Tu rn er
Joseph
William.
Mallord
Auf dem zweiten Bilde ist die See weniger vom Sturme bewegt;
die Fahrzeuge durchschneiden in verschiedenen Richtungen; die
Wellen, deren Schaumkrouen meisterhaft hingeworfen sind. Auf
den Segeln treiben Schatten- und Lichttheile ein mannigfaltige;
Spiel. Fiorillo gesteht diesem Bilde viele Schönheiten zu, kann
aber bereits die Vermuthung nicht mehr zurückweisen, dass den
Künstler ein zu frühes Lob tranken und nachlässig gemacht habe,
so dass sein oben bezeichnetes Hunsttreiheix ein frühes Datum hat.
Nach dem Inhalte von einigen Bildern aus jener Zeit könnte man
schliessen, Turner habe schon in frühen Jahren überseeische Bei-
sen unternommen. So sah man auf der akademischen Iiunstaus-
stellung von 1805 eine Aßssicht in Savoyen auf den Montblanc,
und landschaftliche Sittengemälde: ein Bild der 'Weinlese in Ma-
con, und des Landungsplatzes zu Calais mit den französischen
Fischweiberti. Dass aber der Künstler damals auch die Schweiz
besucht habe, scheint Fiorillo nicht zu glauben, denn er nennt
sein Bild des Bheinfalles bei Schalihausen eine wahre Sudeley nach
einem elenden Gemälde oder liupferstich. Ein Gegenstück bildet
ungefähr die Einweihung der Walhalla, deren _Wir später erwiili-
nen. Mittlerweile fertigte der Künstler auch viele Zeichnungen,
neben anderen zu dem Werke: Bcauties of England and Wales, in-
delineations topographical, historical and descriptive, d. An diesem
VVerke arbeiteten noch mehrere andere Künstler und Gelehrte. Von
seinen grüsseren Gemälden, die später in weiterem Kreise bekannt
wurden, nennen wir sein Bild der Erbauung Carthagifs mit einem
prächtigen Sonnenuntergang über das Meer. Dieses Gemälde brachte
Turner 1815 zur Ausstellung, und 1816 malte er als Gegenstück
den Fall von Carthago. Hierauf erhielt er vom Prinzen Regenten
den Auftrag, die schönsten Ansichten Italiens zu zeichnen, worüber
fast zwei Jahre verflossen. Nach seiner Rückkehr führte er einiwe
dieser Bilder in Oel aus, welche 1'820 in Calrtonhouse aufgestellt
wurden. Diese Gemälde fanden grossen Beifall, und man behaup
tete bei Gelegenheit der Ausstellung, der Künstler stehe in höhe.
rcm und idealen Landschaften allein da, und habe auch in der
Ausführung Niemand, der ihm gleichkouune. Ein grosses Gemälde
von 1825 stellt den Tempel des Jupiter Yanhellenios dar, ein Bild
der Pracht des griechischen Alterthums. Man erkannte darin ein
Meisterstück des Künstlers, welches uns auch im Stiche vorliegt,
und eine Ansicht des Tempels der Sibyllc in Tivoli zum Gegen-
stücke hat. Unermüdet im Auffinden neuer Stoffe zu malerischen
Darstellun en unternahm er weitere Reisen in England und Wales
zu einem grachtwerke, welches nach seinen Aquarellzeichnungen
die interessantesten "Ansichten jener Länder im Stiche enthält.
Früher schon hatte er Hastings und die Umgegend zu diesem Zwg-
cke gewählt, so dass sein Hut nicht allein in England entschieden
war, sondern auch im Auslande einen Wiederhall fand, da die
Iiupferstecher den Künstler von der gefälligsten Seite schildcrtcn.
Anders hielt es die Critilt mit seinen Gemälden, da sie den Irrwvcg
erkannte, auf welchem der geistreiche Turner ein schönes Talent
vergeudete. Den damaligen Standpunkt des Künstlers finden wir
im liunstblatt 1-8211 richtig bezeichnet, wenn es heisst, dass der-
selbe Anfangs unter Leitung der Natur Werke geschaffen habe,
welche durch einfache, grossarlige Autfassung sich empfehlen. In
der Färbung blieb er bei vcrwaltentlem Hange zum Mannigfalti-
gen und Glänzenden noch länger in den Schranken _der Massig-
gnng, endlich aber {Ing er an, in allen Theilen die Natur zu
überbieten, und dem damals sogenannten grosscn Style lVlaass und
Wahrheit zu opfern. Er blendete das körperliche Auge der Nlenge