnzügc üben auf das Auge einen grossen Reiz, so wie an-
dererseits die Lichteflekte auf den Flächen und in den meisterhaft
behandelten Bäumen magisch wirken. In seinen kleinen Bildern
ist die Färbung zart und lieblich, in seinen grösseren kräftig und
warm. Diese Gemälde sind pastos im Auftrage und weniger vollen-
det, je nachdem der Künstler die Hauptwirkung für die Entfer-
nung berechnete. Rubens benutzte das Talent dieses Meisters,
und leitete es. Uden malte öfter die landschaftlichen Partien in den
Werken des Rubens, und wusste sich auch in eigenen Bildern so
sehr in dic Weise jenes Meisters zu fügen, dass viele seiner Ge-
mäilde in Charakter und Auffassung dem Rubens ähnlich sind.
Letzterer malte ihm zuweilen Figuren in den Landschaften. Ein
anderes Mal staPfirten A. van Dyck und D. Teniers seine Gemälde.
Die Bilder, wo die beiden ersten Meister mit van Uden zusam-
meuwirkten, stehen in hohen Preisen, besonders wenn sie die
Grösse der gewöhnlichen Staffeleibilder überschreiten. Aber auch
die Landschaften von v. Udelfs alleini er Hand sind hoch ge-
schätzt, und werden theuer bezahlt. Die letzteren Werke des Mei-
sters sind indessen etwas monoton, da mit den Jahren sein Far-
bensinn geschwächt wurde.
In der Capelle der Iiirche St. Bavon zu Gent sind grosse land-
schaftliche Bilder mit Figuren von L. v. Uden. Diese Gemälde
stammen aus seiner früheren Zeit, gehören aber zu den Haupt-
werken des Meisters. Früher sah man auch in mehreren hollän-
dischen Cabineten Bilder von ihm, wie in jenen von H. B. Du-
bois, Deyne von Lievergen, u. a. Letzterer hesass neben anderen
eine grosse Landschaft mit Figuren von Teniers. Auch Graf de
Vence und Blondel de Gagny in Paris besassen Werke von ihm.
In der Sammlung BlondeYs war eine grosse Winterlandschaü, In
der k. k. Gallerie zu Wien war früher eine Landschaft mit Fi-
guren und Vieh, welche im_ neuen Cataloge nicht mehr erwähnt
ist, so dass sie als Werk eines anderen Meisters gelten dürtte.
Die Gallerie Lichtenstein daselbst bewahrt eine schöne kleine
Mondlandschafl. In der Pinakothek zu München ist eine meister-
Iiaftc kleine Landschaft mit Bäurnen am Teiche, und einem Bauer,
der die Pferde in die Schwemme reitet. In der Galleric zu Drcs-
den sind sieben Bilder von Uden: eine Gehirgslandschaft mit
WVassei-fällen. dann mit zwei Reitern und einer Itlirtenfamilie, ge-
malt W311 P- Bout; eine kleine Landschaft mit Fischern und Käu-
fern der Fische, die Staffage von Bout; eine grosse Landschaft;
mit Wasser und einem Brantzuge, gemalt von D. Teniers; eine
kleine baumreiche Landschaft mit Elias und Antßllius. von D. Te-
niers äemalt; eine Waldlandschaft mit ein Paar Weibern; eine
weite andschaft mit Reisenden und einer Heerde, Vgn Boni ge-
malt. Auch in der Gallerie zu Salzdahlell waren ehedem mehrere
Bilder von Uden. In Lutonhouse zu London ist eine vortreffliche
Landschaft im Charakter von Rubens. Teniers malte die Figuren
darin. Ein anderes meisterhaftes Bild dieser Art besitzt die Samm-
lung in Devonshirc. Eines dieser Bilder ist wahrscheinlich das