Susemihl ,
Johann
Conrad.
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entmuthigen, und endlich gelang es ihm, auf Zureden seines
früheren Lehrers, des Rectors Münch in Alsfeld, dem Schneider-
handwerli entsagen zu dürfen. Jetzt ging er nach Cassel, wo
ihn der Iiupferstecher Müller in die Lehre nahm, welcher aber
nur im Schriftstechen und im Iiuptertlrucken erfahren war. Da-
mit musste sich auch Susemihl beschäftigen, und nur mit Mühe
konnte er von seinem Lehrherrn die Erlaubniss erhalten, wöchent-
lich zweimal auf der Akademie zeichnen zu dürfen. Diese Zeit
benutzte er aber so fleissig, dass er zweimal die silberne Preisme-
daille erhielt. In dieser Periode kam der in der Iiunst- und Li-
teratilrgeschichte bekannte Iiriegsrath Merk nach Cassel, um einige
junge Iiünstler für seine artistischen Unternehmungen zu gewin-
nen. Der Direktor J. H. Tischbein sen. empfahl ihm auch unsern
Susemihl, und dieser ging daher 1789 nach Darmstadt, wo Merk
ein Kunst-Institut gegründet hatte, aus welchem mehrere Blätter
hervorgingen. In dieser Zeit stach Susemihl den Götz von Ber-
lichingen nach H. Tischbein dem Neapolitaner in Aquatinta, nach
dem 1791 erfolgten Tod jenes Mannes war aber der Künstler wie-
der auf sich selbst angewiesen. Das Bildniss der Landgriilin Louise,
der Gemahlin des nachherigen Grossherzogs Ludwig I., erwarb
ihm aber die Unterstützung dieser Fürstin, so dass er zwei Jahre
in Weimar und Dresden seinen Studien obliegen konnte. In
letzterer Stadt fertigte er einige Zeichnungen nach den besstcn
Gemälden der Gallerie. Nach seiner 1795 erfolgten Rückkehr nach
Darmstadt fand er im Hause der Gebrüder Bekker Aufnahme und
Unterstützung. Sie beschlossen mit Borckhausen, Lichthammer
und Lernbecke die Herausgabe eines naturhistorischen Werkes,
welches, durch die nOiseaux düifriquew von Levaillant hervorgeru-
fen, unter dem Namen der Darmstädter Ornithologie bekannt ist,
und die Abbildungen der deutschen Vögel in fol. enthält. Durch
die Stiche zu diesem Werke gründete der Künstler seinen Ruf,
so dass ihn Grossherzog Ludwig I. 1800 zum Hofkupfersteeher er-
nannte. Diese Ornithologie, we che heftweise erschien, und die Na-
turgeschichte des Thierreiches der russischen Provinzen Cur-, Lief-
und Estland von Drürnpelmann und Friebe beschäftigte ihn meh-
rere Jahre, und Susemihl leistete in desem Fache Ausgezeichnetes.
Seine Mussestunden brachte er mit der Jagd und mit Ausstopfen
von Vögeln zu, die er in Gouache malte, und deren Originalge-
mälde im Besitze des grossherzoglichen Museums zu Darmstadt
sind. Im Jahre 1808 ernannte ihn die Wetterauer Gesellschaft für
die gesammte Naturkunde als Anerkennung seiner Verdienste um
die deutsche Ornithologie zu ihrem correspondirenden Mitgliede.
Die Napoleonischen Kriege hemmten jedoch alle Kunstunterneh-
mungen, und die beiden genannten Werke geriethen gänzlich ins
Stocken. Susemihl musste jetzt seine Zuflucht zu kleineren Arbei-
ten für Buchhändler nehmen, bis nach hergestelltem Frieden der
berühmte Architekt Moller die Herausgabe seiner Denkmäler der
deutschen Baukunst unternahm, wozu er mit seinem Sohne Eduard
und seiner Tochter Emilie den grüssten Theil der Platten lieferte.
Einen anderen architektonischen Stich führte er für das Dr. Bois-
seröekche Werk über den Cölner Dom aus, Platte Nr. 11. mit
Compositionen der Glasfenster.
Als der Zeitpunkt eingetreten wer. in welchem der Stahlstich
der Iiupferstecherkunst einen Theil ihres Terrains abgewann, un-
terzog sich auch Susemihl von 1850 59 der Besorgung ausge-
führter Stahlstiche, die unter dem Namen Susemihl und Sohn"
(Eduard) in verschiedenen Werken zerstreut sind. Zu Endßndvä
Jahres 1839 unternahmen beide Künstler die Herausgabe der Vogel
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