Darslellungen der Leidensgeschichte, und ganz oben fensteriihnli-
che Oeffnungcxi mit Spitzbögen angebracht sind. Ueberall herrscht
die sinnreichste und geschinackvollste Mannigfaltigkeit. Dass Svr-
lin diese Arbeiten geliefert habe, vermuthete man auch aus der
Aehnlichltcit mit den Chorstiihlen im Münster zu Ulm, allein nach
jüngst aufgefundenen Akten der Stadt VVien von 1484 nennt sich
der Meister: v-WVilhalm Rollinger pildsniczerne Es war
'21 Ohnehin auffallend, dass Syrlin nach Vollendung dieser Arbeit
iiiilflos im Spital zu VVieu gestorben sei. Auch das Vaterland wird
den Künstler nicht undenkbar von sich gewiesen haben, und wenn
er je im Spitale gestorben ist, so kann diess nicht gerade in Folge
der Armuth geschehen scyn, indem zu jener Zeit mehrere benut-
telte Mainner das Leben in Ruhe in einem lslospitale beschlossen.
Das Elend des Vaters wiirde auch den Sohn einklagen. Sein
Bildniss auf einem der Chorstiihle im Münster zu Ulm ist in dem
oben genannten liupfcris-erlae von E. Mauch gestochen. Auch in
der Umfassung des Titelblattes von Ulms Iiunstlcben etc. ist es
gestochen. Sein Monogramm befindet sich ebenfalls auf diesem
Titelblatte.
Der jüngere Jörg Siirlin tritt mit dem Jahre 1434 urkund-
lich auf den Schauplatz, und er behauptet sich mit gleicherKunst-
vortrePilichkcit, wie der Vater. Auffallend ist die Orthographie
des Namens, da er immer mit dem ii seinen Namen einschnitt,
der Vater aber fast immer des y sich bediente. Zur Linken des
Choraltars im Münster zu Ulm soll ein dreifacher Stuhl gestan-
den haben, an welchem eingeschnitten war: Georgii Siirlin
ju nioris opus c ompleturn 1118i. Später übernahm der Künst-
ler für die Klosterkirche in Blaubeuern mehrere Arbeiten, worin
er sich auf eine eigentliiihmliche Weise auszeichnet, sowie iiber-
haupt die beiden Syrliu in ihrer Art als einzig dastehen. Er fer-
tigte die reich verzierten Chorstühlc, laut Inschrift: Anno Domini
1.195 elahorata sunt subsellia a Georgio Siirlin de Ulma hnjus ar-
tis peritissimo. Wie Syrlin sen. am Gestiihle im Dome zu Ulm,
so brachte auch der jüngere Siirliil hier sein Bihlniss an. Daselbst
ist auch ein heriihmter Altar von 1496, welcher als VVerk dieses
Meisters erklärt wird. Am Fasse des Altarsehreines befinden sich
in prächtigen Nischen die lebensgmssen Brustbilder der Apostel
mit Christus in der Mitte, zur Seite die Pfalzgrafen von Tübin-
gen als Wappenhalter. Ueber diesen in Mitte des Altares, steht
Maria von Eilgeln gekrönt, in Lehensgriisse mit dem liinde auf
dem Arme, welches einen Apfel hiilt. Rechts vor Maria steht Jo-
hannes der Täufer mit Buch und Lamm, und neben ihm erscheint
S. Benedikt mit Buch und lirummstab. Gegenüber steht die heil.
Scholastica, St. Benedikfs Schwester, mit der Taube auf dem Bu-
che. Alle diese Figuren sind bemalt und vergoldet, sowie auch
die Nischen reich vergoldet und danmscirt sind. An den sechs
Lescnen, welche das Ganze in fiinf Abthcilun en durchschneiden,
fehlen am Altare zehn herrliche Figuren, weiiche entwendet wor-
den sind. Auf dem rechten Altarllügel sieht man in halberho-
bcner Arbeit die Geburt Christi im Stalle zu Bethlehem, und
oben an einer schmalen Verlängerung des Flügels erscheint der
Meister Siirlin mit dem Bosenkranze Kauf einem Kissen knieend.
Der zweite Flügel, zur Rechten des Beschauers, enthält die
Weisen aus dem Morgenlande, welche das Iiind anbeten. Oben
auf der Erhöhung ist das Portrait des Bischofs Otto von Constanz.
Die Malereien sind von B. Zeitblom und M. Schaffner. Diesen
prach Wollen Altar haben in neuester Zeit Carl und Manfred Hei-
delotf Gezeichnet, und Friedrich Wagner und Philipp Walther den-