Volltext: Torre, G. - Veiss, R. (Bd. 19)

Turner , 
Joseph 
Mdllord 
William. 
161 
Studien machte, und an dem Grafen von Briihl einen Gönner 
fand. Dieser hunstlreund liaufte mehrere Landschaften mit Thie- 
ren von ihm, welche II) seinem Palaste zu sehen waren. Auch in 
der Sammlung des Conferenzrathes Bugge zu Copenhagen war 
eine ileisälg vollendete Landschaft von Turner. Im Grunde sieht 
man eine Stadt und eine Burgruine, und über den Fluss geht ein 
Boot mit Menschen. Bezeichnet: J. Ca Turner. 
Dann findet man auch Zeichnungen von ihm, gewöhnlich mit 
der Feder und in Bister ausgeführt. Zu den vorzüglichsten Mei- 
stern gehört indessen Turner nicht. Er wurde 1755 Hofmaler in 
 Dresden, und starb daselbst 1744 in; 56,. Jahre. 
A. Birkhart stach nach Zeichnungen von Turner, W. Reine;- 
undd. Ditzler die Baulichheiten der gräflich Waldsteimschen Tuch- 
tabrilt ll] Oherleitendorf: Oberleutendorlcnses pannariae oßicinae, 
20 Blätter. Praga 1728) fvlß 
Turner, JOSGPlI Mallord William, Landschaftsmaler, einer der 
gcfeiertsten englische!) Meister des 19-. Jahrhunderts, wurde um 
1780 in London geboren, und von Wilson unterrichtet. Als liiinst- 
ler von entschiedenexn Talente gelangte er bald zu Ansehen, und 
daher zählt ihn schon Fiorillo V-. 851 zu den achtungswürdigsten 
Malern der brittischen Schule zu Anfan unsers Jahrhunderts, aber 
mit der Bemerkung, dass er in seinen lgiatzten Gemälden etwas zu 
flüchtig gearbeitet habe. Diese Klage wiederholte sich im Laufe 
der Jahre nur zu häufig, namentlich in der letzteren Zeit. Turner, 
der durch seine vielen, oft sehr geistreichen Compositionen, wel- 
che für Almanache und andere illustrirte Werke auf das zierlich- 
ste gestochen sind, in ganz Europa bekannt ist, und auch einige 
Bilder gemalt hat, welche mit Besonnenheit und Fleiss durchgc- 
führt sind, enttäuscht den Beschauei- in anderen Werken wieder 
auf merkwürdige Weise. Er besitzt ein ausgezeichnetes Talent für 
Farbe. Seine Farben sind mit Sinn für Hurmimie neben einander 
gesetzt, und manchmal findet man deutlich gemalte Partien; allein 
bald scheint er wieder alles verwischen zu wollen, so dass Himmel 
und Erde, Bäume, Häuser, Mexischen, Schilie und Wellen in ein- 
ander rinnen. Das Iiunsttreiben dieses Meisters ist im Auslande 
im Allgemeinen nur wenigen klar, da die nach ihm vorhandenen 
Stiche zu den geiiilligsten Erzeugnissen der Kunst gehören, und 
auch in England gibt es viele, welche die gänzliche Verwildung 
eines bedeutenden Talentcs bewundern, und dergleichen Bilder 
für besonders kühn und geistreich halten. 
Die Werke dieses Meisters sind zahlreich. Zu seinen frühe- 
ren gehören mehrere Bilder im sogenannten heroischen Style. Aus 
den Gedichten Ossian's schöpfte er romantische Ansichten, oder 
Nebelgeiilde mit phantastischen Gestalten. Dann malte er auch 
ägyptische Ansichten, ohne das Land gesehen zu haben, wobei 
Iiupferstiche und seine Phantasie ihm behülflich waren. Wunder- 
bare Ereignisse der Bibel und der alten Mythe sporntcn ihn eben- 
falls znr roduktion. Die Darstellung der Siindfluth, die Vernich- 
hing einer Armee durch den Würgengel, durch einen von unsicht- 
barer Macht erwegten Wirbelwind u. s. w. hatte er in reichen B1]- 
dern behandelt. Fiorillo rühmt zwei Scestüche von 130g, Erzeug- 
nisse einer vom Stürme bewegten Phantasie, nicht der eigentlichen 
Naturanschatiung. Auf dem ersten dieser Gemälde sieht man bei 
pechschwarzem Himmel die fiirehterlichste Brandung, welche die 
SchiPfe vor Anker, und die Fischer in ihren Iiiihnen zu verschlin- 
gen droht. Am Ufer erscheinen dunkle Gebäude und Thürme. 
Naglcfs Künstler  Lex. Bd. XIX. 11
	        
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