Torriggiano ,
Torrigiani ,
Pietro.
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Ueberdiess führte er für Heinrich VIII. noch einige andere Werke
in Marmor, Erz und Holz aus. Dieser Fürst hatte mehrere liiinst-
ler an seinem Hofe, und wahrscheinlich auch noch andere Italie-
ner, denn Torriggiano suchte bei seinerAbreise nach England meh-
rere junge Künstler für den König zu gewinnen; selbst den Beve-
nuto Cellini, wie letzerer in seinem Leben p. 12 (T. erzählt. Torrig-
giano war diesem gleichgesinnt. und sie bestanden manches Aben-
teuer niit einander. Durch Celliiii wissen wir auch, dass unser
Künstler Pietro heisst, während ihn Vasari 111.51. nur Torriggiano
'l'orriggiani nennt, und namentlich (lessweijen auf ihn zu spre-
chen kommt, weil er seinem divino Miche agnuolo die Nase gee
_scliändet hatte, was man in den Bildnisseu desselben deutlich er-
liennt.
Von England aus begab sich Torriggiano nach Spanien. da
er wahrscheinlich in Erfahrung gebracht hatte, dass in Granada
den katholischen Königen kostbare Monumente errichtet werden
sollten. Er fertigte daselbst als Probe seiner Kunst eine Cliaritas in
halberhobener Arbeit, welche über der Thiire des Capitelsaales der
lil. Iiirche eingesetzt wurde. Diese Gestalt erscheint lebensgross in
Medaillen, und ist jedenfalls eines Michelangelo würdig, sowie
ein Ecce lioiuo, welches ihm in der Kirche zugeschrieben wird.
Dennoch soll dem Fclipe de Yyigarny (F. de Borgoiia) die Ausfüh-
rung der lYIonunieiite übertragen worden seyxi, welcher aber eben-
falls nicht zur Arbeit liillil. begab sich dann nach Se-
villa, wo er nach Vasari für das Kloster der Padres Geronimos de
Buenvista mehrere VVei-lie ausfülirte. Er ncniit ein Crucifix von
Thou, ein bewunderungsrvürtliges Bild, wie liOiII anderes in Spa-
nien zu sehen. Dann nennt Vasari noch ein zweites Werk dieser
Art, ferner eine Statue des heil. Hieronymus mit dem Löwen, und
ein Bild der Madonna mit dem Iiinde, welches so schön befunden
wurde, dass der Herzog von Arcos dem Künstler für eine Wie-
derholung eine grosse Summe versprach. Vasari sagt, Torrig-
giano habe das Madonnenbild selbst in den Pallast des Herzogs
getragen, um die Summe zu enipiangen, welche er, dem Sache nach
zu urtheilen, welchen der Duque de Arcos gefüllt hatte, über seine
Erwartung hielt. Der Künstler schleppte sich damit müde, und
fand zuletzt zu seinem Erstaunen, dass der Sack nur Maravedis
enthielt, deren Wertli sich nicht auf 50 Dukaten belief. Ueber
diesen Spott in Zorn versetzt, lief der Künstler nach Vasari's Be-
hauptung mit einem Beile nach der Wohnung des Herzogs, und
schlug das Bild in Stücke. Allein diese That soll den Künstler
als der Ketzerei verdächtig der Inquisition überliefert haben. Diese
"verurtlieilte ihn zum Gefängnisse, in welchem er 1522 starb, be-
vor sein Todesurtheil erfolgte.
Vasari sagt nicht, woher ihm diese Nachricht: geworden, und
scheint auch wirklich Melireres erdichtet zu haben. Cean Beriiiii.
dez (Diceionario liist. de los nias illustres profesores V. Ö?) glaubt
nicht, dass ein alter spanischer Grunde mit Spott und schlechter
Münze bezahlt habe, da ihm mehrere Beispiele von damaliger
(Jciierosität der Grossen gegen Künstler bekannt geworden waren.
Er fand auch weder eine Spur von einem der Iireuzbilder, noch
von einer Statue der heil. Jungfrau in Sevilla. Nur jene des heil.
Ilieroxiyiiius ist vorhanden, eine Figur über Lebeiisgrösse in ge-
bfallllief Erde. Der Heilige erscheint fast naclit in einer Grotte.
eine bewunderungsxrüriliqe und grandiose Gestalt, die als Muster
des Ausdrucks und der ivülliißlllilllellllCit der menschlichen Form
gelten kann. Selbst Micliel Aiigclo hätte sie nicht anatomisch
richtiger darstellen können. Der Heilige lässt sich auf die TCClIlQ